Nach dem grossen Knall ist Ruhe eingekehrt bei der «Basler Zeitung». Seit der Übernahme des Blatts durch den Medienkonzern Tamedia Mitte April sind keine neuen Signale vom Aeschenplatz zu vernehmen. Die Redaktion arbeitet weiter, man harrt der Dinge, die kommen werden.
Der Schwebezustand wird noch eine Weile anhalten: Die Wettbewerbskommission (Weko) hat noch nicht mal mit der Prüfung des Kaufs begonnen, wie auf Anfrage zu erfahren ist. Sechs Wochen sind vergangen seit der Verkaufsmeldung, gleichwohl erklärt die Weko: «Das Verfahren ist noch nicht ausgelöst worden, der Beginn hängt vom Eingang der Meldung durch die Parteien ab.»
Christoph Zimmer, Mediensprecher von Tamedia, bestätigt die Verzögerung. Man habe kurz nach der Bekanntgabe einen Entwurf der Eingabe eingereicht, der nicht genügte. Die Weko forderte daraufhin mehr Informationen ein. «Wir gehen davon aus, dass die Vollständigkeit der Meldung in den nächsten Wochen bestätigt wird», sagt Zimmer.
Die ordentliche Prüfung dauert laut Auskunft der Weko mindestens einen Monat und maximal fünf Monate. Damit könnte es Ende Jahr werden, bis der Verkauf der «Basler Zeitung» an Tamedia amtlich abgesegnet ist. Unklar ist, ob der heutige Chefredaktor Markus Somm so lange an der Spitze der BaZ bleibt. Bei der Übernahme hatte er erklärt, sich nach fünf Monaten in ein Sabbatical zurückzuziehen. Danach will er als Autor für Tamedia arbeiten.
Auch der neue Eigentümer ist in Wartestellung. Zimmer erklärt:
«Auf die Gespräche zur Besetzung der Chefredaktion hat die Freigabe durch die Wettbewerbskommission keinen direkten Einfluss. Solange die Wettbewerbskommission der Übernahme nicht zugestimmt hat, haben wir aber keinen direkten Einfluss auf die Basler Zeitung.»
Die «Basler Zeitung» arbeitet damit zumindest offiziell vorerst ohne Steuerung aus Zürich weiter.
Aufregung auf dem Transfermarkt
Wer Somm beerben wird, ist derzeit vollkommen offen. Tamedia-Verleger Pietro Supino hat von einer internen Lösung gesprochen, die man anstrebe. Diese wird zunehmend unwahrscheinlich. Der Wunschkandidat der Redaktion, Lokalchef Christian Keller, verabschiedet sich in die Selbstständigkeit. Ein weiterer aussichtsreicher Anwärter, der (zu) gut vernetzte Kulturchef Raphael Suter, geniesst keinerlei Rückhalt am Aeschenplatz.
Dafür macht ein neuer Name die Runde. Der frühere BaZ-Lokalchef und Deutschlandkorrespondent Patrick Marcolli ist wieder auf dem Markt. Nach vielen Jahren bei der «Basler Zeitung» arbeitete Marcolli bis vor Kurzem als Kommunikationsleiter der Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron (HdM). Er soll am Chefposten bei seinem früheren Arbeitgeber interessiert sein.
«Telebasel» verklagt die «Basler Zeitung»
Sollten sich die Übernahme und die anstehende Restrukturierung der «Basler Zeitung» weiter verzögern, könnte Tamedia zumindest um einen Rechtsstreit herumkommen. Der Lokalsender «Telebasel» strengt einen Prozess gegen «die Blocherzeitung» («Telebasel») an. Anlass ist ein Artikel mit dem Titel «Anrufe aus dem Rathaus», in dem die BaZ dem Fernsehsender unterstellt, unter politischer Einflussnahme zu stehen.
Gegen den Artikel erwirkte «Telebasel» bereits eine superprovisorische Verfügung, eine gütliche Einigung mit der «Basler Zeitung» scheiterte aber. Deshalb wird der Streit, wie «Telebasel» am Dienstag, 5. Juni, mitteilt, vor Gericht ausgetragen.