Suche nach der Zwillings-Erde: Was Kepler-452b so faszinierend macht

Innert kürzester Zeit macht die NASA Schlagzeilen mit grossen Entdeckungen. Die Neueste ist die des Planeten Kepler-452b. In den Medien wird er teilweise als «Erde 2.0» bezeichnet. Das ist zwar falsch, faszinierend ist die Entdeckung aber trotzdem.

Der Exoplanet Kepler-452b nach der Vorstellung eines Künstlers.

(Bild: NASA Ames/JPL-Caltech/T. Pyle)

Innert kürzester Zeit macht die NASA Schlagzeilen mit grossen Entdeckungen. Die Neueste ist die des Planeten Kepler-452b. In den Medien wird er teilweise als «Erde 2.0» bezeichnet. Das ist zwar falsch, faszinierend ist die Entdeckung aber trotzdem.

Innerhalb einer Woche macht die NASA mit gleich zwei gewichtigen Neuigkeiten von sich reden. Auf die neuen Bilder des Pluto folgte die Ankündigung, «die ältere Cousine der Erde» sei gefunden worden. Kepler-452b heisst der Planet, um den es sich handelt.

Seit die NASA eine Pressekonferenz auf den 23. Juli angesetzt hatte, verbreitete sich vor allem eine Nachricht im Internet: «Wir haben eine zweite Erde gefunden», heisst es, und sogar: «Wir sind nicht allein!». Auch ist die Rede vom Fund eines «erdähnlichen Planeten». Sind wir wirklich schon so weit, dass wir ausserhalb unseres Systems eine potentielle neue Heimat gefunden haben?

Soviel vorweg: Es besteht noch kein Grund für uns, die Koffer zu packen und den nächsten Flug zu buchen. Trotzdem ist es eine höchst bemerkenswerte Entdeckung, welche die NASA vorgestellt hat – und eine wichtige Zwischenstation auf der Suche nach unserer Zwillingserde. Und das liegt nicht, wie man vielleicht meinen Könnte, an Kepler-452b selbst, sondern vielmehr an seiner Sonne.

Bereits 11 «erdähnliche Planeten» gefunden

Seit sechs Jahren sucht das Kepler-Teleskop, benannt nach dem gleichnamigen Astronomen, das All nach Planeten jenseits unseres Sonnensystems ab. Im Gegensatz zu «Hubble» hat es nicht die Aufgabe, seinen Blick auf ein Objekt zu richten und tolle Bilder zu schiessen. Das Teleskop untersucht vielmehr die Helligkeit der Sterne.

Jeweils 80 Tage lang richtet es seine Sensoren auf einen Stern. Verdunkelt sich dieser in regelmässigen Abständen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass sich etwas zwischen Keplers Linse und den Stern, den er im Visier hat, schiebt.

Mittlerweile hat das Kepler-Teleskop über 4600 Objekte erfasst, bei denen es sich um Planeten handeln könnte. Bestätigt hat sich der Verdacht bei rund 1030 von ihnen, davon sind wiederum 11 sogenannte «erdähnliche Planeten».

Bei den meisten von ihnen hat sich bei näherer Prüfung allerdings ergeben, dass es auf ihnen wohl kein Leben gibt. Was macht die Entdeckung von Kepler-452b also so besonders, dass die NASA eine Telefonkonferenz für die Medien organisiert?

 



Einige der «erdähnlichen» Planeten, welche bis heute vom Kepler-Teleskop entdeckt wurden.

Einige der «erdähnlichen» Planeten, welche bis heute vom Kepler-Teleskop entdeckt wurden. (Bild: NASA Ames/W. Stenzel)

Über die Atmosphäre auf Kepler-452b ist nichts bekannt, sie lässt sich mit dem Kepler-Teleskop nicht untersuchen. Die Forschenden sind sich ebenfalls noch nicht sicher, ob der Exoplanet (Planet ausserhalb des Sonnensystems) überhaupt felsig ist.

Erste Berechnungen der Masse lassen aber darauf schliessen, dass dafür eine «mehr als gute Chance bestehe», so Jon Jenkins, Mitarbeiter der Kepler-Mission. Mit Sicherheit sagen lässt sich das aber nicht.

Auf Kepler-452b könnte es Wasser haben

Das neue Planetensystem befindet sich im Sternbild Schwan. Kepler-452b ist eine Milliarde Jahre älter als die Erde, zirka 60 Prozent grösser, und die Anziehungskraft auf seiner Oberfläche ist doppelt so gross wie bei uns. Könnten wir dorthin reisen, was selbst bei Lichtgeschwindigkeit 1400 Jahre dauern würde, hätten wir ziemlich mit unserem Gewicht zu schaffen. Zumindest, bis wir uns daran gewöhnt oder gehörig abgespeckt hätten.

Kepler-452b befindet sich in der sogenannten «Goldlöckchenzone». Das will heissen, die Entfernung zu seinem Stern ist genau richtig, damit der Planet Wasser beherbergen kann, aus dem theoretisch Leben entstehen könnte.

Sein Stern und seine eigene Umlaufbahn sind es, was die Entdeckung von Kepler-452b erst zu etwas Besonderem macht. Ähnlich der Erde dauert sein Jahr 385 Tage. Wie unsere Sonne ist auch sein Stern aus der Klasse der Gelben Riesen. Somit ist er der erste Planet ausserhalb unseres Systems, der um einen Stern kreist, der sich ähnlich verhält wie unsere Sonne. Mit dem Unterschied, dass Keplers Stern bereits 1,5 Milliarden Jahre älter ist als unsere Sonne.

Ein Blick in unsere eigene Zukunft

Ein Blick in Keplers System könnte also durchaus auch ein Blick in unsere eigene Zukunft sein. Seine Sonne ist bereits dabei, sich auszudehnen, bevor sie sich vor ihrem Tod zum Roten Riesen aufbläht. Dies hat auch Auswirkungen auf den Planeten.

Es kann sein, dass Kepler-452b sich durch den steten Temperaturanstieg bereits in einer Treibhauseffekthölle befindet. Durch die Erforschung solcher Planeten-Sonnen-Konstellationen könnten wir uns neue Einblicke in die Entstehung und das Vergehen von Sonnensystemen verschaffen, welche unserem stark ähneln.

Alle bisherigen von Kepler entdeckten Felsplaneten kreisten um Zwergsterne, die noch kleiner sind als unsere Sonne. Dies mache es unwahrscheinlich, dort Leben anzutreffen, sagt Jeffrey Coughlin, ebenfalls Mitarbeiter am Kepler-Projekt. «Wir wissen, dass Leben um einen Stern wie unsere Sonne entstehen kann. Es macht Sinn, diese Sterne auch ausserhalb unseres Systems zu untersuchen.» 

What is Earth 2.0?

WHAT IS EARTH 2.0?: NASA has discovered Kepler 452b. The planet is bigger and older than Earth, has its own sun, and may be able to support life. (via NowThis) #NASA #Kepler452b

Posted by Discovery News on Donnerstag, 23. Juli 2015

Mit «untersuchen» ist auch die Beobachtung der Planeten mit Radioteleskopen gemeint, welche Signale aus dem All auffangen. Sobald ein möglicher Kandidat für einen bewohnbaren Planeten gefunden ist, streckt auch SETI, die «Organisation für die Suche nach ausserirdischem Leben», ihre Fühler aus. Im Fall von Kepler-452b ohne Erfolg. Falls es dort Leben geben sollte, verhält es sich still.

Die Kepler-Mission hat uns zwar noch keine zweite Erde gebracht. Dafür wissen wir jetzt aber, dass felsige Planeten wie unsere Erde nicht die Ausnahme sind im Weltall. Dank der gesammelten Daten konnte erhoben werden, dass zirka 25 Prozent der Zwergsterne solche Planeten um sich scharen.

Die Chancen irgendwann einmal auf einen zu stossen, der Leben beherbergt, werden immer grösser. Und vielleicht ist dann auch einmal ein Planet dabei, der den Namen «Erde 2.0» verdient.

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