Orchideen blühen zurzeit in so manchen Rabatten und Gärten von Basel. Michael Zemp von der Stadtgärtnerei Basel verrät, wo man welche Art finden kann. Denn nicht nur Kenner sollen ein Auge auf diese geschützten Pflanzen werfen – auch der normale Spaziergänger soll die Chance haben, die seltenen Blumen zu sehen – solange sie noch blühen.
Ende Mai war es, als Mitarbeiter der Stadtgärtnerei sowie einige Orchideen-Kenner beim Blick in die Rabatten und auf Wiesen die ersten blühenden Orchideen in diesem Jahr sichteten: In der Rabatte am Bundesplatz blüht zurzeit die Orchideenart Listera ovata – Zweiblatt auf Deutsch –, die eben an diesen zwei Blättern gut zu erkennen ist. Daneben blühen auch die Cephalantera damasonium, die auf deutsch Weisses Waldvöglein heisst. Mit dem Johanneskraut, mit dem die Rabatte bepflanzt ist, scheinen sich die beiden Orchideen gut zu vertragen.
Spitzenjahr für Orchideen
Die zweite Rabatte, von der man Orchideen kennt, ist die St. Alban Tor-Anlage. Auch dort blühen Zweiblatt – der Hauptrepräsentant der Basler Orchideen – und Waldvöglein. Beide Rabatten sind über hundert Jahre alt und von Bäumen bestanden. Damit bilden sie einen guten Nährboden für Orchideen. «Aber auch in vielen privaten Gärten, die nicht übergepflegt sind, wachsen Orchideen», sagt Michael Zemp von der Stadtgärtnerei, der sich mit den einheimischen Orchideen auskennt. «Vor allem an Orten wie dem Paulusquartier, dem Hirzbrunnenquartier oder dem Bruderholz findet man Orchideen. Zum Beispiel auch das Gefleckte Knabenkraut und die Spitzorchis.»
2013 ist ein besonders günstiges Jahr für die Orchideen, sei es in Gärten oder Rabatten: Der Herbst war feucht, der Winter mild und der Frühling wieder feucht. Die Zwiebeln der Orchideen konnten sich unter diesen Bedingungen optimal aufs Blühen vorbereiten. Doch Ende Juni verblühen die Orchideen wieder, nach nur drei bis vier Wochen üppigen Blühens. Ob sie nächstes Jahr schon wieder kommen, hängt vom Wetter ab.
Erst weggejätet, jetzt geliebt und geschützt
Zwar blühen die Orchideen dieses Jahr besonders schön, doch das erste Mal, dass man sie bei uns sieht, ist es bei weitem nicht. In der Branche ist schon seit langem bekannt, dass einige Orchideenarten das grüne Pflaster der Stadt Basel mögen. Bereits Anfang der 80er-Jahre konnten Orchideen gesichtet werden. Damals wurden sie jedoch von Mitarbeitern weggejätet – man war der Meinung, sie hätten in der Rabatte des Johannenkrautes nichts zu suchen.
Es waren Anwohner, die aufgeschrien haben und wollten, dass die Orchideen bleiben. «Zu dieser Zeit, Anfang der 80er-Jahre, erwachte das Bewusstsein für Natur in der Stadt und die Wichtigkeit solcher Plätze erst», sagt Michael Zemp. Es hätte verschiedene Fälle gegeben, in denen aufmerksame Passanten von der Stadtgärtnerei den Schutz einer Pflanzenart forderten. Dass dies auch bei Orchideen nötig ist, ist lange her. Heute freut sich die Stadtgärtnerei, wenn wieder Orchideen auftauchen und das Naturbild der Stadt bereichern.
Ausserdem sind Orchideen keine Gefahr für andere Blumen. Sie wuchern nicht und sie verdrängen auch keine Pflanzen. «Wenn, dann ist es schon eher umgekehrt. Orchideen sind so fein, dass sie verdrängt werden könnten», so Zemp. Es sieht aber so aus, als ob die Standorte in Basel für die Orchideen optimal stimmen. «Wir müssen die Orchideen auch nicht giessen oder speziell pflegen», sagt Zemp. «Wenn der Standort stimmt, dann kommen sie von selber.»
Für Orchideenjäger der falsche Ort
Die Orchideen, die in Basel gedeihen, gehören zwar nicht zu den seltensten Arten und locken daher keine Orchideenjäger an. Dies ist auf den Jura-Weiden oder im Elsass schon eher der Fall, wo die seltene Orchidee Affen-Orchis wächst und von dreisten Jägern schon einmal gewildert wird. Doch schön genug, um angeschaut zu werden, sind die Orchideen von Basel mit weissen, grünen oder violetten Blüten allemal.
Nur das Auge darauf einstellen muss man, denn in Massen wachsen die Orchideen nicht. So kommt es, dass viele Passanten einfach an ihnen vorbei laufen. Die Stadtgärtnerei und Michael Zemp würden sich freuen, wenn sich das ändert und das kleine Orchideenwunder von Basel nicht nur in Kennerkreisen bliebe. Er ermutigt auch «Orchideen-Laien», jeweils zwischen Mai und Juni einen tieferen Blick in die Rabatten – oder den eigenen Garten – zu werfen.