Von feschen Vögeln und wetterfesten Viechern

Kaum wirds kälter, klingeln im Zolli die Telefone wie wild. Besorgte Menschen rufen an und erkundigen sich nach dem Wohl der Tiere. Solche Sorgen sind völlig unbegründet. Die Flamingos dürfen sich sogar über ein neues Futter freuen.

(Bild: GEORGIOS KEFALAS)

Kaum wirds kälter, klingeln im Zolli die Telefone wie wild. Besorgte Menschen rufen an und erkundigen sich nach dem Wohl der Tiere. Solche Sorgen sind völlig unbegründet. Die Flamingos dürfen sich sogar über ein neues Futter freuen.

Die Flamingos sind unbestritten die schicksten Vögel im Basler Zoo. Stylisch befiedert, unendlich lange, schlanke Beine, prägnante Gesichtszüge; jedes noch so solariumgebräunte Model wirkt blass neben den pinken Stelzvögeln. Besonders wintertauglich sind die rund 120 Flamingos im Zolli allerdings nicht. Das liegt aber nicht etwa daran, dass die rosa Federn nur schön und nicht wetterfest sind, sondern an den Essgewohnheiten dieser Tiere.

Flamingos können nämlich ihr Futter nur aus dem Wasser essen. Dazu saugen sie das Wasser durch ihre Nase und lassen es wieder aus dem Schnabel laufen. Das Futter – in der Wildnis sind es kleine Krebse, im Zoo Nahrungspellets – bleibt in feinen Lamellen an den Rändern des Schnabels hängen. Diese Pellets wurden eigens für die Basler Flamingos entwickelt, erzählt der für die Fütterung der Tiere zuständige Tierpfleger Bruno Gardelli. «Die früher verfütterten Getreidemischungen haben sich als untauglich erwiesen». Da die verschiedenen Körner jeweils nach kurzer Zeit auf den Boden des Futterteiches gesunken sind, seien die schwächeren Tiere – die beim Fressen hintanstehen müssen – zu kurz gekommen, sagt Gardelli. Dies hat gemäss Zootierarzt Christian Wenker vor allem bei den Jungtieren zu missgebildeten Beinen geführt. Die neu entwickelten Futterpellets aber würden mehrere Stunden an der Wasseroberfläche schwimmen, sagt Futtermeister Gardelli. «So kommen auch die schwächeren Tiere auf ihre Kosten.» Wird es im Winter nun aber so kalt, dass die Weiher im Flamingogehege zufrieren, sehen sich die Tiere zum Umzug ins Flamingohaus gezwungen. Dort gibt es eine Heizung und einen Futterteich.

Wollmäntel, Pelzjacken und Daunendecken

Andere Tiere können auf den Luxus einer beheizten Unterkunft locker verzichten. Die graue Heidschnucke etwa schaut von der Kälte ungerüht unter einem riesigen Berg verfilzter Wolle hervor und kaut dabei stoisch auf den gereichten Maisblättern herum. Das aus Norddeutschland stammende Schaf ist so richtig wetterfest, im Winter ziehe es gar den Schnee der weichen Strohunterlage im Stall vor, erzählt Kathrin Rapp, Zoopädagogin und Kuratorin des Kinderzoos. Übrigens lassen sich an der Farbe der Wolle das Alter des Schafes ablesen. Die Heidschnucke kommt schwarz auf die Welt, die erste Winterwolle ist braun und die älteren Tiere tragen würdevolles Grau.

Fast ohne schützende Haare müssen die Minipigs auskommen. Ihre gleichermassen clevere wie nachvollziehbare Lösung sieht folgendermassen aus: Im Winter verlassen die Schweine ihren Stall nur, wenn es wirklich sein muss. Das heisst zum Fressen. Den Rest der Zeit liegen sie im Stroh aufeinander gestapelt und spenden sich gegenseitig Wärme, erklärt Kathrin Rapp. «Sobald das oberste Ferkel friert, zwängt es sich zuunterst irgendwo dazwischen.» Eine Schichtrotation im doppelten Sinne also.

Als absolute Kältespezialisten dürfen getrost die Rentiere bezeichnet werden. Die Haare ihres Fells sind innen hohl, was für eine zusätzlich isolierende Luftschicht sorgt. Ein Infrarotbild zeigt wie erfolgreich sich die Rentiere an ihre eiskalte Umgebung angepasst haben. Fast der ganze Körper des Tieres ist auf dem Bild der Wärmekamera blau, sprich, er strahlt praktisch keine Wärme ab. Auch bei minus 45 Grad verändert sich der Stoffwechsel der Rentiere kaum, die Kälte lässt sie ganz einfach kalt.

Nächster Artikel