Seit Dienstag ist die Google-Suche für Abfragen von Smartphones optimiert. Problematisch ist das vor allem für Betreiber kleiner Websites.
An uns ist gerade eine Internet-Katastrophe vorbeigezogen und wir haben es wahrscheinlich nicht mal bemerkt. «Geddon» – das kennt man von Armageddon – ist, wenn Google seinen Suchalgorithmus ändert.
Der Algorithmus, nach dem Google seine Suchergebnise ordnet, ist weitestgehend geheim. Man weiss aber, dass er seit vergangenem Dienstag, 21. April 2015, für Mobilgeräte optimiert ist – weshalb die Katastrophe, die eben an uns vorbeigezogen ist, «Mobilegeddon» heisst.
Im Klartext heisst das: Wenn Websites nicht für Smartphones optimiert sind, werden sie in den Suchergebnissen bei Google nicht mehr so prominent angezeigt. Aber nur, wenn auch von einem Smartphone aus gesucht wird. Google begründet das mit dem steigenden Anteil an Suchanfragen, die von mobilen Geräten aus gemacht werden.
Google will handyfreundlicher werden
Möglichst weit oben in der Ergebnisliste einer Suchanfrage zu stehen ist für Unternehmen lebenswichtig. So sehr, dass sich aus der erstrebten Platzierung bei Google bereits ein eigener Berufszweig entwickelt hat, die Search Engine Optimization (SEO). Webpages werden nach bestimmten Regeln so optimiert, dass sie möglichst weit oben im Ranking landen. Die Suchmaschinen-Optimierer hatten in den vergangenen Monaten wohl jede Menge zu tun.
Wie die biblischen Plagen kam dieses Ereignis nämlich nicht über das Internet. Bereits Ende Februar hatte Google angekündigt, seine Suchergebnisse mobile-freundlicher zu gestalten. Oder mit anderen Worten: Anbieter zu bestrafen, die ihre Seiten nicht für Smartphones optimieren. Das ist eine Tendenz, die sich seit Jahren fortsetzt. Zur Optimierung gehören zum Beispiel eine automatische Anpassung der Seitengrösse an die Grösse des Bildschirms (Skalierung) und der Verzicht auf das Tool Flash. Eigene oder fremde Websites lassen sich mithilfe dieser Google-Seite auf Handy-Eignung testen.
Probleme bei eher kleinen Sites
Das Update dürfte sich je nach Branche unterschiedlich auswirken. Ein Pizzaservice ist weitaus mehr betroffen als ein Möbelgeschäft, da er mehr mobile Anfragen erhält. Welcher Anteil an Suchanfragen nun genau über Handys gemacht wird, darüber gehen die Meinungen etwas auseinander.
Wohl auch deshalb, weil er leicht mit den Abfragen aller Mobilgeräte verwechselt wird, zu denen auch Tablets gehören. Ausgehen kann man etwa von 20 bis 30 Prozent. Goldbachinteractive spricht unter Bezug auf Google von «mehr als einem Drittel». «Finanzen100.de» geht von 60 Prozent Mobilanfragen aus, was ungefähr dem Anteil an Mobilgeräten bei der Internetnutzung entspricht.
Für die Mehrheit der grossen Portale ist die Umstellung höchstens ein Zeitproblem. Nach einer Auswertung von Searchmetrics sind 80 Prozent der 100 beliebtesten deutschen Portale bereits «mobile-friendly», in der Schweiz dürfte es ähnlich aussehen. Eine Schwierigkeit ist die Umstellung eher für kleinere Websites, die die Ressourcen zur Optimierung nicht haben. Aber auch für Wikipedia, duden.de und leo.org, die noch nicht «mobile-friendly» sind.
Wirtschaftlich ist jede Algorithmusänderung bei Google eine bemerkenswerte Sache. Diese dürfte besonders stark ins Gewicht fallen. Schliesslich entscheidet die Platzierung auf Google über Erfolg oder Misserfolg einer Site. So gesehen hängen alle Webshops, Blogs und Newsportale an Googles Tropf.
Alles halb so wild?
An Auswirkungen beobachten konnte man bisher noch nicht viel. Google hat die Aktivierung der Änderung offiziell bestätigt und die neue Goolge-Funktionalität greift. Das hat der Dienstleister Searchmetrics auf seinem Blog an einem Vergleich der Seiten wetter.de (mobile-friendly) und wetteronline.de (nicht mobile-friendly) aus den letzten Tagen bereits festgestellt. Gemessen wurde dabei die «SEO-Visibility», also die Suchmaschinen-Sichtbarkeit mit einem von Searchmetrics entwickelten Tool.
Wie sich die Lage für Websitebetreiber geändert hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Auf eine grosse Katastrophe deutet derzeit aber rein gar nichts hin. Searchmetrics vermutet jedoch anhand fallender Kurven für nicht optimierte Seiten, dass Google mit dem Einspielen der Änderung bereits einige Tage früher begonnen haben könnte.