An der «Fümoar»-GV beschloss die Mehrheit der anwesenden Wirte, die Scala Bar wegen lascher Kontrollen aus dem Raucherverein auszuschliessen. Jetzt wehren sich die Stammgäste mit einer Unterschriftensammlung.
Für ihn ist es doppelt schlimm: Das Baudepartement verbot ihm, seine Gäste im Aussenbereich der Scala Bar rauchen zu lassen, da es sich um eine Halle und nicht um eine Passage handle. Und jetzt das: Kollegen des Beizers Aliekber «Ali» Gültekin (49) haben an der Generalversammlung des Vereins Fümoar beschlossen, die Scala Bar aus dem Verein auszuschliessen.
Ein anonymer «Detektiv», der im Auftrag des Vereins Kontrollen durchführt, hatte festgestellt, dass sich Gültekin nicht an die Vereinsregel hält: In der Scala Bar würden nicht immer sämtliche Gäste nach deren Mitgliederausweis gefragt, heisst es in den Kontrollprotokollen. Es folgten Mahnungen durch den Vorstand – das letzte Wort aber hatten die Wirte.
Gäste rauchen weiter
Das ist über einen Monat her. Eigentlich sollte das «Fümoar»-Schild nach Ablauf der Einsprachefrist nun nicht mehr am Eingang hängen. Doch Gültekin lässt seine Gäste weiterrauchen. Nicht aus Ignoranz, aus Überzeugung. Ihm sei Unrecht getan worden, sagt er.
Dieser Meinung sind auch seine Gäste: Knapp 100 Leute haben ihren Namen schon auf die Unterschriftenbögen mit dem Titel «Stammgäste protestieren gegen Fümoar-Ausschluss» geschrieben. Gast Rolf Buchschacher hat die Aktion initiert: «Wir werden dem Verein einen Brief schreiben und ihm die Unterschriften schicken.»
Anonyme Abstimmung
Als Beizer mit Leib und Seele sei er seit 32 Jahren bemüht, seinen Arbeitsplatz zu einem gemütlichen Treffpunkt zu machen, sagt Gültekin. Und seit 32 Jahren würde an all diesen Orten geraucht. Gültekin war 15 Jahre Kellner in der Rio Bar. 1996 übernahm er die Scala Bar. Als in Basel das Rauchverbot für Beizen in Kraft trat und seine Gäste nicht mal mehr draussen rauchen durften, trat er «Fümoar» bei.
«Ich rauche nicht, viele meiner Gäste schon», sagt er. Die meisten seien Stammgäste – deshalb würde er sie nicht täglich nach dem «Fümoar»-Ausweis fragen. Was ihn ausserdem stört: Es war die erste GV, an der schriftlich abgestimmt wurde. Gültekin glaubt, die dreissig anwesenden Wirtekollegen hätten anders entschieden, wäre wie früher abgestimmt worden: «Die Abstimmungen erfolgen durch einfaches Handmehr», steht in den Statuten.
Was war passiert? «Viele Wirte haben sich bei mir beklagt, sie könnten nicht frei stimmen, wenn die Kollegen zusehen würden», sagt «Fümoar»-Sekretär Thierry Julliard. Die GV-Teilnehmer seien aufgefordert worden, sich zu melden, sollten sie gegen die Änderung der Abstimmungs-Methode sein. «Aber niemand hob die Hand.»
2000 verkaufte Karten
Rolf Buchschacher, der Gültekin in rechtlichen Dingen hilft, ist der Ansicht, man könne die Statuten nicht auf diese Art ändern. Ausserdem gäbe es keinen Beweis, dass der «Detektiv» überhaupt in der Scala Bar gewesen sei. Darum habe er Ali abgeraten, Einsprache gegen den Beschluss zu erheben. Dieser ist seiner Meinung nach ungültig. Anwalt Julliard widerspricht: «Spätestens nach Ablauf der Frist ist der Beschluss gültig.» Was den «Detektiv» betrifft: «Würde sich dieser zu erkennen geben, könnte er jede Bar nur ein Mal kontrollieren.»
Julliard zeigt Verständnis für den Unmut der Scala-Bar-Gäste. Was er erst von der TagesWoche erfuhr: Gültekin besitzt einen Ordner mit über 2000 Adressen von Gästen, die bei ihm «Fümoar»-Karten bezogen. «Das hätte er geltend machen müssen!», sagt Julliard. Dann hätten die Wirte möglicherweise beschlossen, ihm eine Chance zu geben.
Nun warte er auf den Brief und die Unterschriften. «Das werden wir im Vorstand prüfen.»