Starke Nerven und Flexibilität gefragt

Am Wochenende trifft sich die Weltelite im Cross-Country am Bikefestival Basel. Im Fokus steht dann Alain Schenker. Er muss die Rennstrecke in Schuss halten, auf der sich die Biker für die WM vorbereiten.

Als Rennchef braucht Alain Schenker starke Nerven. (Bild: Livio M. Stöckli)

Für das Bikefestival Basel muss Alain Schenker die Rennstrecke in Schuss halten, auf der sich die Weltelite im Cross-Country für die WM vorbereitet.

Mit 80 Sachen ist Alain Schenker auf seinem Töff gegen eine Leitplanke gedonnert. Das war vor zwölf Jahren. Seither fährt er nur noch Velo. Weniger schnell, dafür vereinsmässig. «Mein Vater René hat mich da reingezogen», sagt er und lacht.

Inzwischen ist der 32-Jährige Rennchef am Bike­festival Basel (mehr zum Anlass in der Box am Artikelende), das am kommenden Wochenende stattfindet. Statt im Sattel wird Schenker auf Nadeln sitzen, wenn sich die Weltelite im Cross-Country auf der sieben Kilometer langen Rundstrecke zwischen Schänzli und Schönmatt misst. Denn als Rennchef ist er für die Strecke verantwortlich. Für die Profis ist es der letzte Testlauf vor der WM. Für die Nachwuchsfahrer ein tolles Rennen vor 10 000 Zuschauern.

Nervenkitzel ist auch für Schenker garantiert. Einmal habe es am Vortag so stark geregnet, dass bis kurz vor Startschuss ungewiss war, ob der Wettkampf überhaupt stattfinden könne. Kräftiger Sonnenschein, freiwillige Helfer und Holzschnitzel hätten ihn in letzter Sekunde noch aus dem Dreck gezogen. Und beim ersten Bikefestival beim Schänzli vor fünf Jahren habe der Vorfahrer mit seinem Motorrad eine Holzbrücke demoliert. «Von Runde zu Runde sprang er immer weiter, bis sich die Holzlatten lösten», erzählt Schenker. Das Malheur brachte ihn ordentlich ins Schwitzen, doch als gelernter Schreiner konnte er das Rennen retten.

Kein Nein-Sager

Bisher hat er die Strecke noch immer in den Griff bekommen. Auch für dieses Jahr sieht es gut aus: Der strenge Weltradsportverband UCI hat seine Strecke eben erst in die höchste Kategorie eingeordnet. Dafür brauchte es viel ehrenamtliche Arbeit, auch auf politischer Ebene. Bis 2011 legte der Förster noch nach jedem Rennen Bäume auf den «Gempen Nord Trail», das Waldstück nach Muttenz hinunter. Für eine permanente Nutzung fehlte die Bewilligung. Seit die Strecke stehen bleiben darf, erfreuen sich viele Hobby-Biker an den hingeschaufelten Steilwandkurven. «Im Waldstück stecken Hunderte Arbeitsstunden», sagt Schenker. Von diesen profitiere nun die Rennstrecke.

Schenker wollte nie Rennchef werden. Diesen Posten hat er seinem Vater abgenommen. Der sei mit Vereinsämtern rund ums Velofahren überhäuft und erst noch OK-Präsident des Bikefestivals. «Er kann schlecht Nein sagen», meint Schenker. Wohlwissend, dass er diese Neigung selber übernommen hat.


Impressionen vom letztjährigen Bikefestival Basel:

 

Das Bikefestival Basel

Im Zentrum des Geschehens steht am Samstag das Finale des BMC Racing Cup. Am Start stehen bei den Männern unter anderem WM-Titelverteidiger Nino Schurter und Doppel-Olympiasieger Julien Absalon. Auch das Feld der Damen ist prominent besetzt: Mit Gunn-Rita Dahle-Flesjaa, Julie Bresset und Sabine Spitz nehmen gleich drei Olympia-Siegerinnen am Rennen teil. Als Schweizer Meisterin erhofft sich zudem Katrin Leumann Chancen auf einen Spitzenplatz. Sie ist beim Veloclub Reinach gross geworden, der das Bikefestival Basel seit Jahren organisiert.

Am Samstag und Sonntag gibt das Rahmenprogramm Einblicke in verschiedene Velodisziplinen: In einem Minidrome fahren «Gümmeler» auf ihren Rennvelos gegen die Zeit und bei einem Dirtjump-Contest zeigen mutige Artisten ihre besten Tricks. Wer es lieber gemütlicher nimmt, kann an einer Plausch-Rundfahrt durch (fast) alle Baselbieter Gemeinden mitfahren. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage des Bikefestivals.


Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 23.08.13

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