Verseuchter Boden wird saniert

Für den Veloweg entlang dem Rhein muss eine Altlast der chemischen Industrie saniert werden.

Für den Veloweg entlang dem Rhein muss eine Altlast der chemischen Industrie saniert werden.

Noch eine weitere Altlast der chemischen Industrie muss beseitigt werden, bevor der Veloweg nach Hüningen eröffnet werden kann: die Station de Traitement des Eaux Industrielles de Huningue (STEIH) – ein Klärwerk, das die Abwässer der angrenzenden Chemiefirmen reinigt. Es be­findet sich bei der ehemalige Zollstation und gehört Novartis und Clariant. Die Anlage wird bis Ende dieses Jahres abge­rissen; die Abwässer werden ab Ja­nuar 2013 bei der Pro­Rheno am Basler Hafen geklärt.

Sorgen bereitet den Behörden vor allem der Untergrund, auf dem das Klärwerk steht. Hier produzierte der Insektizidhersteller Ugine Kuhlmann bis 1976 den Stoff Lindan. Dieses Insektizid wurde bis in die 1970er-Jahre bedenkenlos in grossen Mengen in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Holz- und Bautenschutz ein­gesetzt. Als Mittel gegen Ameisen, Motten, Kopfläuse und Krätze kam es auch im Haushalt zum Einsatz. Heute wird Lindan in Europa nicht mehr verwendet, weil es sich schnell in der Nahrungskette anreichert und für den Menschen schädlich ist.

Boden ist mit dem Insektizid Lindan verseucht

Um die Schwere der Lindanverseuchung im Gelände ­kartieren zu können, haben die Behörden im letzten Jahr ­Archivmaterial gesichtet und Sondierungsbohrungen auf dem Gelände durchgeführt. Mehrere Hundert Analysen führten zu dem Ergebnis, dass das Gelände tatsächlich vorrangig mit Lindan und nur in geringem Masse mit anderen Stoffen durchsetzt ist. Die betroffenen ­Areale müssen in einer Tiefe zwischen drei und zwölf Metern abgetragen werden.

Die Arbeiten werden unter strengen Sicherheitsmassnahmen in Zelten stattfinden, in denen Unterdruck herrscht. So soll verhindert werden, dass Lindanstaub nach aussen dringt. Die Abluft wird zudem mit Aktivkohlefiltern gereinigt. «Der Schotter wird vor Ort gewaschen, und die unbelasteten Steine werden wieder auf dem Gelände ausgebracht», erklärt Frank Karg, der als Obergutachter berufen wurde, «kein Tropfen des Waschwassers und kein Staub darf freigesetzt werden.» Der Schutt wird in Spezialcontainern nach Hessen, ins Ruhrgebiet und nach Rotterdam zu Aufbereitungsanlagen gebracht und dort thermisch behandelt, also verbrannt. In Hüningen selbst findet, abgesehen von der Waschung des Schotters, keine Behandlung statt.

Ab dem 2. Juli wird die Baustelle eröffnet und mit der Ausgestaltung der Uferpromenade begonnen. Während der Bodensanierungsarbeiten wird zu einem späteren Zeitpunkt die am Gelände vorbeiführende Avenue de Bâle für längere Zeit gesperrt sein.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 29.06.12

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