Stiftung lässt Zwischennnutzer hängen

Die Pensionskasse Abendrot machte Künstlern grosse Hoffnungen. Doch dann kam alles anders.

Eine Zwischennutzung hätte das seit 1994 leere Rietschi-Areal beleben sollen. In letzter Minute sagte die Stiftung Abendrot aber alles ab. (Bild: J.G. )

Die Pensionskasse Abendrot machte Künstlern grosse Hoffnungen. Doch dann kam alles anders.

Gross war die Freude in der Basler Kreativszene, als als die Pensionskasse Stiftung Abendrot im Juli 2011 das Rietschi-Areal im Gundeli für 13 Millionen erwarb. Die rund 2800 Quadratmeter grosse und seit 1994 ungenutze Parzelle der Getränkehandelsfirma Theo Rietschi AG (heute in Arlesheim) soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, hiess es damals in einer Mitteilung. In Anlehnung an das von derselben Stiftung realisierte und äusserst beliebte Gundeldingerfeld.

Gestartet wäre man mit einer dreijährigen Zwischennutzung der Liegenschaft in der Nähe der Heiliggeistkirche. Zahlreiche Künstler meldeten ihr Interesse an, das Areal zu beleben. Doch inzwischen haben sich die Pläne der Basler Pensionskasse geändert. In allerletzter Minute hat sie die Beteiligten vor den Kopf gestossen und Träume zunichte gemacht.

Abruptes Ende per Telefon

Die Enttäuschung bei den Betroffenen ist gross. Mit dem Namen hinstehen möchte dennoch niemand. Einer der Zwischennutzer wäre D. G. gewesen. Mit einem Kurzfilmkino und einer Bar auf 300 Quadratmetern wollten er und sein Partner dem industriell überbauten Innenhof neues Leben einhauchen. Mehrere Monate Arbeit investierte er in das Projekt, engagierte Architekten, kaufte Kühlschrank und andere Geräte ein. Alles deutete schliesslich darauf hin, dass er den Vertrag per Anfang Februar unterzeichnen und einziehen könne. In der letzten Januarwoche klärte man mit der «Denkstatt», die von der Stiftung Abendrot mit der Organisation der Zwischennutzung beauftragt worden war, noch vor Ort die letzten Unklarheiten ab.

Am 30. Januar dann die Ernüchterung: Am Telefon musste Pascal Biedermann von der «Denkstatt» um Worte ringend das abrupte Ende des Projektes verkünden. «Die Stiftung hatte es sich plötzlich anders überlegt und wollte eine weitere Studie anfertigen lassen», sagt D. G. der TagesWoche. Erst nach deren Ergebnissen wolle man eine Zwischennutzung des Areals wieder in Erwägung ziehen – falls überhaupt.

Über die Gründe für plötzliche Aus tappt er im Dunkeln. «Ich bin sehr enttäuscht von der Stiftung und ihrer Kommunikation. Sie gibt sich sozial und fair, geht dann aber so mit ihren Partnern um», sagt der 28-Jährige.

Als eine «Frechheit» bezeichnet der Künstler J. G. das Verhalten der Pensionskasse. Bereits zu Beginn des Projektes im Sommer 2011 habe es Probleme gegeben, sagt er. So sei ein definitiver Entschluss über das Nutzungskonzept immer wieder unter anderen Vorwänden hinausgezögert worden. Und zwar so lange, bis einzelne Zwischennutzer wieder absprangen. «Wir wurden monatelang an der langen Leine gehalten. Umso grösser war dann die Euphorie, als wir im Dezember 2011 endlich grünes Licht erhielten. Und jetzt so was!»

Kommunikation sei nicht optimal gewesen

Pascal Biedermann von der «Denkstatt» will sich nicht zu dieser unglücklichen Geschichte äussern und verweist auf Klara Kläusler von der Stiftung Abendrot. Die Leiterin der Abteilung Immobilien räumt Fehler ein, zumindest ein bisschen: «Die Kommunikation lief nicht optimal. Dennoch haben wir nie definitiv zugesagt – es gab keine Verträge Wir bedauern es aber, manchen Personen so grosse Hoffnungen gemacht zu haben.» Ein Grund für den Rückzieher seien die hohen Kosten gewesen, die bei einer Zwischennutzung auf die Stiftung zugekommen wären, etwa für die baulichen Auflagen. «Lieber wäre uns eigentlich eine langfristige Nutzung. Die Machbarkeitsstudie wird mehr Erkenntnisse liefern.»

Wie auch immer: Für die beiden Künstler hat sich die Sache ohnehin erledigt. «Wir haben zum Glück eine andere Räumlichkeit in Aussicht. Aber selbst wenn nicht: Eine Zusammenarbeit mit dieser Stiftung wäre für uns nach all diesen Turbulenzen keine Option mehr, so schön dieser Ort auch ist», sagt D. G.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 09.03.1

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