Warum Fasnacht nicht gleich Fasnacht ist

«Rahmestyggli», «Schnitzelbängg» und «Schnurebegge» – unsere Aargauer Volontärin macht zurzeit Bekanntschaft mit der Basler Fasnacht. Wie unterschiedlich die verschiedenen Vorfasnachtsveranstaltungen sind, lernt sie an der Medienorientierung zum Drummeli 2013.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

«Rahmestyggli», «Schnitzelbängg» und «Schnurebegge» – unsere Aargauer Volontärin macht zurzeit Bekanntschaft mit der Basler Fasnacht. Wie unterschiedlich die verschiedenen Vorfasnachtsveranstaltungen sind, lernt sie an der Medienorientierung zum Drummeli 2013.

Fasnacht ist die Zeit, in der sich die Stadt Basel im Ausnahmezustand befindet. Während den «drey scheenschte Dääg» dreht sich alles um Larven (keinesfalls darf von Masken gesprochen werden!), Räppli (= Konfetti) und Guggenmusik. Das ist es jedenfalls, was auch ein Nicht-Basler von der Fasnacht versteht. Doch das ist bei weitem noch nicht alles. Um sich auf diese drei Tage einzustimmen, finden verschiedene Vorfasnachtsveranstaltungen statt, die mindestens genauso wichtig sind wie die eigentliche Fasnacht. So auch das Drummeli 2013.

In einem gemütlichen Gewölbekeller werden die Medienschaffenden zur Pressekonferenz «Drummeli 2013» willkommen geheissen und schnell wird auch einer Aargauerin klar, Fasnacht ist nicht gleich Fasnacht. Auch wenn Baseldeutsche Fremdwörter wie «Rahmestyggli» und «Schnitzelbängg» erneut zur Sprache kommen, ist das Drummeli nicht mit dem Charivari vergleichbar: Wo beim Charivari auf Tradition gesetzt wird, ist beim Drummeli Veränderung angesagt.

Temposteigerung im Programm

«Wir wollen einen neuen Weg gehen», erklärt Adrian Kunz, Drummeli Verantwortlicher des Fasnachts-Comités. «Die Themen der verschiedenen Rahmestyggli werden in einer neuen Form präsentiert.» Ein Thema werde nicht mehr direkt am Schluss eines Stücks abgeschlossen, sondern durchs ganze Programm hindurch immer wieder aufgegriffen. «Dadurch bewirken wir eine Temposteigerung», sagt Kunz. Für die Wahl der Themen und deren Inszenierung ist – wie schon 2012 – die Basler Schauspielerin und Regisseurin Bettina Dieterle verantwortlich.

Für den roten Faden durchs Programm hat Dieterle die beiden Figuren Catherine Merian Staehelin und deren 50-jähriger Sohn Andres kreiert. Die alte Dame aus dem Basler Daig (= alteingesessene Basler Oberschicht) kommentiert lautstark das Geschehen auf der Bühne – buchstäblich von oben herab – und lässt keine Gelegenheit aus, Andres herumzukommandieren. Reto Spiess und Hans-Ruedi Tschopp sind zwei weitere Figuren im Programm. Als Vertreter von Stadt und Land befassen sie sich in der traditionellen Balkonszene mit dem Thema Fusion – «Lämpe» sind garantiert.

«Waggis, leedig, suecht …»

Nebst der Fusion tauchen im Programm noch viele andere Themen auf: Das Basler Tattoo darf genauso wenig fehlen wie die Basler Chemiestadt oder das Taxi-Problem. Was sich aber hinter Letzterem verbirgt, verschliesst sich dem Wissen einer Aargauerin. Warum sucht eine Passantin auf dem Barfi verzweifelt nach einem Taxi? Die stehen da doch morgens immer brav in Reih und Glied. Eine Erklärung von Bettina Dieterle gibt darüber Aufschluss: «Wenn du in Basel ein Taxi brauchst, kommt garantiert keines.» Wer als Auswärtiger also noch nie vom Taxi-Problem gehört hat, muss sich wohl auf diese Aussage verlassen.

«Waggis, leedig, suecht …», worauf dieses Rahmestyggli abzielt, das hingegen versteht jeder – ob Basler oder nicht. Der Fernsehsendung «Bauer, ledig, sucht …» kann sich keiner entziehen. Beim Zappen durch die Kanäle, beim Durchblättern von Boulevardzeitungen oder beim Surfen im Internet, überall tauchen die strammen (oder weniger strammen) Burschen vom Lande auf, die auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens sind. «In Anlehnung an die Sendung suchen wir für den ‹armen Waggis› ebenfalls eine Frau», sagt Dieterle. Die Suche wird jedoch nicht live auf der Bühne gezeigt, sondern als kleine Filmeinlagen. Dafür sind zusammen mit Marco Fritsche, dem Originalmoderator von «Bauer, ledig, sucht …» zwei Sequenzen gedreht worden.

Um als Aargauer Volontärin zur «Fasnachtsexpertin» zu werden, dafür hat der Besuch beim Drummeli und auch jener beim Charivari bei weitem nicht gereicht. Aber ein Grundverständnis hat sich dennoch entwickelt. Auch das Fasnächtler Vokabular ist kein komplettes Mysterium mehr – und macht Lust auf mehr von den «drey scheenschte Dääg».

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