Unumstritten ist, dass es an der illegalen Party in der ehemaligen Grosspeter-Garage sehr unschöne Szenen gab. Umstritten ist dagegen, wie es soweit kommen konnte. Die Polizei sprach in ihrer Stellungnahme von einer «aggressiven Gruppe», die die Sicherheitskräfte mit Flaschen und Steinen angriff. Gummischrot sei nur aus Notwehr eingesetzt worden. Diese Version sei falsch, sagen nun allerdings Augenzeugen.
(Bild: Google Street View)
Die verunglückte Party in der ehemaligen Garage an der Grosspeterstrasse hat sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.
«Wenn das zur Normalität wird, zieh ich weg», schrieb ein Leser im Kommentar zum Artikel der TagesWoche: «Ich will nicht wie ein Gottesgericht ein Krachwochenende einfach hinnehmen müssen und als rückständig stigmatisiert werden, weil ich Lärm bis am Morgen nicht mag.»
Es gab allerdings auch ein paar andere Stimmen. Jene von Tobi Pfister (Pseudonym) zum Beispiel. Die Schuld an der Eskalation gibt er der Polizei. Und das ist nicht der einzige der Vorwurf, den er der Polizei macht. In der Mitteilung des Sicherheitsdepartementes (auf der Rückseite dieses Artikels) seien die «Ereignisse (…) zeitlich völlig verdreht dargestellt worden, schreibt Pfister, der die Party nach eigener Aussage «beobachtet» habe.
«Polizist hat Nerven verloren»
Erstens stimme es nicht, dass die Partygänger die Strasse schon bald abgesperrt und dort ein Feuer entfacht hätten. Tatsächlich sei die Polizei es selber gewesen, die den Zugang zur Garage mit Absperrband abgeriegelt hätte, um zu verhindern, dass noch weitere Leute aufs Gelände kämen.
Zweitens stimme es nicht, dass die Aggressionen von den Partygänger aus gegangen seien. Tatsache sei, dass sich die Polizei mit Gummischrot rund ums Gebäude postiert habe – eine «provozierende Einkreisung», die sich einige Partygäste nicht gefallen liessen. Sie rissen das Band herunter und versuchten, die Polizisten zurückzudrängen.
Drittens stimme es nicht, dass die Polizei nur, um sich gegen Steinwürfe zu wehren, Gummischrot eingesetzt hätte. Tatsache sei, dass ein Polizist aus kurzer Distanz auf einen vermummenten Partygänger geschossen habe. Den Grund sieht Pfister ganz einfach darin, dass der Polizist die Nerven verloren hatte, als der Vermummte in seiner Nähe aufauchte. Erst danach hätten wütende Gäste Steine und Flaschen gegen die Polizei geworfen. Eine Version, die auch von einem anderen Augenzeugen bestätigt wird, der allerdings ebenfalls anonym bleiben will.
Drei Vorwürfe, die Polizeisprecher Martin Schütz allesamt zurückweist.
«In Notwehr gehandelt»
Erstens, sagt er, würde die Polizei in ihrer Mitteilung nicht eine detaillierte Chronologie wiedergeben, sondern die wichtigsten Ereignisse hervorheben. Wann genau die Partygänger die Strasse mit Bauabschrankungen abgesperrt und ihr Feuer entfacht hätten, sei nicht entscheidend. Entscheidend sei, dass sie es taten. Und dass es verboten sei. Demgegenüber habe die Polizei nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, eine wichtige Strasse abzusperren, wenn Leute dort herumstehen, wie das am Freitagabend bei der Grosspeterkreuzung der Fall war. «Das ist sehr gefährlich, auch wenn das den Leuten vielleicht gar nicht so bewusst war», sagt Schütz.
Zweitens, sagt er, seien die Aggressionen keinesfals von der Polizei, sondern von einem «Teil der Menge» ausgegangen. Von einer «Einkreisung» mit einem massiven Aufgebot könne keine Rede sein.
Drittens, sagt er, sei das Gummischrot «in Notwehr» abgegeben worden.
Viele weitere Partys
So weit die Aussagen auch auseinandergehen, feststeht, dass es rund um illegale Partys schon in den vergangenen Wochen zu forschen Polizeikontrollen mit Gummischrot im Anschlag und Schäferhunden an der Leine gekommen ist, wie die TagesWoche berichtete. Schon damals fühlten sich einige Szenegänger nach eigener Aussage provoziert. Nun ist der Konflikt in der Nacht auf Samstag eskaliert. Nicht unbedingt Gutes erahnen lässt das für den Mai. Nur schon für den Monatsanfang ist rund ein Dutzend unbewilligter Partys angekündigt.
Leser Borislav hofft darum auf «mehr deeskalierendes Verhalten». Er befürchtet allerdings, dass die Polizei dazu nicht mehr unbedingt bereit sei, nachdem sie im vergangenen Jahr von einem Teil der Medien und einigen bürgerlichen Politikern wegen angeblich allzu zurückhaltendem Verhalten rund um einen Party-Auswuchs am Voltaplatz kritisiert worden ist.