Noch immer wartet der Verein Shift Mode auf den Entscheid, ob die Holzhalle auf dem ehemaligen Migrol-Areal gebaut werden kann. Trotzdem kommt Leben in die Brache – denn auch ohne Halle entstehen munter Projekte.
Auf dem ehemaligen Migrol-Areal ist es im Moment noch sehr ruhig. Zu ruhig in den Augen des Vereins Shift Mode, der hier zusammen mit der Kunstmesse Scope die «Basel Art and Culture Hall», kurz BACH, bauen will. Denn ob sie gebaut werden kann, ist immer noch unklar.
Ende Dezember hätten die Verantwortlichen von zwei Banken Bescheid erhalten sollen, ob die dafür nötigen Kredite gewährt werden. Doch die Weihnachtsbescherung blieb aus, und Mitte Januar steht der Entscheid immer noch aus. Dabei müsste so langsam mit dem Bau begonnen werden können, um den zeitlichen Rahmen einhalten und interessierten Projekten Planungssicherheit gewähren zu können.
Ob des gespannten Wartens geht fast vergessen, dass die BACH nicht das einzige Projekt ist, das die Zwischennutzer auf den rund 12’000 Quadratmetern realisieren wollen. Es ist eine ziemliche Liste von Vorhaben, die laut Katja Reichenstein für den «Holzpark Klybeck» inzwischen fixiert sind – und die ebenfalls im «frühen Frühling», so Reichenstein, realisiert werden sollen.
So sind im gastronomischen Bereich drei Angebote vorgesehen:
- Die Bar Patschifig – eine Ruheoase, die bereits im Herbst ihren Betrieb aufgenommen hat.
- Eine zweite Bar wird von den Betreibern der ehemaligen Sommerresidenz auf dem nt/Areal aufgestellt werden. Sie wollen einen starken Fokus auf Kulturveranstaltungen legen.
- Ergänzt wird das Bar-Angebot vom Restaurant Der Knecht. Hier wird von einer Künstlerin «archaische Küche» angeboten, wie es Katja Reichenstein nennt, mit Zutaten aus der Region Buus/Sissach. Eventuell wird das Restaurant durch ein Bauernlädeli ergänzt.
- Und schliesslich werden ab und zu auf einem holländischen Rad ebensolche Süssigkeiten aufs Areal gebracht.
Die Bar Patschifig – ein alter Schiffscontainer. (Bild: Lea Hummel)
Doch es soll nicht nur gegessen und getrunken, sondern auch kulturell genutzt – und gearbeitet werden. «Uferbox Plus» und «L’Atelier» werden Atelierplätze anbieten – das eine Projekt kommt vom Team des Sophie Blocher Hauses, das andere wird von einem Steinbildhauer, einem Möbelrestaurateur und einem Heizungsingenieur und Künstler betrieben werden. Niederschwelligkeit schreiben beide Projekte gross, und so wird «L’Atelier» auch im Aussenraum mit einem grossen Tisch präsent sein, an dem jeder willkommen ist, ob zum Essen, zum Gespräch oder zum Arbeiten.
Und sonst?
- Der Münsterpavillon wird einen stillen Ort einrichten, in dem Gespräche und Lesungen stattfinden können. Darin wird auch ein Projekt Unterschlupf finden, das Workshops im Do-it-yourself-Bereich anbietet – von Origami bis zur Körperarbeit.
- Apropos Körperarbeit: In einem Zirkuswagen wird zu Yoga, Shiatsu oder Atemtherapie gebeten.
- Der Verein Generationengarten ist um die Begrünung des Areals besorgt.
- Die «Landestelle» wird ein kleines Lager erhalten, das gleichzeitig als Urban-Farming-Projekt dient.
- Ein ausrangierter Flughafenbus wird zur Experimentalbühne für Video- und Theaterproduktionen umfunktioniert.
- Weiter werden Boulderwand-Elemente auf der Fläche verteilt, ein Pingpongtisch aufgestellt und eine Boulebahn eingerichtet.
- Ende 2015 soll dann noch das Hafenradio auf Sendung gehen.
Bislang sind erst zwei Projekte vor Ort präsent. Einerseits der Holzpavillon, der als Bühne für Freiluftprojekte dienen wird, andererseits die schon erwähnte Bar Patschifig, die in den kalten Monaten aber pausiert. Unter anderem, weil das kleine WC-Hüttchen den Minusgraden nicht gewachsen ist. Gedacht ist allerdings, dass in den kommenden fünf Jahren ein Ganzjahresbetrieb aufrecht erhalten werden kann, nicht nur beim Patschifig, sondern auch bei allen anderen Projekten.
So sähe es dann aus, wenn «BACH» gebaut werden könnte.
Für die Bauten sind die jeweiligen Mieter selbst verantwortlich: Sie bringen ihre eigenen Gestalter und Architekten mit. Ein bunter Mix ist so gewährleistet. Reichenstein freut sich vor allem über das Leben, das auf der Brache einkehren wird. «Es sollen viele Leute kommen», wünscht sie sich und hofft, dass das Angebot ein breites Publikum ansprechen wird. Nicht nur – aber vor allem auch – aus dem Quartier: «Wir wollen dieses aktiv miteinbinden», sagt sie.
Abhängig vom Bankenbescheid
Abgeschlossen ist die Planung aber noch lange nicht – und wird es vielleicht auch während der momentan fixierten Zwischennutzungsphase von fünf Jahren auch nicht sein: «Keines der Projekte muss sich für die volle Zeit verpflichten – das heisst, es kann auch Wechsel geben», sagt Reichenstein. Im Moment sind an die 50 Projekte geplant – wenn man jene miteinschliesst, die in der Halle «BACH» stattfinden sollen. Auch dafür finden sich nämlich schon einige Interessenten: vom Jungen Theater Basel über die Theater- und Medienfalle bis zu Ausstellungsmachern und Messeverantwortlichen abseits der Scope.
Doch nicht nur diese hängen von der Planung der Holzhalle ab: Weil die Fläche, welche die Scope mit ihrem Zelt besetzen würde, rechteckig und um einiges grösser wäre als jene der Holzhalle mit ihren armförmigen Ausläufern, könnten einige Projekte, die im Grunde nichts mit der Halle zu tun haben, erst nach der Scope Ende Juni mit dem Aufbau beginnen. Auch diese warten somit gespannt auf den Bankenbescheid.