Machtloser Papiertiger oder wichtiges Bindeglied? Die Funktion der Schulräte ist umstritten gewesen, nun wird die Zufriedenheit der Mitglieder untersucht. Die Resultate der Befragung der Schulratspräsidenten liegen bereits vor.
Seit 2009 werden an den Volksschulen Basel-Stadt Schulräte eingesetzt. Diese Gremien bestehen aus Vertreterinnen und Vertretern der schulischen Anspruchsgruppen: einem Mitglied der Schulleitung, einer Lehrperson sowie je zwei Vertretungen der Eltern und der Politik. Die Schulräte werden an den einzelnen Standorten von einem Schulratspräsidium geleitet.
Die Kernaufgabe der Gremien besteht darin, zwischen Schule und Öffentlichkeit Brücken zu schlagen. Dazu zählt «die informelle Vermittlung zwischen Schule auf der einen sowie Eltern, Politik und Wirtschaft auf der anderen Seite», hält das Erziehungsdepartement in einer Medienmitteilung fest.
Informell darum, weil die Schulräte primär eine beratende und ausbalancierende Funktion – ganz ohne Personalkompetenzen – wahrnehmen sollen. Führungsaufgaben und Aufsichtsfunktionen fallen ausdrücklich nicht in die Hände der Schulräte, sondern obliegen der Schulleitung.
«Der Schulrat versteht sich nicht als konkret handelndes, sondern vielmehr als dialogsuchendes, vermittelndes Gremium», sagt Pierre Felder, Leiter Volksschulen am Erziehungsdepartement Basel-Stadt. «Würden wir dem Schulrat gezielt Personalkompetenzen zusprechen, würde dies die Schulleitungen in ihrem Verantwortungsbereich schmälern.»
Die Krux mit der Macht
Diese vermittelnde Funktion stösst allerdings an ihre Grenzen. Beispielsweise dann, wenn mit dem Dialog alleine keine Lösung erzielt werden kann. Der eingeschränkte Handlungsspielraum führte in der Vergangenheit zu Kritik und Rücktritten. Das Erziehungsdepartement hat nun reagiert, sagt Felder: Es sei mit ein Grund, warum «wir mit Vollgas eine Evaluation der Schulräte im Kanton durchgeführt haben».
Pierre Felder erklärt den Journalisten den Zweck der Evaluation. (Bild: Lukas Tschopp)
Um die Wirkung der Schulräte zu überprüfen, erhielt die Firma Amsler Consulting den Auftrag, diese zu evaluieren. In einem ersten Schritt wurden die 39 aktuellen Schulratspräsidien zu ihren Aufgaben und zu deren Zweckmässigkeit befragt, dieser Bericht liegt nun vor. In einem zweiten Schritt sollen im Frühjahr 2015 dann alle im Schulrat einbezogenen Akteure befragt werden.
Auf Basis dieser Befragung sollen gemäss Felder die Aufgaben des Schulrates gezielt verbessert werden. Eine überwiegende Mehrheit der Präsidien hält ihre vermittelnde Aufgabe gemäss dem Evaluationsbericht für sinnvoll und umsetzbar. Man ist der Meinung, dass diese zuweilen «machtlose» Position durchaus einen wohlwollenden Austausch- und Beratungsprozess zwischen Schulleitung und Schulrat befördert.
Schulräte als Schmierfett der Schulen
So erkennt Peter Graber, Schulratspräsident der Orientierungsschule Sandgruben, seine Aufgabe gerade darin, «durch gezieltes Zuhören und Beobachten dem Räderwerk ‹Schule› immer wieder einen Tropfen Öl zuzufügen.» Und Letizia Gauck, Schulratspräsidentin der Primarschule Gotthelf, ergänzt: «Auf der Basis von individuellen Feedbacks gibt der Schulrat Leitrahmen vor, lässt aber stets genügend Spielraum für individuelle Verhältnisse.»
Letizia Gauck und Peter Graber: Die Schulratspräsidenten sind zufrieden mit der Funktion ihrer Ämter. (Bild: Lukas Tschopp)
Schliesslich gehen aus der Evaluation bestimmte «Baustellen» hervor, die es zu beheben gilt. Darunter etwa die Konkretisierung der Auftragsumsetzung, die genaue Definition der Zusammenarbeit zwischen Schul- und Elternrat sowie ein verstärkter stufenspezifischer Austausch zwischen den einzelnen Schulräten, wie es im Bericht heisst.
Ein Schwergewicht soll künftig auch auf die Kommunikation nach aussen gelegt werden: Um eine verstärkte Wirkung in der Öffentlichkeit zu erzielen, will man die einzelnen Schulratspräsidien stärker zu Wort kommen lassen. Diese sollen die Rolle der Schulräte deutlicher erläutern und so zu einer besseren Wahrnehmung der Gremien in der Öffentlichkeit beitragen.