Tage ohne Hektik in Piacenza

Ein paar Häppchen Geschichte und ein Chinotto: In der norditalienischen Stadt ist Entschleunigung angesagt.

Herzog Alessandro Farnese kanns nicht schnell genug gehen. (Bild: Martin Stohler)

Lohnt es sich, für ein paar Tage nach Piacenza zu reisen? Richtig spektakuläre Kunstdenkmäler wird man in der fünfeinhalb Eisenbahnstunden von Basel gelegenen norditalienischen Stadt vergeblich suchen. Doch es gibt ein paar Entdeckungen zu machen.

Dazu gehören die beiden barocken Reiterstandbilder an der zentralen Piazza dei Cavalli. Sie zeigen Herzog Alessandro Farnese (1545–1592) und seinen Sohn Herzog Ranuccio Farnese (1569–1622). Geschaffen hat die beiden ausdrucksstarken Standbilder Francesco Mocchi in den Jahren von 1612 bis 1629.

Dahinter erhebt sich der Palazzo Gotico, das im Jahr 1281 fertiggestellte Ratshaus. Schräg gegenüber sieht man die Basilica di Sant‘ Antonio. Ihre Hülle in der heutigen Gestalt geht auf das 11. Jahrhundert zurück, die Anfänge des Gotteshauses liegen gar im 4. Jahrhundert.

Der Palazzo Gotico an der zentralen Piazza dei Cavalli.

Unser Gang durch die Stadtgeschichte geht Ihnen zu schnell? Dann gehen wir doch in die Bar neben der Basilica und genehmigen uns einen Caffè. Zum nahe gelegenen Dom können wir auch später noch gehen; bei seinem Bau hat man sich schliesslich auch Zeit gelassen. Erbaut wurde er in den Jahren 1122 bis 1233. Besonders schön wirkt das Gebäude aus Sandstein und rosa Marmor im Schein der untergehenden Sonne.

Einen Chinotto beim Dom

Natürlich gibt es auch an der Piazza Duomo eine Bar. Setzen wir uns doch hin und trinken einen Chinotto, das dunkle Erfrischungsgetränk, das seinen unverwechselbaren Charakter durch den Saft der Bitterorange erhält.

Wir könnten hier einfach sitzen bleiben und die Zeit verrinnen lassen. Aber gibt es hier nicht noch weitere Kirchen, über die sich etwas sagen liesse? Doch, und wir waren in fast allen. Und wie steht es mit Palazzi und Theater mit klingenden Namen? Auch die gibts – wir haben sie allerdings leider nur von aussen gesehen.

Zu erwähnen wäre auch das Museo Archeologico an der Piazza della Cittadella – zurzeit ist es allerdings leider geschlossen.

Stille Stunden abseits des Zentrums.

Geöffnet ist dagegen die Galleria d’arte moderna Ricci Oddi (Di–So 9.30–12.30 /15.00–18 Uhr). Die Galleria zeigt die Sammlung von Giuseppe Ricci Oddi (1868–1937), der Bilder und Skulpturen italienischer Künstler aus dem Zeitraum von 1830 bis 1930 sammelte. Alleine schon das Gebäude, in dem sie ausgestellt sind, ist sehenswert.

Auf ein nächstes Mal

So vergeht die Zeit mit diesem und jenem. Und ehe man sich’s versieht, heisst es die Heimreise antreten.

Zum Abschied fotografiere ich noch rasch das Garibaldi-Denkmal beim Bahnhof. Es zeigt einen Fels, auf dessen Spitze der Freischarenführer Giuseppe Garibaldi (1807–1870) in der Pose eines Feldherrn das Kampfgeschehen überblickt, während unten einer vom Fussvolk zu den Waffen ruft. Das heroisch-martialische Monument hat etwas Mühe, sich gegen die friedlich-verschlafene Atmosphäre des angrenzenden Parks zu behaupten. Eigentlich sympathisch, nicht?

Das letzte Häppchen Geschichte: Garibaldi-Denkmal.

Hat sich die Reise nach Piacenza gelohnt? Für uns auf jeden Fall! Atemberaubende Entdeckungen haben wir nicht gemacht, dafür zwei beschauliche Herbsttage verbracht, an die wir uns gerne erinnern.

– Anstossen: mit einem Glas Weisswein (etwa einem Langhe Arneis Damilano) im kleinen Lokal Battisti am Corso Vittorio Emanuele II, 15.

– Anbeissen: das traditionelle Gnocchetti-Gericht Pisarei e fasò im Ristorante Osvaldo in der Galleria della Borsa 36/D.

– Auskünfte einholen: im Büro der Informazione e accoglienza Turistica an der Piazza Cavalli 10.

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