Tote Hose an der Kasernenstrasse

Rund um die Kaserne ist der Wurm drin: Auf dem Kasernenareal ist der fehlende Schüttelbecher Thema Nummer 1 unter den Teenagern. Nebenan an der Kasernenstrasse läuft so gut wie nichts.

Jessica und Giorgia vermissen den Schüttelbecher auf der Kaserne. (Bild: Stefan Bohrer)

Die Verantwortlichen des Präsidialdepartements kündigten die Kasernenstrasse im Vorfeld stolz als eine neue Attraktion der Herbstmesse an. Doch der Standort ist ein Flop. Nebenan auf der Kaserne läuft es gut – unzufrieden dort sind aber die Mädchen: Sie vermissen den Schüttelbecher.

Wenn man jemandem beschreiben müsste, was Trostlosigkeit bedeutet, müsste man ihn während der Herbstmesse an die Kasernenstrasse führen: Zahlreiche Messestände mit Schaustellern, die teils liebevoll um Kundschaft buhlen – aber weit und breit keine Kundschaft, oder sagen wir – fast keine. Eine leere Strasse nah beim Rummel.

Guter Standort versprochen

Die Schausteller sind enttäuscht. Viele wissen nicht, ob sie sich im kommenden Jahr wieder für die Messe bewerben wollen. Das erstaunt: Die Herbstmesse ist für Schausteller der Anlass schlechthin. Sie ist die längste Veranstaltung dieser Art und obendrein meist sehr lukrativ. Normalerweise ist man stolz, als einer von hunderten Bewerbern eine Zusage zu erhalten. 

Das Nachsehen an dieser Messe haben die Schausteller an der Kasernenstrasse, denen ein guter Standort versprochen wurde. Ein neuer Standort, als Ersatz für die wegfallenden Plätze am Messeplatz, wo gebaut wird. Daniel Arni, Leiter Messen und Märkte im Präsidialdepartement, räumt ein, dass es unter der Woche nicht so gut lief. Die Besucher müssten sich an den neuen Ort gewöhnen. Er stellt den Standort aber nicht grundsätzlich in Frage, sondern sagt: «Inwieweit das Platzierungskonzept Kasernenstrasse angepasst werden muss, kann zum heutigen Zeitpunkt noch nicht beurteilt werden.» Eine Einschätzung folge nach der Herbstmesse. Also frühstens in gut einer Woche.

«Es war einfach lustiger»

Daniel Arni und sein Team werden sich auch ein andere Frage stellen müssen: War es eine gute Idee, den Schüttelbecher «Tagada» dieses Jahr von der Herbstmesse auszuschliessen? Wenn das Messe-Team die Teenager-Mädchen auf dem Kasernenareal, wo der Schüttelbecher jahrelang Kult war, um Rat fragen würden, müsste es nicht mehr diskutieren: «Schlimm!», sei es, finden die Mädchen. Als sie zu Messebeginn erfuhren, dass die Tagada nicht dabei sein wird, entstand eine riesige Diskussion auf Facebook, sagt Shirin Brucker von der Jugend- und Präventionspolizei. «Die Mädchen wollten zuerst gar nicht an die Messe.»

Jetzt sind sie trotzdem da. Stehen dort, wo einst der Schüttelbecher war. Reden, lachen, flirten. Bloss die Buben haben keine Plattform mehr, sich zu präsentieren. Zum Bedauern der Mädchen: «Es war einfach lustiger mit der Tagada», sagt eines von ihnen. Und beim Stichwort Buben lachen sie –  alle zusammen. Die 16-jährige Jessica sagt: «Man hat sich eben schneller kennengelernt.»  Ihre gleichaltrige Freundin Giorgia schliesst sich an.

Die Messeverantwortlichen haben vergangene Woche gegenüber der TagesWoche beteuert, der Tagada-Entscheid habe nichts mit der Jugendgewalt auf der Kaserne der vergangenen Jahre zu tun. Daher mag es ein Zufall sein, dass bisher erst ein Jugendlicher von diesem Hotspot weggewiesen wurde. Im vergangenen Jahr wies die Polizei während der Herbstmesse zwanzig Jugendliche von der Kaserne. Damals stand die Tagada noch auf dem Platz.

Quellen

www.basel.ch

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