Unbedingt mehr Grün: Neue Freiflächengestaltung im Gundeli

Das Gundeli ist das grösste Basler Quartier, mit viel Verkehr und wenig Platz. Gerade bei der Begrünung soll die Bevölkerung deshalb besonders mitreden. An den Mitwirkungsveranstaltungen zeigt sich aber auch: Die Einwohner fürchten eine «Gentrifizierung».

In der Güterstrasse kommen die verschiedenen Verkehrsteilnehmer kaum aneinander vorbei. (Bild: Michael Würtenberg)

Das Gundeli ist das grösste Basler Quartier, mit viel Verkehr und wenig Platz. Gerade bei der Begrünung soll die Bevölkerung deshalb besonders mitreden. An den Mitwirkungsveranstaltungen zeigt sich aber auch: Die Einwohner fürchten eine «Gentrifizierung».

Mitreden sollen die Einwohner des Gundelis, und das speziell in Sachen Natur. Obwohl das Quartier immer wieder durch Grünflächen unterbrochen wird, gehen sie in der dichten Bebauung unter – zumindest optisch. Deshalb setzt die Stadtgärtnerei bei der Planung auf die Zusammenarbeit mit den Einwohnern.

Susanne Brinkforth vom Fachbereich Freiraumplanung der Stadtgärtnerei Basel zeigte sich gleich eingangs sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der öffentlichen Veranstaltungen. Und führt an: «Bei der Verkehrsplanung fühlten sich die Gundeldinger Einwohner nicht genügend eingebunden.»

Starke Beteiligung der Einwohner

«Diesen Fehler wollen wir nicht wiederholen und haben die Einwohner mit ins Boot geholt», sagt Brinkforth. Am Donnerstag fand bereits der zweite Anlass zum Thema statt, weitere werden folgen – unter Mitwirkung der Christoph Merian Stiftung (CMS) und der Quartierkoordination.

Die bisherigen Rückmeldungen bestätigen Brinkforth: «Wir haben klar den Auftrag bekommen, die Qualitäten des Quartiers zu sichern und zu bewahren», fasste sie zusammen. 130 Rückmeldungen mit 140 konkreten Vorschläge (PDF-Dokument) zur Gestaltung des Gundeldinger Quartiers hatte die Stadtgärtnerei schon im Juni bekommen.

 

Zusammengefasst auf Stellwänden: die bisherigen Ergebnisse des Projekts Freiraumgestaltung.

Zusammengefasst auf Stellwänden: die bisherigen Ergebnisse des Projekts Freiraumgestaltung. (Bild: Daniela Gschweng)

Im Gundeli gibt es genügend Grün – auf dem Papier

Das vorweg: Im Gundeldingerquartier gebe es gar nicht zu wenig Grün, so Ingo Golz von den SKK Landschaftsarchitekten im einleitenden Vortrag. Rein rechnerisch gesehen zumindest. Gefühlt sehe das freilich anders aus.

Insbesondere in den Innenhöfen gebe es viel ungenutztes Potenzial. Stattliche 147’000 Quadratmeter Grünflächen hat der Planer dort ausgemacht. Besser genutzt werden könnten auch viele Vorgärten und Parkplätze. Als positives Beispiel führte der Planer das «Café Bohemia» an der Dornacherstrasse auf, wo durch die Bestuhlung des Parkplatzes neuer gemeinschaftlicher Raum entstanden sei.

Angela Gartner, Projektleiterin der CMS, stellte entsprechend ihr Projekt zur Gestaltung der Innenhöfe vor und bat um Input. Und der kam auch. Den Anwesenden ging es bei Weitem nicht nur um ungenutzte Innenhöfe: Vom «Toilettentourismus» über zunehmende Gentrifizierung bis zu Littering reichten die Themen, die das Quartier beschäftigen.

Schöne Plätze als Anziehungspunkt im Quartier

Viele Beiträge befassten sich mit den Gottesacker Wolf und dessen Nachbarschaft zu Hinterhof und KSA Dreispitz (Kontakt- und Anlaufstelle für Suchtkranke). Als weitere Schwerpunkte waren die Gestaltung des Tellplatzes, fehlende oder abgebaute Fussgängerüberwege und Fragen zur Verknüpfung mit dem entstehenden Dreispitzquartier auszumachen.

In den Themengruppen wurde rege diskutiert. Von Littering bis Gentrifizierung reichten die Themen.

In den Themengruppen wurde rege diskutiert. Von Littering bis Gentrifizierung reichten die Themen.

Besonders zufrieden sind die Anwohner mit der Erhaltung der bestehenden Grünflächen sowie des alten Baumbestandes. Raumgestaltung, so ein Fazit, sei auch ein Beitrag zur Integration. «Schöne Plätze ziehen Menschen an», bilanzierte eine Gruppe. Sehr kreativ äusserte sich eine andere zur Neugestaltung von Strassenschluchten und schlug deshalb auch grössere Aufwände zur Fassadenbegrünung vor.

Angst vor Zunehmender «Gentrifizierung» und höheren Mieten

Bewusst ist den Einwohnern des Quartiers auch der zunehmende Gentrifizierungsdruck: Werte man das Quartier durch Grünflächen weiter auf, könnte das zur Verdrängung der jetzigen Anwohner führen, so die Sorge. Etwa indem durch Begrünung der Innenhöfe die Mieten steigen. Die Übernutzung von Grünoasen, so eine weitere Sorge, könnte die Flächen auch ruinieren, zum Beispiel durch Littering.

Was heisst das nun konkret? «Es sind unglaublich viele Ideen gekommen und ich bin sehr überrascht und glücklich über die rege Beteiligung», sagte Susanne Brinkforth abschliessend. Konkretes festhalten, kann sie derzeit aber noch nicht.

Bis aus den Vorschlägen der Gundeldinger stadtplanerische Projekte entwickelt werden können, wird es noch etwas dauern. Die nächste Veranstaltung zur Grün- und Freiraumgestaltung ist im kommenden Frühjahr geplant. Ende 2015 soll das Bürgerbeteiligungsprojekt abgeschlossen werden.

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