Vor 2015 wird es in der Stadt Basel wohl kein gratis WLAN geben. Der Prüfungsauftrag der Regierung steckt noch immer in der Vorprojektphase. Inzwischen stellt sich die Frage, ob das Projekt überhaupt noch zeitgemäss ist: Telekomunternehmen und Cafés rüsten weiter auf.
Was in anderen Städten und Ländern bereits ein bekanntes Bild ist, kann man auch in Basel nicht übersehen: Passanten, die beim Stadtrundgang an einer Stelle kurz den Weg zur nächsten Beiz im Internet nachschauen oder ein Foto von ihrem Glacé auf Instagram posten; Barbesucher, die auf ihren Laptops und Tablets die Nachrichten oder E-Mails von der internet-affinen Grossmutter lesen. All dies nicht auf eigene Kosten, sondern über frei verfügbare Drahtlosnetzwerke. WLAN wird von Basler Cafés und Bars schon lange angeboten. Auf staatlicher Seite hingegen verzögert sich die Umsetzung eines entsprechenden Projekts für mindestens eineinhalb weitere Jahre.
Eine entsprechende Studie soll zwar noch diesen Herbst der Regierung vorgelegt werden, die Umsetzung dürfte dann allerdings mindestens ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen, sagt Samuel Hess, Leiter des Bereichs Wirtschaft des Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) und zuständiger Projektleiter: «Selbst wenn das Projekt von der Regierung gutgeheissen wird, stehen noch zahlreiche Aufgaben an.» Darunter falle beispielsweise die Kreditierung durch den Grossen Rat sowie der eigentliche Netzaufbau. «Nach momentanen Untersuchungen gehen wir davon aus, dass bei einem positiven Bescheid das Netz irgendwann 2015 stehen wird.»
Anstoss für das laufende Projekt war eine Petition der Jungen CVP mit dem Titel «Drahtlos statt ratlos. Für ein kostenloses Public WLAN in Basel» von 2009, welche dann erst 2012 in die Vorprojektphase geschickt wurde. Jedoch geht das scheinbar schwierige Thema WLAN in der Stadt Basel noch weiter zurück.
«Der Regierung nicht wichtig genug»
Bereits 2007 reichte der SVP-Politiker Sebastian Frehner einen Vorstoss ein, in dem er die Regierung bat, die Möglichkeiten eines Open-Source-Netzwerks zu überprüfen, was eigentlich nichts anderes ist, als gratis WLAN. Die Regierung befand sich allerdings gerade in Gesprächen mit Mobilfunkanbietern bezüglich des kantonalen Umweltschutzgesetzes und verschob das Geschäft auf Ende 2011. Es wurde 2012, bis es dann mit dem Anliegen der Jungen CVP vereint und dem Projektteam übergeben wurde.
Das Thema wurde unterdessen allerdings nicht unbeachtet gelassen. Der Basler Rechtspopulist Eric Weber reichte noch im Juni 2013 eine schriftliche Anfrage ein, in der er sich erkundigte, wo man in Basel kostenlosen Internetzugang habe und ob der Kanton diesbezüglich nicht «mehr Internet anbieten und zuerst für die Einheimischen sorgen» könne. Die Regierung antwortete, dass ein diskriminierungsfreies, öffentliches WLAN-Angebot derzeit geprüft werde.
Geprüft wird weiterhin, und Frehner, der den ersten Anstoss in Richtung freies WLAN machte, ärgerte sich immer mehr darüber, dass sich die Geschichte in Basel so lange hinzieht. Bereits in einem Interview vergangenen Sommer meinte er, dass selbst «weniger gut entwickelte Länder wie Estland» ein umfassendes Netz anbieten könnten – wieso dies Basel so lange nicht auf die Reihe kriegt, kann er sich auch ein Jahr später noch nicht erklären. «Es scheint, der Regierung ist das Projekt nicht wichtig genug, nicht prioritär», sagt Frehner.
Andere Städte sind weiter
Den Vorteil sähe er nach wie vor für die Touristen und die Wirtschaft, aber auch für die Stadtbewohner. «Könnte man mit dem Laptop im Kannenfeldpark sitzen und arbeiten, würden dies auch viel mehr Menschen tun.» Dass dies finanziell machbar sei, davon ist er überzeugt: «Ich will ja auch nicht, dass der Staat Millionen dafür ausgibt.»
In anderen Schweizer Städten ist man inzwischen um einiges weiter. Die Stadt Luzern betreibt seit 2007 in der Innenstadt ein freies WLAN und registriert monatlich mehrere Millionen Benutzer-Minuten. In Genf kann man flächendeckend gratis surfen – zahlreiche über die Stadt verteilte Zugriffspunkte, sogenannte Hotspots, ermöglichen dies. Auch in Bern wird ein entsprechendes Projekt vorangetrieben. Derzeit beschränkt sich das Angebot noch auf Hotspots an zentralen Orten wie Bahnhof, Bärenplatz, Kursaal oder die Länggasse.
Basler WLAN nicht überflüssig
Während Basel noch immer prüft, wie ein öffentliches WLAN-Angebot aussehen könnte, entwickelt sich auch die Technologie munter weiter. Grössere Datenvolumen seitens Mobilfunkanbieter sind bereits verfügbar, schnellere Verbindungen auch. So begann die Swisscom bereits Ende November vergangenen Jahres mit der kommerziellen Nutzung von LTE. Der Mobilfunkstandard der vierten Generation lässt Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 150 Mb pro Sekunde zu. Das LTE-Netz ist die nächste Stufe nach dem UMTS-Mobilfunkstandard, besser bekannt als 3G.
Bis Ende 2013 sollen 70 Prozent der Bevölkerung nun mit LTE versorgt sein und auch die Anbieter Sunrise und Orange rüsten enstprechend auf. Diese Entwicklung stellt die Notwendigkeit eines öffentlichen WLAN in Frage, denn ein «normales» WLAN läuft mit ungefähr 50 Mb pro Sekunde. So ist es fraglich, ob insbesondere ansässige Stadtbenutzer ein WLAN-Angebot überhaupt nutzen würden, da ihre Smartphones mit LTE eigentlich schneller durchs Netz flitzen.
Diese Problematik ist Hess durchaus bewusst, dennoch findet er nicht, dass ein Basler WLAN aufgrund verbesserter Mobilfunkstandards überflüssig werde: «Natürlich kommt der Nutzen eines öffentlichen WLAN aufgrund des verbesserten Mobilfunknetzes und tieferer Roaminggebühren für Touristen unter Druck. Die Regierung ist jedoch immer noch der Meinung, dass ein solches Netz für die Nutzerinnen und Nutzer der Stadt einen Mehrwert bieten kann.» Und auch Frehner hält an seinem Wunsch nach einem Open-Source-Netzwerk fest, deshalb sei ihm auch wichtig, dass im Herbst endlich etwas geschehe.
Gratis surfen im Tram
Im öffentlichen Verkehr kann derweil schon gratis gesurft werden. Bereits im November 2012 entschied die BVB nach einer Testphase, noch bis Ende 2013 gesamthaft 28 Cambino-Trams und 38 Busse mit WLAN auszustatten. Momentan wartet sie allerdings auf den Regierungsentscheid bezüglich städtischem WLAN, bevor die Aufrüstung fortgesetzt wird, sagt Maurus Stöckli von der Medienstelle.
Die BLT hingegen bietet schon seit Februar 2012 mit ihrem FreeNet in sämtlichen 19 Tango-Trams freie Internetnutzung an. Gemäss Alfred Schödler von der BLT seien 19 weitere Tango-Trams inklusive WLAN-Austattung bei Stadler Rail bestellt. Wer Zeit zum Verweilen hat, kann sich auch einfach in ein Café setzen, das WLAN anbietet. In welchen Lokalitäten freies Internet angeboten wird, sieht man auf der Karte.