Mit einer Säbelzahnkatze Marke Eigenbau präsentiert das Naturhistorische Museum Basel ein neues Ausstellungshighlight, das faszinierend lebensecht wirkt.
Da lauert sie nun, die neu erschaffene Säbelzahnkatze, Muskeln und Sehnen bis aufs Äusserste angespannt, als würde sie sich an ein Beutetier anschleichen. Die Grosskatze mit den namensgebenden markanten Eckzähnen ist vor rund 10’000 Jahren ausgestorben. Im Naturhistorischen Museum Basel wirkt sie aber so lebensecht, dass man als Besucher beinahe froh ist, dass sie sich hinter Glas befindet.
Die Säbelzahnkatze im Museum ist eine Mimoplastik, das heisst eine Rekonstruktion eines Tiers, das vor gut 1,8 Millionen Jahren in der französischen Auvergne gelebt hat. Das Originaltier ist selbstverständlich nur noch als Skelett erhalten. Dieses ist neben der Rekonstruktion zu bewundern. Beim Skelett handelt sich um eines der wissenschaftlichen Prunkstücke der Geowissenschaftlichen Sammlung des Museums. «Es gilt weltweit als das vollständigste Skelett seiner Art und besitzt in Wissenschaftskreisen einen sehr hohen Bekanntheitsgrad», sagt Basil Thüring, Leiter der Abteilung Geowissenschaften im Museum.
Skelett aus dem Keller geholt
Das Skelett befindet sich seit rund 100 Jahren in der Sammlung des Museums. Angekauft wurde es vom damaligen Museumsdirektor Hans Georg Stehlin (1870 – 1941), der über gute Kontakte zu den Bauern am Fundort Senèze verfügt haben soll und so das wissenschaftliche Prunkstück günstig erwerben konnte. Viele Jahre lang war das Skelett aber im Keller des Museums nur für Wissenschaftler zugänglich. Den Entscheid, das wertvolle Stück wieder den Besucherinnen und Besuchern zu präsentieren, verband das Museum mit dem Rekonstruktions-Projekt.
Dass die daraus hervorgegangene Mimoplastik faszinierend lebensecht wirkt, liegt zum einen daran, dass mit Alwin Probst ein erfahrener Präparator am Werk war. Probst hatte zuvor einige Zeit in Afrika gearbeitet, wo er mit der Präparation von Grosskatzen bereits Erfahrung sammeln konnte. Zum andern trägt die Säbelzahnkatze ein echtes Fell. Das stammt selbstredend allerdings nicht von einem ausgestorbenen Originaltier, sondern von einer Löwin. Dem Fell wurde nachträglich eine Fellzeichnung aufgesprüht, die derjenigen eines Leoparden ähnelt.
Wissenschaft und Kunst
Stolz bezeichnet Thüring das neue Ausstellungsstück als die «weltweit modernste Nachahmung und beste Darstellung dieses Tiers». Während drei Monaten haben der Präparator und Wissenschaftler an der Neuerschaffung der Säbelzahnkatze gearbeitet. Im Atelier der Präparatoren sind noch Zeugnisse der Vorbereitungsarbeiten zu sehen. Dazu gehören unter anderem Zeichnungen und kleine Tonmodelle, mit denen die erwünschte Körperhaltung der Mimoplastik eruiert wurde.
Die Grundform für die eigentliche Mimoplastik lieferte ein Tiger aus Kunststoff, der in einem Spezialhandel für Präparatoren erworben wurde. Diese Form brachte der Präparator in minutiöser Arbeit in die richtige Grösse und Stellung und überzog sie mit dem Löwenfell. Auf der Grundlage von detaillierten Vorstudien sprühte der Präparator danach die erwünschte Zeichnung auf das Fell. Zur weiteren wissenschaftlich-künstlerischen Feinarbeit gehörten die Nachbildung der Nase, des Mundes mit den markanten Zähnen, der Krallen und weiterer Details, die dafür sorgen, dass das Abbild so lebensecht aussieht.
Vernissage für das neue Ausstellungshighlight
Heute Mittwoch Abend (16. Oktober), 18.30 Uhr, wird die neue Säbelzahnkatze an einer Vernissage offiziell eingeweiht. Basil Thüring freut sich, mit dem Tier ein neues Ausstellungshighlight präsentieren zu können. «Mit dem neuen Säbelzahntiger haben wir nun die Big Five der Paläontologie beisammen», sagt er mit einem Schmunzeln. Zu diesen grossen Fünf gehören laut Thüring neben der Grosskatze das Mammut, der T-Rex, der Höhlenbär und der grosse Diplodocus-Saurier, der sich wegen den Sanierungsarbeiten im Museum gegenwärtig allerdings im Exil auf dem Bruderholz befindet.