Wir haben gefragt – Sie haben Namen geliefert. Und wir atmen auf: Die Netzwerknamen unserer Community sind weit origineller, als es uns die Wissenschaft hätte erwarten lassen. Hier der Überblick.
Ein Trend, welche Art von Namen die Bewohner der einzelnen Basler Quartiere besonders gern für ihre Netzwerke verwenden, lässt sich bei 47 Rückmeldungen nun nicht gerade ausmachen. Doch reicht die Sammlung bereits, um die meisten Namengruppen wieder zu finden, für deren Entdeckung der Namenforscher Lorenz Hofer über 4000 Namen benötigt hat.
Besonders tauffreudig zeigten sich – wenig überraschend – diejenigen Quartiere, die für ihre kreativen Impulse auch sonst stadtbekannt sind: das Kleinbasel, das St. Johann und das Gundeli. Mit mehr als 26 Rückmeldungen lieferten diese Quartiere mehr als die Hälfte aller Resultate. Gut möglich also, dass der Nutzer des Netzwerks «Imsexy&Iknowit» aus dem Gundeli nicht sich selber meint, sondern vielmehr sein Quartier.
Plaudern, Essen, Erinnern
Interessante Namen lieferten aber auch andere. Ein gemäss Hofer besonders seltenes Exemplar stammt aus Grenzach-Whylen: Dort benannte eine TagesWoche-Leserin ihr Netzwerk «homofuerstin». Ursprünglich eine Reaktion auf den Netzwerknamen eines ehemaligen Studentenheim-Nachbars in Göttingen, der sich über sein Netzwerk als «homofuerst» outete. Die «homofuerstin» hat zwar seit der Studentenzeit einige Umzüge hinter sich, findet es aber auch am jetzigen Wohnort immer noch «schön daran zu denken, was wohl die Nachbarn über diesen Namen in ihrer Nähe denken».
Wie Lorenz Hofer im Rahmen seiner Forschungstätigkeit feststellte, stammen «überraschend viele Namen aus dem kulinarischen Bereich». Auch in unserer Sammlung stiessen wir auf solche Netzwerke. Die Namengeber waren in zwei Fällen Kinder («Zwiebelwähe», «Orangina»), in einem Fall eher ein jugendlicher Komatrinker («VODKA») – und hinter dem Namen «Garliczone» (zu Deutsch: Knoblauchzone) dürfte ein einigermassen frisch liierter Mann stecken.
Der erklärt, er habe früher «ab und an Knoblauchparties veranstaltet». Bis zu 25 Gäste seien da jeweils zugegen gewesen – und jeder musste «etwas mit Knoblauch zubereiten und mitbringen». Offenbar waren diese Happenings trotz der «speziellen olfaktorischen Erlebnisse» derart «genial», dass der Knoblauchfan seinen Netzwerknamen zu einem Notizzettel umfunktionierte, der ihn stets erinnert: «Ich muss das wieder machen…»
Eine ganz andere Art der Erinnerung hat jemand mit dem Namen «Droddeldrood» in die Welt der Netzwerke überliefert: «Meine Schwester hatte, als sie klein war, einen S-Fehler», erklärt die namensstiftende Person. «Wenn man sie fragte, wo sie wohne, hiess es jeweils ‹an dr Droddeldrood in Badel›.»
Freud und Leid
Einige der eingereichten Namen erinnern wiederum daran, wie die Technik uns Nutzer zuweilen auf die Palme bringt: «Hexenwerk» gibt etwa dem mühseligen Einrichten des Netzwerks einen passenden Namen. Ein anderes Paar bekundete durch ihren Namen «Sosnalang» ihren Frust, über ein zwar eingerichtetes, aber schlecht laufendes Netzwerk – handelt es sich bei jenem Namen doch um einen philippinischen Ausdruck, den man «am besten mit ‹Gopfriedschtutz›» übersetze.
Manchmal zeigen sich die Nutzer aber auch einfach nur dankbar, dass sie durch WLAN wieder Zugang zur Welt finden, von der sie sich «ohne Internet abgekapselt» gefühlt hätten. Die logische Konsequenz ist dann ein Name wie «Helloworld».
Freunde der Präzision versehen ihr WLAN-Netzwerk mit einem Namen, der bezeichnet, was das Bezeichnete nun mal ist. Das muss nicht immer ganz so pragmatisch ausfallen wie «das_netzwerk» oder «Airport». Da kann durchaus auch Liebevolles mitschwingen («meinnetzwerklein») oder eine Prise Witz wie beim Netzwerk, das von sich behauptet, es sei das «internet». Aber auch hochphilosophische Fragen über die eigene Existenz finden in dieser Namengruppe einen Platz: «just another wireless» reflektiert, dass es nur «eines unter vielen» Netzwerken ist. Daran gekoppelt ist die Botschaft des Namengebers: «Das Individuelle verschwindet in der Masse.» – Hmm.
Das Briefkastenprinzip
Weniger philosophisch sind die vielen Namen, die nach dem Hofer’schen «Briefkastenprinzip» funktionieren, also Auskunft darüber geben, wo der Besitzer wohnt oder wie er heisst.
Sämtliche Möglichkeiten jenes Briefkastenprinzips schöpft «P31WilhelmN5» aus. «P31» steht für den ersten Buchstaben der Strasse sowie die Hausnummer, «Wilhelm» für den Familiennamen. Mit der «N5» wird es technisch – und kompliziert: Es handelt sich um «die Variante der Technik-Stufe ‹N› im 5-Gigaherz-Band». Der Nutzer hat noch «die Variante ohne ‹5›» für das «2.4-Gigaherz-Band» und «‹-Gast» für Gäste». Das ist irgendwie erklärungsbedürftig: «Manchmal kommt man sich mit Nachbarn im WLAN so nah, dass man sich gegenseitig behindert», schreibt der Namengeber. Da sei es «sinnvoll, dass man sich identifizieren kann, um den Konflikt in der Realwelt zu diskutieren.» – Mhm.
Wer solchen Diskussionen lieber aus dem Weg geht, sei ein Name nach Vorbild dieses freundlichen Nutzers empfohlen: «Everyone have a nice day». Dem gibt es nichts mehr beizufügen.