Vom Praktikant zum Hoteldirektor

Seit fünf Jahren ist Raphael Wyniger Patron des Basler Gast- und Kulturhauses «Teufelhof», der heuer 25-jährig wird. Das wird gefeiert, am Sonntag stehen die Türen im Teufelhof offen.

Raphael Wyniger, seit fünf Jahren Patron des «Teufelhof».

Als der «Teufelhof» vor 25 Jahren seine Pforte öffnete, war Raphael Wyniger gerade mal 14 Jahre alt. Nun feiert er ein doppeltes Jubiläum: Seit fünf Jahren ist er der Patron des Basler Gast- und Kulturhauses, das heuer sein 25-jähriges Bestehen feiert. Am Sonntag stehen die Türen im Teufelhof offen.

Ein schöneres Lob kann ein Hoteldirektor nicht erhalten: «Der ‹Teufelhof› hat uns in seinen Bann gezogen», schrieb ein Besucher auf der Reiseseite Tripadvisor, «es gab gar keinen Grund aus dem Hotel rauszugehen!» Vor fünf Jahren hätte ein solcher Eintrag Raphael Wyniger zu denken gegeben. Damals war der heute 39-Jährige noch Vizedirektor von Basel Tourismus und dafür verantwortlich, dass die Gäste möglichst oft aus dem Hotel gehen und viel von Basel sehen.

Heute freut sich Wyniger über solche Urteile, sind sie doch Bestätigung dafür, dass die einzigartige Vielseitigkeit des Hauses, das er 2009 übernommen hat, bei den Gästen ankommt.

Spitzengastronomie und zeitgenössische Kultur

Der Komplex zwischen Heuberg und Leonhardsgraben besticht durch den Brückenschlag von der Spitzengastronomie zur zeitgenössischen Kultur. Der Teufelhof ist ein Hotel, das in 9 von 33 Zimmern die Möglichkeit bietet, in Kunstinstallationen zu übernachten. Er ist ein Gastrobetrieb mit Bar, Weinladen und zwei Restaurants, eines seit Jahren mit einem Michelin-Stern gekrönt. Und er ist ein Theater, das auf literarisches Kabarett und Satire setzt.

Das Ganze trägt die Handschrift von Monica und Dominique Thommy-Kneschaurek, die das Haus am 28. April 1989 eröffneten. «Diese Verbindung ist das Einzigartige am Teufelhof», sagt Wyniger, «für mich stand nie zur Diskussion, daran etwas zu ändern» – obwohl das Gourmetrestaurant allein keine grosse Cashcow ist und das Theater unter anderem durch den Verzicht auf die Miete quersubventioniert wird. «Es handelt sich um integrale Bestandteile, die dem Ort seine Ausstrahlung und Kraft verleihen.»

Durststrecke überwunden

Wyniger lernte den Betrieb 1999 genauer kennen, als er während eines Praktikums der Hotelfachschule Luzern hier im Service arbeitete. Als Mitarbeiter von Basel Tourismus blieb er mit den Besitzern in Kontakt. In gutem Kontakt offensichtlich, denn 2007, als der «Teufelhof» seine 20-jähriges Bestehen feierte, fragte ihn Monica Thommy-Kneschaurek an, ob er Interesse habe, das Haus zu übernehmen – nicht nur als Geschäftsführer, sondern als Besitzer.

«Der Gedanke elektrisierte mich», erinnert sich Wyniger. Sogleich machte er sich auf die Suche nach Finanzierungslösungen: «Ich wollte möglichst unabhängig bleiben.» Er fand schliesslich zwei Banken, die an ihn und sein Konzept glaubten. Einfach war der Neubeginn nach der 2009 vollzogenen Übernahme nicht. «Es dauerte über zwei Jahre, bis mein Konstrukt einschlug.»

Der Patron als Botschafter

«Seit zwei Jahren läuft es sensationell», freut sich der junge Patron heute, nachdem er viel Energie und Geld in die Modernisierung des Betriebs gesteckt hat. «Ich hatte ein wunderbares Team hinter mir, das sich mit dem Haus identifiziert.». 67 Mitarbeiter teilen sich 55 Vollzeitstellen. Nicht wenige sind viel länger im «Teufelhof» tätig als ihre neuer Chef. Allen voran Sternekoch Michael Baader, der ein grossartiger Koch und ein wunderbarer Mensch sei, wie Wyniger sagt.

«Meine Rolle ist, Botschafter des Hauses zu sein», sagt der Patron. Eine Rolle, die viel Zeit in Anspruch nimmt – sein Arbeitstag dauert von 9 bis 23 Uhr, an sechs Tagen pro Woche. Der Sonntag gehört seinen beiden ein- und siebenjährigen Töchtern.

Dennoch hat Wyniger noch lange nicht genug. Demnächst steht die Neueröffnung des Restaurants im Schmiedenhof an. «Ich plane ein Dreispartenkonzept mit einem Wiener Kaffee moderner Prägung, einem Mittagsrestaurant und einer Weinbar am Abend», sagt er. Obwohl das Ganze eine grosse Kiste ist, hat Wyniger keine Angst, sich zu viel Mehrarbeit aufzuhalsen. «Mit dem neuen Restaurant erreichen wir eine Grösse, die eine gute Nutzung von Synergien im Einkauf und in der Rotation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erlaubt.» Man glaubt ihm gerne. Bei so viel Enthusiasmus kann eigentlich nichts schiefgehen.

Geburtstagsfeier am 4. Mai
Der «Teufelhof» feiert seinen 25. Geburtstag am 4. Mai mit einem Tag der offenen Tür, der neben künstlerischen und kulinarischen Attraktionen auch einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht. Zum Jubiläum gibt das Gasthaus zudem ein  Kochbuch mit 25 Rezepten von 25 Köchen heraus, die in den vergangenen 25 Jahren im «Teufelhof» tätig waren oder es noch immer sind.

Artikelgeschichte

In einer früheren Version des Artikels stand, dass sich «67 Mitarbeiter 55 Stellenprozente» teilen würden. Das ist natürlich falsch. Es sind 5500 Stellenprozente, also umgerechnet 55 Vollzeitstellen.

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