Am frühen Montagmorgen, 28. September, können wir in der Schweiz eine totale Mondfinsternis beobachten. Dann steht der Mond blutrot über Basel und taucht die Stadt in ein gespenstisches Licht.
Mondfinsternisse ereignen sich mit einer regelmässigen Häufigkeit. Jedes halbe Jahr durchwandert unser Trabant den Schatten der Erde. Passiert dies zu Nachtzeiten, können wir das Schauspiel beobachten. Am Montag, 28. September, ist es hierzulande wieder so weit.
Es wird eine spezielle Mondfinsternis, denn sie findet während eines sogenannten «Supermoons» statt. Also just zu dem Zeitpunkt, an dem der Mond der Erde am nächsten ist. Bis sich das ein nächstes Mal wiederholt, muss man bis zum Jahr 2033 warten.
Aberglaube und Weltuntergang
Was wir heute bestaunen, war dereinst vielmehr Grund für Angst und Schrecken. Christoph Kolumbus wusste dies zu seinem Vorteil zu nutzen. Als er 1504 mit seiner Crew auf Jamaika weilte, wollten ihm die Einwohner nach einem Streit keine Nahrungsmittel mehr liefern. Die Prognosen des Astronomen Johannes Müller erlaubten ihm aber eine ultimative Drohung, denn dank diesen kannte Kolumbus das Datum der nächsten Mondfinsternis. Somit konnte er gegenüber den Einwohnern behaupten, er werde den Mond stehlen und erst wieder zurückgeben, wenn er wieder Nahrungsmittel erhalte. Sein Bluff funktionierte.
Aberglaube scheint eine zeitlose Sache zu sein. Heute glaubt der religiöse Fanatiker John Hagee, die kommende Mondfinsternis sei ein Vorbote der nahenden Apokalypse. In Zusammenhang mit der partiellen Sonnenfinsternis vom Frühjahr 2015 bestätigt sich seiner Sicht nach die folgende Bibelpassage: «Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der grosse und schreckliche Tag des HERRN kommt.» (Lutherbibel, Joel, 3:4)
Aber: «Fürchtet Euch nicht!» Jedes Jahr sind von irgendwo auf der Welt zwei Mondfinsternisse und zwei Sonnenfinsternisse zu sehen – und wir leben noch.
Früher Vogel fängt den Mond
Das Spektakel ist etwas für Frühaufsteher: Um 2.10 Uhr tritt der Mond in den Halbschatten der Erde ein. Von der roten Verfärbung ist jedoch um diese Zeit noch nichts zu sehen.
Der Höhepunkt der Finsternis dauert etwas länger als eine Stunde und findet am frühen Montagmorgen statt. Kurz nach 4 Uhr beginnt die Verdunklung, und der Mond färbt sich rot. Sogar die Milchstrasse soll dann mit blossem Auge sichtbar werden – vorausgesetzt die Umgebung ist nicht zu hell. Die Mitte der Mondfinsternis ist um 4.57 Uhr erreicht, ab dann bewegt sich der Mond wieder aus dem Schatten der Erde heraus.
Unserer Atmosphäre haben wir es zu verdanken, dass der Mond sich während dieses Naturschauspiels rot verfärbt. Langwellige Sonnenstrahlung wird in der Atmosphäre gebrochen und fällt in den Schattenpegel, Umbra genannt. Hätten wir keine Atmosphäre, wäre das nicht möglich, und der Mond sähe während einer Finsternis pechschwarz aus.
Langwelliges Licht wird von der Atmosphäre gebrochen und in den Kegelschatten der Erde geworfen – daher die blutrote Farbe des Mondes. (Bild: space.com)
Übrigens, nicht alle Kulturen empfanden Mondfinsternisse als bedrohlich. Die Batammariba aus Togo sahen in ihnen einen Kampf zwischen der Sonne und dem Mond, den es zu beenden galt. Mit Ritualen versuchten sie, zwischen ihnen Frieden zu stiften. Gleichzeitig wurden die Zusammenkünfte als Versöhnungsritual und zum Beilegen alter Fehden untereinander genutzt.
Von dieser Idee könnten wir uns am Montag vielleicht inspirieren lassen. Mit wem auch immer Sie ein Kriegsbeil zu begraben haben – der Zeitpunkt wäre günstig.