Onlineforen als Orte der Partizipation und Emanzipation – das sind sie auch. Doch immer mehr Wutbürger, meist aus dem rechten Lager, verderben den Spass.
Menschen sind Menschen sind Menschen. Daran ändert auch die gegenwärtige Medienrevolution nichts, von der sich einst viele einen neuen digitalen Garten Eden versprochen hatten.
Noch heute, zehn Jahre nach dem Start von Facebook, zelebrieren manche Netzintellektuelle vor allem die Schokoladenseite des grenzenlosen Austauschs: Wie die Selbstermächtigung aller die «Demokratisierung der Information» vorantreibe; wie soziale Medien es einer nie gekannten Zahl von Leuten erlauben, am politischen Meinungsbildungsprozess teilzunehmen.
Das alles stimmt natürlich auch. Internet und Smartphones haben die Verkehrsregeln in der öffentlichen Kommunikation verändert. Aus einem monologischen ist ein dialogisches System geworden. Das ist gut so.
Diesen Gegenverkehr bekommen auch Journalisten oft frontal zu spüren. Etwa, wenn Leser innert Minuten in Onlineforen Texte kommentieren oder auf Fehler hinweisen.
Sammelplatz der Frustrierten
Medien wie die TagesWoche fördern diesen Dialog – auch weil er oft Stoff für spannende neue Artikel birgt. Onlineforen werden vermehrt aber auch zum Sammelplatz von «trolls»: feindseligen, meist anonym agierenden Störern, die die Kommentarspalten mit verächtlichen Beiträgen überschwemmen, pöbeln und manipulieren.
Der deutsche Blogger Sascha Lobo brachte dieses Phänomen in einer «Spiegel»-Kolumne so auf den Punkt: «Das Internet macht es einfacher, Hass auszukübeln. Wer das leugnet, weil er das Internet zu verehren glaubt, der hat nicht nur das Netz nicht verstanden, sondern die Welt ebenfalls nicht. Ausserhalb des Internets hat es einen hohen sozialen Preis, einer Person gegenüberzutreten und ihr Hass zu zeigen. Netzhass ist gratis.»
Die Wutbürger im Netz stammen oft aus dem politisch rechten Lager, wie die Recherchen unseres Autors Jeremias Schulthess zeigen. Und einige davon politisieren auch als Nationalräte in Bundesbern.