Unermüdlich warnt Datenschützer Hanspeter Thür vor den sozialen Medien. Bei der Nutzung derselbigen könnte er noch einen Zacken zulegen.
Über mangelnde Medienpräsenz kann sich Hanspeter Thür nicht beklagen. Unermüdlich warnt der eidgenössische Datenschützer vor den Gefahren des Internets, der Spionage im Alltag, dem Staatsschutz. Ohne Unterlass predigt er, schon Fünfjährige müssten für die Risiken des Online-Datentauschs sensibilisiert werden.
Deswegen hat er auch seine Schirmherrschaft über die Kinder-Datenschutzinitiative Netla ausgebreitet und gibt im Video-Interview (siehe unten) – wenn auch nicht an seiner Miene erkennbar – seiner grossen Begeisterung über das Interesse der Kids Ausdruck. Minutenlang macht er umfassende Aussagen zu Risiken und Nebenwirkungen und wird von der Kamerafrau mannigfaltig spannend ins Bild gerückt. Die Erkundung der neuen Werkzeuge müsse auch Spass machen, aber die Kids seien sich zu oft nicht bewusst, wie viel sie von sich preisgäben.
Wenn sich Thür da mal nicht täuscht. Vor dem datengefrässigen Facebook und der Krake Google mit ihrer Spassvideo-Verführungsmaschine Youtube scheint er jedenfalls erfolgreich gewarnt zu haben. Zumindest, wenn man sich die unmittelbare Statistik ansieht: Die Facebook-Seite von Netla hat in sechs Monaten knapp 160 Likes erhalten, das Thür-Interview-Video ist in zwei Monaten 111-mal auf deutsch, 12-mal mit französischen und 7-mal mit italienischen Untertiteln aufgerufen worden.
Bleibt die Frage: Wie erreicht der Datenschützer die Jungen, wenn sie die Finger ganz von Facebook und Youtube lassen? Antworten gibt Thür am kommenden Montag an seiner Jahrespressekonferenz mit dem Titel «20 Jahre Datenschutz – wie weiter?».
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.06.13