Was die Anwohner über das Projekt denken

Was meinen die Anwohner zu den Ideen für das Felix-Platter-Areal? Die Baugenossenschaft «Wohnen und mehr» stand am Mittwoch den Leuten Rede und Antwort.

Noch ist nicht bekannt, wie das Wohngenossenschaftsprojekt an diesem Ort genau aussehen soll. Eine Einsprache von Anwohnern gibt es aber bereits jetzt.

 

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Die Baugenossenschaft «Wohnen und mehr» stellte am Mittwoch den Anwohnern ihre Ideen für das Felix-Platter-Areal vor. Die Reaktionen darauf fielen unterschiedlich aus.

Die Neugier ist gross: Ein «Quartier im Quartier» soll bald um das neue Felix-Platter-Spital herum entstehen. Künftig soll damit das Iselin um rund 500 neue Wohnungen und über 1000 neue Bewohner reicher werden. Eine solche Veränderung wirft viele Fragen auf.

Der Neutrale Quartierverein Kannenfeld hat deshalb am Mittwoch zu einem Podiumsgespräch eingeladen. Dabei standen diejenigen Rede und Antwort, welche den Zuschlag als Bauträger erhielten: Richard Schlägel, Präsident der Baugenossenschaft «Wohnen und mehr», und Vizepräsident Andreas Courvoisier stellten im Saal des Felix-Platter-Spitals ihre Ideen für das Areal vor.

Noch stecken aber die Pläne für die neuen Wohneinheiten im Anfangsstadium, zudem ist ein Rekurs zum Erhalt des alten Spitalbaus noch hängig. Nächstes Jahr sollen die ersten Visualisierungen vorliegen, 2019 werden schliesslich die Bagger auffahren. So viel versprachen Schlägel und Courvoisier aber jetzt schon: Vom Studio bis zu Cluster- und Alterswohnungen soll alles Mögliche an «bezahlbarem Wohnraum» geschaffen werden.

Vom Erlenmatt-Quartier lernen

Unter den Nachbarn gab es schon im Vorfeld skeptische Stimmen: Aus dem NQV Kannenfeld ist im Dezember eine Einsprache zur öffentlichen Planauflage eingegangen. Eine Gruppe von Anwohnern der Ensisheimerstrasse hat diese in Auftrag gegeben. Darin wird eine «quartierverträgliche Nutzung» gefordert. Dabei sollten der Regierungsrat und die kantonale Verwaltung ihre «hoheitliche Aufgabe weiterhin wahrnehmen» statt diese an Bauträger zu delegieren.

Befürchtungen dieser Art waren auch am Podiumsgespräch, das mehrheitlich von älteren Anwohnern besucht wurde, herauszuhören. Dabei machte bei der Info-Veranstaltung immer wieder das Stichwort Erlenmatt die Runde. Marcel Rünzi, Präsident des NQV Kannenfeld, zeigte davon Bilder als abschreckendes Beispiel und forderte, beim Felix-Platter-Areal für Räume mit besserer Aufenthaltsqualität zu sorgen. Die Erlenmatt-Überbauung gleiche eher einem «Satellit einer europäischen Grossstadt». Ein Raunen ging durch den Saal. Rünzi zeigte sich aber zuversichtlich zum Vorhaben von Schlägel und Courvoisier: «Wenn das neue Areal zum Bijou wird, ist das Ziel erreicht».

Weitere Genossenschaften sollen an Bord kommen

Weniger optimistisch äusserten sich andere Anwesende: Die Sorge, dass der Kanton das letzte Wort haben soll und die Angst vor Verdichtung und Belastung für das Quartier waren dabei die Hauptkritikpunkte. Insbesondere an die Adresse von Richard Schlägel kamen Bedenken, da dieser beruflich bei der Basler Kantonalbank den Bereich Immobilienkunden leitet. Manche der Anwesenden befürchteten dabei eine Interessenkollision. Schlägel betonte jedoch, dass er sein Engagement als Bauträger bei der Genossenschaft von seiner Arbeit trennt: «Wir sind nicht gewinnorientiert, sondern gemeinnützig.»

Andreas Courvoisier bemerkte zudem, dass sich «Wohnen und mehr» nicht etwa als «grosse Henne» verstehe, die alle Genossenschaften unter ihrer Obhut bringen wollen. Im Gegenteil: Andere sollen die Chance wahrnehmen, auf diesen Zug aufzuspringen, wie dies bereits die «Genossenschaft für Lebenswerte Nachbarschaften» (LeNa) mit ihren Wohnideen für den alten Spitalbau vorzeige.

Angst vor Veränderungen im Quartier

In mehreren Voten war ein Unbehagen gegenüber den künftigen Neuzuzügern spürbar. Dabei wurde auch eine mögliche Zunahme beim Verkehr genannt. Auch seltsame Wortmeldungen waren zu hören – etwa, ob «fragwürdige Personen» einziehen könnten, wenn «das Sozialamt Interesse an den Wohnungen» haben könnte.

Es war der Quartiervereinspräsident Marcel Rünzi, der die Wogen wieder glättete: Er wies darauf hin, dass Basel in den letzten Jahrzehnten etwa 30’000 Einwohner verlor. Tausend seien somit nichts Aussergewöhnliches. Wie er etwa beim Hunziker-Areal in Zürich sehen konnte, sei es gut machbar, diese Menge an Leuten bequem unterzubringen.

Hoffnungen auf eine Belebung des Iselin

Nicht nur Kritik, auch Anregungen und Wünsche für das neue Quartierzentrum waren im Raum. Ein Quartiervereinsmitglied hoffte auf die Rückkehr der verlorenen Luzernerring-Postfiliale. Ein Vertreter aus dem Jugendzentrum Bachgraben plädierte dafür, bei der Planung auch die Interessen der wohl vielen neuen Anwohnern der jüngeren Generation zu berücksichtigen.

Ein weiterer Besucher schlug zudem vor, die Infrastruktur des alten Spitalbaus für die Pflege von Demenzkranken zu nutzen – ein Thema, das in seinen Augen in Basel noch zu kurz kommt und in Zukunft noch beschäftigen werde.

Wie sich im Podiumsgespräch herausstellte, ist noch sehr wenig konkret. Dementsprechend plädierte ein Anwesender dafür, sich den Plänen von «Wohnen und mehr» nicht von vornherein zu verschliessen: «Es ist noch zu früh – wir sollten erst mal die Leute planen lassen.»

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