Schmiergeld aus dem Handel mit Tropenholz

Die Familie des malaysischen Regierungschefs Taib Mahmud kontrolliert über 400 Unternehmen in 25 Staaten. Der Bruno-Manser-Fonds verlangt vom Bundesrat, die Potentatenvermögen aus Malaysia einzufrieren.

Die Familie des malaysischen Regierungschefs Taib Mahmud kontrolliert über 400 Unternehmen in 25 Staaten. Der Bruno-Manser-Fonds verlangt vom Bundesrat, die Potentatenvermögen aus Malaysia einzufrieren.

Über 90 Millionen US-Dollar Schmiergelder hat sich Musa Aman, Regierungschef des malaysischen Bundesstaats Sabah, von Holzkonzernen auf geheime Konti bei der UBS in Hongkong einzahlen lassen. Im Gegenzug vergab der korrupte Politiker in den Jahren 2006 bis 2008 Konzessionen für die Abholzung des tropischen Regenwaldes im Norden von Borneo. Laut Unterlagen der ermittelnden Antikorruptionsbehörde von Hongkong hatte Musa Aman auch ein UBS-Konto in Zürich. Die Bundesanwaltschaft bestätigt, dass die Schweiz Rechtshilfe geleistet hat.

Leider ist dies kein Einzelfall. Im benachbarten malaysischen Bundesstaat Sarawak, wo der Bruno-Manser-Fonds seit 20 Jahren tätig ist, hat Regierungschef Taib Mahmud in den drei Jahrzehnten seiner Herrschaft Milliarden Dollar an Schmiergeldern aus dem Tropenholzbusiness gelöst. Das Geschäftsmodell ist so einfach wie kriminell: Wer die begehrten Harthölzer aus dem Regenwald von Sarawak schlagen will, muss Taib 15 Prozent des geschätzten Bruttoertrags auf den Tisch legen. Ein zweites Mal kassiert der Potentat beim Export der edlen Hölzer, die vor allem nach Japan, Indien und China geliefert werden.

Im letzten Jahr hat der Bruno-Manser-Fonds die weltweiten Vermögen von Potentat Taib Mahmud systematisch recherchiert. Das Resultat ist erschreckend: Die Taib-Familie kontrolliert über 400 Unternehmen in 25 Staaten und Offshore-Finanzplätzen; allein der Taib-Anteil an 14 malaysischen Unternehmen beträgt 1,4 Milliarden US-Dollar. Und dies ist nur die Spitze des Eisbergs.

Eine besondere Vorliebe zeigen die Taibs für Immobilien. Das Hilton-Hotel im australischen Adelaide, Bürotürme in Kanadas Hauptstadt Ottawa und Luxusimmobilien im Zentrum von London gehören zu ihrem Besitz. Besonders irritierend: Sowohl in Kanada als auch in den USA ist die öffentliche Hand Mieterin. Sogar das amerikanische FBI mietet ihr Field Office in Seattle von der Taib-Familie!

Möglich wurde die massive Korruption in Sarawak nur, weil Taib Mahmud von der malaysischen Bundesregierung in Kuala Lumpur seit drei Jahrzehnten protegiert und vor Strafverfolgung geschützt wird. Doch auch westliche Staaten und Firmen sind an Taibs Raubzug auf den Regenwald beteiligt.

Die Schweiz als global bedeutender Finanzplatz trägt eine hohe Verantwortung, wenn es darum geht, Korruption und Geldwäscherei von Erträgen aus illegaler Abholzung der Tropenwälder zu stoppen. Deshalb verlangt der Bruno-Manser-Fonds vom Bundesrat, die Potentatenvermögen aus Malaysia einzufrieren. Und unsere international tätigen Finanzdienstleister sind gefragt, ihre Sorgfaltspflichten besser wahrzunehmen als bisher.

Wenn wir die Korruption nicht stoppen können, ist der Regenwald nicht zu retten. Der Anreiz für die Politiker zur Abholzung ist schlicht zu gross.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 04.05.12

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