Bereits als Vierjährige werden Kinder analysiert und bewertet. So gibt es in Basel-Stadt seit 2013 Bewertungsbögen und Selbsteinschätzungen für Kinder im ersten Kindergartenjahr.
Die Lehrpersonen müssen dabei einen siebenseitigen Lernbericht ausfüllen. Und dieser hat es in sich: Es werden Kenntnisse in Fachbereichen wie Sprache, Mathematik und Natur-Mensch-Gesellschaft bewertet. Zum Beispiel steht dort: «- verfügt über einen differenzierten Wortschatz». Oder: «- kann kulturelle und religiöse Grunderfahrungen erleben, reflektieren und mitgestalten». Die Lehrperson muss dann ankreuzen: einen, zwei, drei oder vier Sterne.
Die Lernberichte im Kindergarten sind äusserst umstritten. Nicht nur die Eltern halten die Berichte für übertrieben, auch bei den Lehrern sorgen sie für Unmut.
Der seit einem Jahr amtierende Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer (LDP) stellt nun eine Anpassung in Aussicht: Ab dem kommenden Schuljahr 2018/2019 sollen die Lernberichte im Kindergarten und in der ersten Primarklasse einfacher und verständlicher sein. Und sie sollen nur noch halb so lang sein wie heute.
Diese Massnahmen kündigte Cramer gemäss der «Basler Zeitung» am Mittwoch an der Kantonalen Schulkonferenz vor 2750 Lehrpersonen an. «Sieben Seiten Lernbericht für ein vierjähriges Kind finde ich zu lange», so Cramer. Überprüfen will er zudem auch die Lernberichte und Zeugnisse ab der dritten Primarklasse.
Verzicht stand zur Diskussion
Dieter Baur, Leiter Volksschulen im Erziehungsdepartement, spricht von einer «deutlichen Reduktion» des Lernberichts im Kindergarten und in den ersten beiden Primarklassen. «Die Beurteilungen in den Bereichen Sachkompetenz, Selbstkompetenz respektive Arbeits- und Lernverhalten (PS) sowie Sozialkompetenz sollen künftig nicht mehr fünf Seiten umfassen, sondern mehr oder weniger nur noch eine Seite», sagt er der TagesWoche.
Laut Baur werden die Lehrpersonen künftig klare Aussagen über die Kinder in den einzelnen Bereichen machen können – ob mit einem kurzen Text und/oder durch Ankreuzen ist noch nicht definiert. «Das halte ich für machbar», so Baur.
Zur Diskussion gestanden sei auch der komplette Verzicht auf den Lernbericht im Kindergarten und in der ersten Primarklasse – wie das Lehrer schon gefordert hatten. Doch Baur hält dies für den «falschen Weg»: Eltern hätten das Recht darauf, mindestens einmal pro Schuljahr in Ergänzung zum Lernberichtsgespräch schriftlich zu erfahren, wie ihr Kind im Kindergarten oder in der Schule von den Lehrpersonen erlebt werde. Deshalb habe man beschlossen, den Bericht auf ein «vernünftiges Mass» zu reduzieren.
Bis zu den Sommerferien soll der neue Lernbericht dem Erziehungsrat vorgelegt werden.