Jetzt hat auch das Bundeshaus seinen Übergriffsskandal. Der Walliser Nationalrat und Vize-Präsident der CVP Yannick Buttet hat seine ehemalige Geliebte gestalkt und damit einen Polizeieinsatz ausgelöst. Als die Sache in die Medien gelangte, bat er die Partei um seine Suspendierung, die umgehend in Kraft trat.
Buttet ist, wie er selber eingestehen muss, bekannt für unangemessenes bis übergriffiges Verhalten, besonders unter Alkoholeinfluss. Wie lange er sich als Nationalrat halten kann ist offen, der «Blick» jedenfalls fordert seinen Rücktritt.
In Bundesbern ist die Aufregung gross. Mehrere Parlamentarierinnen berichteten anonym, dass auch sie schon mit Übergriffen konfrontiert waren. Mit Namen und Gesicht stand SVP-Vizepräsidentin Céline Amaudruz hin. Sie berichtete, ein anderer Parlamentarier habe ihr gegenüber unlängst «eine unangemessene Bewegung» gemacht. Es sei nicht das erste Mal, dass sie im Bundeshaus so etwas erlebe. «Mit gewissen Leuten gehe ich schon gar nicht mehr in den Lift», sagte Amaudruz, die im jüngsten Fall eine Strafanzeige prüft.
Auch die Präsidien des National- und Ständerats reagierten auf die Buttet-Affäre und verurteilten «jegliche Form sexueller Belästigung». Man werde prüfen, ob im Parlament «Massnahmen zur Prävention und zur Sensibilisierung» erforderlich seien. Kathrin Bertschy, Co-Präsidentin des Frauendachverbandes Alliance F, fordert, dass das Parlament eine «Anlaufstelle» einrichte für Politiker und Parlamentsangestellte, die belästigt oder bedroht würden.
Der Druck auf Buttet wächst derweil. Die Präsidentin der CVP-Frauen, Babette Sigg Frank, kritisiert die Doppelmoral des erzkonservativen Wallisers, der Wasser predige und Wein trinke. Für sie passen seine Eskapaden zu seinem Frauenbild: «Für Yannick Buttet sind die CVP-Frauen völlig überflüssig. Er wirft uns vor, dass wir uns nur profilieren wollen.»
Ein Sexismusproblem habe ihre Partei aber nicht. Oder zumindest nicht mehr, seit Gerhard Pfister Präsident ist: «Pfister sieht in den CVP-Frauen eine Chance, kein Ärgernis. Er weiss, dass es die Frauen braucht. Unter Darbellay wurden wir viel weniger ernst genommen.»
Der Zufall will es, dass ausgerechnet am Tag, als Buttets Eskapaden zum Thema wurden, im Nationalrat ein Vorstoss eingereicht wurde, der die Opfer von Übergriffen besser schützen soll – und zwar von SP-Mann Mathias Reynard, ebenfalls aus dem Wallis. Er will künftig die Beweislast in Fällen von sexueller Belästigung umkehren. Die Chancen, damit im Parlament durchzukommen, sind allerdings gering.