Das Gymnasium am Münsterplatz führt heute als einziges Basler Gymnasium jährliche Skilager für alle Klassen durch. Doch diese jahrzehntealte Tradition ist in Gefahr: Nach einem Beschluss des Lehrerkollegiums sollen die Lager in den 5. Klassen nicht mehr durchgeführt werden und soll den Klassen im 4. Schuljahr die Wahl gelassen werden, entweder ins Skilager zu fahren oder eine eigene Theateraufführung auf die Beine zu stellen.
Ich vermute, dass fast jede Klasse eine Theateraufführung auswählen wird, weil damit auch die Klassenkasse aufgebessert werden kann. Somit werden die Skilager in den letzten beiden Klassenstufen faktisch abgeschafft. Gegen diese Entwicklung hat sich nun Widerstand formiert.
Über die Schülerpetition hat diese Zeitung bereits letzte Woche berichtet. Was sind die Argumente für den Erhalt der Skilager in allen Klassen? Ein Gymnasium lebt von guten Leistungen seiner Schülerinnen und Schüler. Doch diese Leistungen kommen nicht von ungefähr. Sie müssen gefördert werden. Dazu braucht es ein gutes Klima in der Schule, insbesondere in den Klassen.
Leider stelle ich eine Tendenz fest, den Klassenverband durch diverse Schwerpunkt-, Wahl-, und Fakultativfächer immer mehr zu schwächen. Dies führt dazu, dass das Wir-Gefühl unter den Schülern verloren geht.
Wollen wir das? Sind es nicht die gemeinsamen positiven Erlebnisse, die uns bewegen, nach Jahren noch ein Klassentreffen zu organisieren? Gerade im Hinblick auf die Verkürzung des Gymnasiums auf vier Jahre kommt den Skilagern besonders grosse Bedeutung zu. Denn in der kürzeren Zeit wird es noch schwieriger, ein Zusammengehörigkeitsgefühl aufzubauen.
Doch es gibt noch weitere Gründe für den Erhalt. Unsere Generation hat vielfach nicht den besten Ruf: Viele sind unsportlich, anderen mangelt es an Sozialkompetenz. Ist es da sinnvoll, das Skilager abzuschaffen? Diese Woche Sport in den Bergen? Die Schülerinnen und Schüler müssen zwar einige Tage auf den gewohnten Standard von zu Hause und den Gebrauch von Facebook verzichten; dafür erfahren sie die Schönheit der Natur, lernen andere Regionen kennen und müssen sich viel intensiver mit ihren Klassenkameraden auseinandersetzen. Sie lernen, sich in ein Lagerkollektiv zu integrieren. Das schadet niemandem.
Es ist mir bewusst, dass solche Lager für den Lehrkörper eine Mehrbelastung darstellen. Doch der Einsatz lohnt sich im Interesse der Jugendlichen und fördert die gute Beziehung zwischen Lehrer- und Schülerschaft. Dies zeigt sich auch daran, dass die Lager sehr beliebt sind. Ich hoffe sehr, dass die Skilager am GM gerettet werden und auch nicht einem Spardiktat zum Opfer fallen. Mit der Abschaffung der Skilager würde eine gute Tradition verloren gehen.
Dominik Tschudi, 21, ehemaliger Schüler des Gymnasiums am Münsterplatz, studiert Jura an der Universität Basel und ist als Jugend+Sport-Leiter Ski tätig.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 24.02.12