Schmusen und Schmausen

Der Hochaltar im Breisacher Münster hat eine umgeknickte Spitze. Das hat seine Bewandtnis: Der Künstler, der ihn fertigte, wollte gerne heiraten.

Der Chor der Schäferkapelle (Bild: Noëmi Kern)

Von Breisach über Bollenberg nach Basel: Am Donnerstag wurde die Tour wirklich grenzüberschreitend. Hüben wie drüben wurden wir mit Leckerbissen verwöhnt, mythischen wie kulinarischen. Zur Nachahmung empfohlen.

Unglücklich verliebt zu sein ist nicht schön. Glücklich verliebt zu sein, aber trotzdem nicht zusammen sein zu dürfen, auch nicht. So erging es im 16. Jahrhundert dem Künstler des Hochaltars im Breisacher Münster HL (seine Initialen sind im Altar verewigt, seine Identität ist nicht abschliessend geklärt) und seiner Geliebten Maria. Die beiden waren zwar ein Liebespaar, doch Marias Vater wünschte sich einen anderen Schwiegersohn.

Einige Jahre später bekam er dann den Auftrag, den Hochaltar für das Breisacher Münster fertigen. Er schöpfte neue Hoffnung auf eine Verbindung mit Maria und hielt erneut bei ihrem Vater um ihre Hand an. Dieser wollte seine Tochter trotz des bedeutenden Auftrags nicht mit dem Künstler vermählen – es sei denn, er baue einen Altar, der höher sei als die Kirche. Not macht erfinderisch: HL baute einen Altar (Fertigstellung 1525), dessen Spitze sich nach vorne neigt. Wäre sie aufgerichtet, würde sie das Münster um über einen Meter überragen. Nun musste der Vater sein Versprechen halten, und HL und Maria fanden doch noch zusammen.

Schlemmen im Elsass

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Im Elsass – in der Auberge aux Vieux Pressoir in Bollenberg – gabs ein üppiges Mittagessen. Zwei Stunden brauchten wir, um das vorzügliche 6-gängige Menü zu verputzen. Da kommt ein Verdauungsspaziergang durch die Rebberge gerade recht. Auch das Wetter meinte es gut mit uns. Von den Hängen sah man über die Rheinebene zum Schwarzwald und Jura hinüber. Langsam beginnt auch die Laubfärbe. Die Weinlese ist in vollem Gange. Ein Ausflug am nächsten schönen Wochenende lohnt sich also.

Der Spaziergang führte uns zur Heilig-Kreuz-Kapelle – auch Chapelle des Sorcières genannt – bei Orschwihr. Die Kapelle war früher ein beliebter Wallfahrtsort, um den sich zahlreiche Legenden ranken. Vermutlich war es früher einmal ein Kultort. Heute wird jeweils vom 14. auf den 15. August das sogenannte Haxafir (Hexenfeuer) veranstaltet, ein grosses Volksfest.

Danach gings weiter zur Schäfertalkapelle in Soultzmatt, nur einer von mehreren mythischen Orten in nächster Umgebung. Hier soll ein Schäfer wegen der Trockenheit um Wasser für seine Herde gebetet haben. Maria kam ihm zu Hilfe und liess eine Quelle hervorsprudeln.

Schon mal vormerken

Schliesslich führte der Weg noch in die Krypta des Basler Münsters. Diese ist so ausgerichtet, dass zur Sommersonnwende am 21. Juni das Sonnenlicht bei Sonnenaufgang (zirka 5:30 Uhr) genau durch das kleine Fenster fällt und – so vermutet man – den Marienaltar, der unter dem Fenster stand, traf. Bis es zum nächsten Mal so weit ist, dauert es noch. Wenn das Ereignis aber jetzt schon im Kalender vermerkt ist, kann man das bei der Ferienplanung berücksichtigen.

  • Alle erwähnten Orte und ihre Umgebung bergen noch viel mehr interessante Geschichten und Kunstwerke, die einen Besuch lohnenswert machen.

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