Gottesdienst in der Basler St. Clarakirche, 25. November, 9.30 Uhr.
Die St. Clarakirche, im 13. Jahrhundert als Kloster für die Clarissinnen erbaut, ist eine der insgesamt vier Kirchen der Pfarrei St. Clara im Kleinbasel. Gemäss eigenen Angaben leben im Kleinbasel insgesamt 6700 Katholiken aus über 100 Nationen. An diesem Sonntag hat sich eine stattliche Anzahl von Gläubigen in der Kirche eingefunden, schätzungsweise 300 Personen. Ein paar Jüngere hat es darunter, aber die ganz grosse Mehrheit ist über das Rentenalter hinaus.
Es ist ein besonderer Gottesdienst, wie die Besucherin gleich zu Beginn erfährt. Zum einen, weil sich an diesem Sonntag die «Alten Hatstätter» – eine 1930 gegründete Verbindung katholischer Männer, die ihre Jugendjahre im früheren Hatstätterpfarreiheim verbracht hatten – zu ihrem alljährlichen «Mähli» am 4. Sonntag im November zusammenfinden und diesem jeweils eine Festmesse vorausgeht. Zum anderen war Pfarrer Herbert Rochlitz aus Weil am Rhein eingeladen, durch die Messe zu führen.
Es wird viel gesungen und gebetet, begleitet von Orgelmusik und angeleitet von Pfarrer Rochlitz’ beeindruckend klarer und voller Stimme. In seiner Predigt spricht er die Probleme der Kirche an – dass viele Katholiken «müde und orientierungslos» geworden seien. Umso wichtiger sei es, sagt Rochlitz, die Botschaft des Glaubens zu «verheutigen». Das sei kein Widerspruch zur Tradition. «Nur wer sich verändert, bleibt sich treu.»
Was hat sich verändert, fragt sich die Besucherin, die sich in ihrer Jugendzeit aus der katholischen Kirche verabschiedet hat. Inzwischen gibt es auch Mädchen, die ministrieren. Ausserdem mussten zu ihrer Zeit Frauen und Männer getrennt im Kirchenschiff Platz nehmen. Und es gab «Herrensitze», die für die Begüterten respektive die guten Steuerzahler der Gemeinde reserviert waren. Das alles gabs ja vielleicht in Basel auch früher nicht, jedenfalls sind heute keine solchen Extra-Sitzordnungen auszumachen.
Die Gebete aber, in denen so viel von der Schuld und der Sünde des Menschen und von der Bitte um Gottes Gnade, um seinen Schutz vor Verführung gesprochen wird, sind auch heute noch dieselben wie vor 50 Jahren. Und wie damals fragt sich die Besucherin auch heute, was sie denn Schlimmes getan hat, weshalb sie eine Sünderin sein soll?
Und sie blickt in die Gesichter derjenigen, die von der Kommunion zurückkommen, und denkt, in dem einen oder anderen hätte ein bisschen «Sünde» vielleicht einen etwas froheren Glanz hinterlassen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 30.11.12