Violette Giftwolke über Basel: zu viel Jod im Chemieabfall

Am Samstag bildete sich über der Sondermüllverbrennungsanlage eine giftige Jod-Wolke, wie ein Video zeigt. Die Behörden schätzen die Situation als ungefährlich ein, doch wie viel Jod tatsächlich in die Umwelt gelangt ist, weiss niemand.

Am Samstag bildete sich über der Sondermüllverbrennungsanlage eine giftige Jod-Wolke. Die Behörden schätzen die Situation als ungefährlich ein, doch wie viel Jod tatsächlich in die Umwelt gelangt ist, weiss niemand.


Die violette Rauchsäule war weitherum sichtbar. Wie lange die Grenzwerte überschritten wurden, ist unklar.

Es ist bereits das zweite Mal innert zwei Jahren, dass die Sondermüllverbrennungsanlage die Grenzwerte für Jod stark überschritten hat. Trotz den damals angekündigten Massnahmen der Betreiberin Valorec AG konnte die erneute Verpuffung nicht verhindert werden. Jod gilt in hoher Konzentration als hoch giftig für Gewässer und kann, wenn es eingeatmet wird, zu Reizungen und Schädigungen der Atemwege und der Schilddrüse führen.

Dass die Überschreitung überhaupt bemerkt wurde, ist Hinweisen aus der Bevölkerung zu verdanken. Am Samstag um 10.26 Uhr ging bei der Einsatzzentrale der Polizei eine erste Meldung ein. Als rund eine halbe Stunde später die alarmierte Feuerwehr eintraf, hatte sich die Rauchfarbe wieder normalisiert. Wenig später meldeten sich auch Leser der TagesWoche, die den Vorfall beobachtet hatten (siehe Video). Die Valorec selber erfuhr erst am Montag durch den Kanton von dem Zwischenfall.

Keine Gefährdung der Umwelt, sagen Betreiber und Kanton

«Wir bedauern diese Überschreitung, es ist eine sehr, sehr unangenehme Situation», sagt Martin Droste, Betriebsleiter bei der Valorec. Eine Gefährdung der Gesundheit und der Umwelt habe nicht bestanden, sagt Droste. Zur selben Einschätzung gelangt auch das Lufthygieneamt beider Basel. Amtsleiter Andrea von Känel sagt, man nehme den Vorfall sehr ernst. «Eine Gefährdung können wir jedoch ausschliessen.» Das Jod habe sich so stark mit der Luft vermischt, dass die Konzentration für Mensch und Umwelt unbedenklich sei. Diese Aussage befindet sich auch in der Medienmitteilung, die der Kanton heute Nachmittag verschickt hat.

Menge des ausgetretenen Jods ist unbekannt

Doch wie hoch die Konzentration beim Austritt war und für wie lange die Grenzwerte überschritten worden sind, kann niemand genau sagen. Die Jod-Werte misst die Valorec nur periodisch, eine permanente Überprüfung wie bei anderen Stoffen findet nicht statt. Als Vergleich, sagt von Känel, können Messungen bei Ausfall der Rauchgasreinigung bei der Kehrrichtverbrennungsanlage dienen. Es wurden dabei auch bei erheblichen Überschreitungen des Grenzwertes am Kaminausgang keine messbaren Erhöhungen der Schadstoffe in Bodennähe festgestellt.

Das Lufthygieneamt will die Ursachen für den Zwischenfall nun gemeinsam mit der Valorec AG abklären. Doch zu hundert Prozent lasse sich eine weitere Überschreitung ohnehin nicht ausschliessen, sagt Droste. «Leider können wir nicht alle Abfälle überprüfen», die Betriebsleitung müsse sich auf die Angaben der Kunden verlassen.

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