Spartourismus

Der Einkaufstourismus wird immer pauschaler. Warum nicht aus der Not eine Tugend machen?, fragt unsere Lifestyle-Kolumnistin.

Einkaufstourismus: Da noch keiner der grossen Veranstalter ­entsprechende Trips im Programm hat, muss man seine Reise ins günstige Ausland selbst buchen. Zum Beispiel hier: www.sbb.ch; www.bvb.ch (Bild: Nils Fisch)

Der Einkaufstourismus wird immer pauschaler.

Der Abenteuertourismus ist dazu da, in anderen Ländern möglichst viel Nervenkitzel zu erleben, damit die anderen später die Augen vor Staunen so weit aufreissen, wie man sie vor Angst auf der Hängebrücke im bolivianischen Dschungel zusammengekniffen hat. Der Massentourismus wiederum ist dazu da, möglichst wenig zu erleben bzw. immer das Gleiche. ­Kulturtouristen ergötzen sich an fremden Kunstschätzen, und Wellnesstouristen erholen sich professionell von ihrem stressigen Alltag, ­damit sie diesen nach dem Urlaub wieder bewältigen können.

Und dann wäre da noch der Einkaufstourismus. Lange Zeit reisten seine Anhänger in fremde Länder, um sonst Unerreichbares heimzutragen: französisches Parfum, italienische Schuhe, «Fashion» aus New York.

Seit es das Internet gibt, kann man alles bestellen, ohne einen Schritt aus der Wohnung, geschweige denn ausser Landes zu tun. Einkaufstouristen überschreiten Grenzen nur noch, um zu sparen. So werden sie in gewisser Weise zu Pauschaltouristen: Sie treten meist als Paar oder Gruppe auf, auch Familien werden gesichtet. Sie alle strömen in oftmals nur für sie errichtete Bauwerke, in denen es die gleichen Dinge gibt wie zu Hause, aber günstiger.

Einkaufsreisende wollen weder eine fremde Kultur ­näher kennenlernen noch mit Einheimischen ins Gespräch kommen. Die Ureinwohner stehen den Fremdlingen denn auch skeptisch gegenüber. Zu Hause wird Zeter und Mordio geschrien, denn was man in der Fremde kauft, kauft man nicht in der Eidgenossenschaft. Vielleicht sollte der Schweizer Tourismusverband anfangen, solche Trips durchorganisiert und mit Zollvorteilen anzubieten; dann hätte die Schweizer Wirtschaft etwas davon.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 29.03.13

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