15 Basler Restaurants führen einen «m-eating-table». Eine Art Gemeinschaftstisch an den sich jeder setzen kann, der sein Essen lieber in Gesellschaft geniesst.
Es ist zwölf Uhr und die langen Tische im Saal des Birseckerhof stehen noch einsam da. Doch bald darauf füllt sich das Restaurant. Einige Herren in Hemd und Krawatte betreten das Lokal und setzen sich an einen der Tische, auf dem ein weisses Schild mit roter Aufschrift steht.
Sie scheinen nicht zu begreifen, was das Schild bedeutet, die Frau, die am Tisch sitzt, erklärt: Es handelt sich um einen Kennenlern-Tisch – einen «m-eating-table» – an dem die Gäste nicht alleine essen müssen. Die Frau nennt sich «Miss Paprika», mit Nachnamen will sie nicht angesprochen werden und auch ihr Bild lieber nicht veröffentlicht sehen.
Eine Reservation ist nicht nötig
Beatrix Revesz will ganz ihre Idee in den Vordergrund rücken – und die ist simpel: Sie will Menschen zusammenbringen. Die Idee kam ihr, als sie auf Reisen erlebte, wie langweilig alleine essen sein kann. Vor drei Monaten erarbeitete sie daraufhin das Konzept des sogenannten «m-eating-table», meet and eat in company. Das Projekt fand Anklang: In 15 Basler Restaurants steht nun ein Gemeinschaftstisch, der für alle geselligen Gäste reserviert ist, die sich Gesprächspartner wünschen.
Mit dem kleinen Schild und einem Sticker an der Eingangstüre weisen die Lokale auf das Angebot des speziellen Tisches hin. Offen ist dieser, solange auch das Restaurant geöffnet ist. Eine Reservation ist nicht nötig.
Die Wahl der Restaurants für ihr Projekt trifft Beatrix selber. Wichtig sei ihr dabei vor allem die Gastfreundlichkeit und ein gewissen Niveau: «Es sollen Leute zusammen finden, die ein gutes Essen zu schätzen wissen.»
Weltweites Projekt in Planung
Um einen «m-eating-table» führen zu können, zahlt jeder Gastronom einen Jahresbeitrag von 150 Franken. Beatrix verdient momentan nicht viel an ihrem Projekt, allerdings sei es gut möglich, dass sich dies in Zukunft ändern könne, sagt sie.
Denn Beatrix denkt gross: «Nach Basel will ich in der ganzen Schweiz Lokale von meiner Idee überzeugen und danach am liebsten auf der ganzen Welt.» Deshalb ende ihre Internetseite auf .com und nicht auf .ch.
Beatrix findet, dass von ihr Projekt Gäste wie Gastgeber profitieren: «Wer Gesellschaft hat, bleibt länger sitzen und das Erlebnis ist ein schöneres. Dem Gastgeber kommt zu Gunsten, dass der Gast dadurch mehr konsumiert und im besten Fall zum Stammkunden wird.»
Kein Treffen für einsame Herzen
Auch ist es Beatrix wichtig klarzustellen, dass es sich bei dem Projekt nicht um ein «Treffen für einsame Herzen» handle. Es sollen sich Menschen jeder Alterskategorie treffen und «natürlich ist es trotzdem möglich, dass sich zwei finden». Schlussendlich sei jeder mit kulinarischen Ansprüchen willkommen. Dies unterscheide ihres von ähnlichen Projekten, wie das «HoppingDinner», das als Kennenlern-Plattform für Singles konzipiert ist.
Nach dem Essen im Birseckerhof tauschen die Gäste Visitenkarten aus. Nach anfänglichem «Small-Talk» entwickelten sich rege Gespräche, die Stimmung lockerte sich auf. Die Gäste verabschieden sich mit einem Händedruck und gehen zurück zur Arbeit. Statt alleine zu Mittag zu essen, lernten sie fremde Gäste kennen – genauso, wie es «Miss Paprika» sich vorstellte.
Am «m-eating-table» sollen spannende Gespräche entstehen. (Bild: Tobias Gutmann)
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In diesen Basler Restaurant finden sie ein «m-eating-table»: Birseckerhof, Rubino, bistro kunstmuseum, Zur Mägd, Volkshaus Basel, Merian Spitz, Parterre, Jay’s im Ackermannshof, Bierstube zum Stadtkeller Basel, Kohlmanns, Restaurant Viertel-Kreis, Les Garecons, Mühle Allschwil, La Couronne d’Or und Golfclub LaLargue.