Medienanwalt Martin Wagner erschossen

Der umstrittene Basler Medienanwalt Martin Wagner ist in seinem Haus erschossen worden. Auch der mutmassliche Täter ist tot. Hintergrund soll ein Nachbarschaftsstreit sein.

Hinterlässt drei Kinder: der getötete Medienanwalt Martin Wagner.

Martin Wagner war kein angenehmer Zeitgenosse, wenn man auf der anderen Seite stand. Um die Interessen seiner Klienten durchzusetzen, griff der Anwalt gerne mal zu robusteren Mitteln. Was auch an seinen Mandaten lag, die wenig Raum für Harmonie zuliessen. Wagner vertrat als Medienanwalt die «Basler Zeitung» und lange auch die «Weltwoche», dazu die Baselbieter Wirtschaftskammer. Einem Rechtsstreit ging er nie aus dem Weg – und Gelegenheit dazu gab es bei seinen Klienten reichlich.

Diesen Sonntagmorgen wurde Martin Wagner, 57-jährig, in seinem Haus im Oberbaselbieter Rünenberg getötet. Auch der mutmassliche Täter ist tot, der 39-Jährige soll sich nach der Tat vor dem Haus erschossen haben. Die Hintergründe der Tat sind Gegenstand der Ermittlungen, eine erste Einschätzung haben Polizei und Staatsanwaltschaft aber schon abgegeben: Die Tat soll nichts mit der beruflichen Tätigkeit Wagners zu tun haben, sondern ihre Ursache in einem privaten Streit haben.

Lukrative Beziehung zu FCB-Präsident Burgener

Kurz vor 9 Uhr morgens erreichte die Baselbieter Polizei ein Notruf. In Rünenberg, beim Haus von Wagner soll ein Nachbarschaftsstreit im Gang sein, es seien Schüsse zu hören. Als die Polizei eintraf, lebte Wagner noch. Der mutmassliche Täter, der in der Nachbarschaft wohnte, war bereits tot. Sämtliche Bemühungen, Wagner zu reanimieren, seien dann gescheitert, erklärten die Behörden am Sonntag vor den Medien.

Nebst seinen Mandaten in der Medienbranche war Wagner in diverse lukrative Geschäfte mit FCB-Präsident Bernhard Burgener involviert. So begleitete er Burgener beim Filmproduzenten Constantin wie auch bei der Fussball-Vermarktungsagentur Team, die etwa für die Uefa die TV-Rechte der Champions League verkauft. Wagner und Burgener galten als langjährige, enge Freunde. Auch bei der Übernahme des FC Basel durch Burgener war Wagner involviert

Regelmässig schaffte es Wagner in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen zu sorgen. Im letzten Frühling kam ans Licht, dass Wagner im Auftrag rechtskonservativer Kreise die «Blick»-Gruppe kaufen wollte. Die hemdsärmlig geführten Verhandlungen scheiterten bereits früh – und Wagner stand einmal mehr im Ruf, Strohmann mächtiger politischer Kräfte zu sein. Bereits bei der verschleierten Übernahme der «Basler Zeitung» durch SVP-Financier Christoph Blocher war Wagner massgeblich involviert.

Angriff auf Blocher

Für reichlich Rummel sorgte Martin Wagner 2011, als er für die Baselbieter FDP in den Nationalrat wollte. Seine aussichtslose Kandidatur begleiteten wüste Provokationen in Richtung Blocher. Nach dem gescheiterten Wahlgang war er das Mandat bei der «Weltwoche» los, konnte aber immerhin das Image als Blocher-Strohmann ablegen.

Alle paar Jahre hat Martin Wagner seine Anwaltskanzlei gewechselt, hat sich mit Partnern überworfen. Er hat Freunde verloren und gleichzeitig Gegner dazugewonnen. Hat sich in unzählige Geschäftsideen und Medienprojekte gestürzt, und über noch mehr gesprochen. Wagner hat die Öffentlichkeit gerne an der Nase herumgeführt, hat provoziert, überrascht und getäuscht – häufig zum Erfolg seiner Kunden, nicht selten zur Irritation aller anderen.

Martin Wagner hinterlässt drei Kinder. Seine Frau starb laut «Onlinereports» im letzten Herbst nach schwerer Krankheit.

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