Schweizer wollen wieder Beizer sein

Nach etlichen Beizenübernahmen in den vergangenen Monaten durch Schweizer wagt mit der Neueröffnung des Gasthofs Neubad ein weiteres Schweizer Paar den Schritt in die selbstständige Gastronomie.

Das Koch-Ehepaar Julie Jaberg Wiegand und Philipp Wiegand wirtet neu im Gasthof Neubad. (Bild: Michael Würtenberg)

Nach etlichen Beizenübernahmen in den vergangenen Monaten durch Schweizer wagt mit der Neueröffnung des Gasthofs Neubad ein weiteres Schweizer Paar den Schritt in die selbstständige Gastronomie.

Sie haben geschnitten, gerührt, gebraten und gewürzt. Stets im Namen grosser Gastronomen. Julie Jaberg Wiegand (30) kochte für Tanja Grandits im «Stucki», ihr Mann Philipp Wiegand (32) stand zuletzt in der Küche des «Schifferhaus». Kennengelernt haben sie sich im «Teufelhof», wo Julie Jaberg nach Jahren im Service eine Kochlehre machte. Ihr Mann war damals bereits ausgelernt – seit ein paar Jahren ist es nun auch sie. Die Sporen sind inzwischen abverdient. Es folgt der nächste Schritt. Und der ist mutig.

«Zeigen, was wir können»

Am 30. Oktober eröffnet das Paar den Gasthof Neubad (Website wird demnächst aufgeschaltet). Das ehemalige «In-Lokal» gehobener Kreise hat drei bewegte Jahre mit Beizerwechseln hinter sich. Davor wirtete dort jahrzentelang die Familie Marx, der das Restaurant seinen guten Ruf verdankt. Diesen wollen Julie Jaberg und Philipp Wiegand wieder herstellen. Mit guter Küche – und Leidenschaft. Und das in einer Zeit, da das Gastgewerbe leidet. Was Julie Jaberg durchaus bewusst ist.

«Wir werden zeigen, was wir können, indem wir unseren grossen Traum verwirklichen», sagt sie. Natürlich mache die Nähe zur französischen und deutschen Grenze den Standort Basel (in ihrem Fall Binningen) zu einem härteren Pflaster, als dies etwa Orte im Mittelland sind. Aber eben: «Wir müssen unsere Gäste überzeugen.» Mit Klassikern wie Entrecote und Forelle, aber auch mit ständig wechselnden Mahlzeiten, «die der Markt gerade hergibt». Das Ganze zu moderaten Preisen.

«Eine der schönsten Branchen»

Das Paar ist bei Weitem nicht allein mit dem Wagnis, eine Beiz zu eröffnen – und neuerdings auch in guter Gesellschaft anderer Schweizer, die den harten Job auf sich nehmen. Vermehrt werden Restaurants in der Region wieder von Schweizern übernommen, auch unter den Teilnehmenden der Wirtekurse sind deutlich mehr als die Hälfte Schweizer. Die Gastronomen des im Juni wiedereröffenten Restaurants «Zum Tell» sind nur ein Beispiel von vielen. Union, Volkshaus, Landgasthof Riehen sind weitere Beispiele, die Liste ist lang.

Maurus Ebneter vom Basler Wirteverband glaubt, dass die zurückgekehrte Freude am Wirteberuf unter anderem damit zu tun hat, dass «das Gastgewerbe trotz Herausforderungen und der durchschnittlich schlechten Ertragslage noch immer eine der schönsten Branchen ist». Peter Wyss vom «Schützenhaus» stellt fest, dass junge Leute in den vergangenen Jahren wieder vermehrt eine Ausbildung im Gastronomiebereich wählen. «Entsprechend gibt es mehr Fachleute in der Schweiz.»

Nichts desto Trotz: Die Branche ist hart. Julie Jaberg und Philipp Wiegand wissen das. Stören tut es sie aber nicht, schliesslich erfüllen sie sich einen Traum. Und: Das Reservationsbuch ist bereits ein paar Tage vor der Eröffnung schon gut gefüllt.

  • Gasthof Neubad, Neubadrain 4, 4102 Binningen. Telefon: 061 301 34 72

 

 

Quellen

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