An der Bischofssynode vergangenen Samstag diskutierten die Bischöfe über umstrittene Fragen zu Partnerschaft und Beziehung. Das Ergebnis fiel enttäuschend aus: Die Bischöfe sind nicht zu mutigen Schritten bereit.
Die Revolution ist ausgeblieben auf der Bischofssynode im Vatikan. Umstürzende Botschaften hatte angesichts der Zerstrittenheit der Bischöfe über den Kurs der katholischen Kirche auch niemand erwartet. Im Gegenteil, die von Papst Franziskus zu einem Perspektivenwechsel gedrängte Kirche schien auf der Stelle zu treten bei der Frage, wie viel Wirklichkeit die Doktrin verträgt.
Die reformorientierten Kräfte im Episkopat loben nun das Ergebnis der Versammlung. Vom Papst aufgestossene Türen seien nicht zugegangen, sondern offen geblieben. Beim Symbolthema der wiederverheirateten Geschiedenen deutete sich gar eine zaghafte Öffnung an. Fortan, so empfehlen die Bischöfe mit knapper Mehrheit, sei der Empfang der Sakramente nicht mehr ausgeschlossen, sondern letztlich einer in Beichte und Busse ausgereiften Gewissensentscheidung vorbehalten. Was auf die meisten Menschen wie ein unverständlicher und letztlich erniedrigender Kniefall wirken muss, ist für die katholische Kirche ein Schritt nach vorne.
Enttäuschendes Ergebnis
Papst Franziskus hat den Reformprozess mit einer Umfrage unter den Gläubigen angestossen. Das Ergebnis nach zwei Jahren Beratung ist für alle, die einen grundsätzlichen Wandel der Kirche für möglich hielten, enttäuschend. Die Bischöfe, zu 90 Prozent in den Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. berufen, tun sich unendlich schwer mit der Haltung, weniger zu verurteilen, sondern in erster Linie positive Elemente in menschlichen Beziehungen zu erkennen, die nicht dem katholischen Ideal der sakramentalen Ehe entsprechen.
Der von Papst Franziskus vorgezeichnete Weg zu einer offeneren, weniger urteilenden Kirche ist noch sehr weit.
Das Abschlussdokument der Synode spiegelt dieses Ringen um den Kompromiss trefflich wider. Etwa, wenn die Rede von positiven Elementen in nicht ehelichen Beziehungen die Rede ist, im selben Satz aber auf die dogmatische Klarheit der Botschaft des Evangeliums gepocht wird. Bei der Debatte um den Umgang mit Homosexualität gab es keine Bewegung, im Gegenteil: Ein Drittel der Synodenväter stellt sich sogar gegen den aus der deutschen Sprachgruppe hervorgegangenen Vorschlag, den Zugang zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene in Anlehnung an ein Dokument von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1981 zu regeln.
Schwieriger Perspektivenwechsel
Der von Papst Franziskus vorgezeichnete Weg zu einer offeneren, weniger urteilenden Kirche ist noch sehr weit. Ob die Reform mit Papst und Bischöfen im Gleichschritt gelingen kann, ist vor allem eine Frage der Zeit. Mitentscheidend ist, wieviele Jahre Franziskus noch im Amt bleiben wird.
Zum Einen hängt davon ab, wie viele Bischöfe und Kardinäle er in diesen Jahren ernennen wird, die dann die Richtung der Kirche mitbestimmen. Noch über Jahre hinaus werden die von seinen beiden Vorgängern in 35 Jahren berufenen Prälaten das Gesicht der katholischen Kirche prägen. Daher auch die Schwierigkeiten beim Perspektivwechsel, weg von der überstrengen und lebensfremden Sexualmoral. Zum Anderen bleibt die Frage, wie sehr der Papst die amtierenden Bischöfe für seinen Kurs der Barmherzigkeit gewinnen kann.
Was auch nach der Familiensynode bleibt, ist das Paradox, in das Franziskus seine Kirche geführt hat und aus dem noch kein Ausweg sichtbar ist: Der Papst will nicht nur Bewegung von seinen Bischöfen, er wünscht sich von ihnen auch programmatische Inhalte. Die Bischöfe hingegen sind nach Jahrzehnten des Gehorsams gegenüber Rom nur bedingt zum Dialog, geschweige denn zu mutigen Schritten fähig. Sie flehen den Papst förmlich um ein lehramtliches Schreiben an, in dem die strittigen Fragen letztinstanzlich geklärt werden. Ob Franziskus diesen aus Unvermögen resultierenden Wunsch erfüllen wird, ist zweifelhaft. Ihm ist zuzutrauen, dass er seine Mitbrüder noch eine ganze Weile erbarmungslos vor sich hertreiben wird.