Dokumentarfilm: Was von Bruno Manser bleibt

Der sehenswerte schwedische Dokumentarfilm «The Borneo Case» ist dem Vermächtnis des Basler Umweltaktivisten auf der Spur.

Die ersten Bilder von «The Borneo Case» sind auch die letzten Aufnahmen, die von Bruno Manser existieren: Vor 17 Jahren verschwand der Basler Ethnologe und Umweltschützer im Regenwald von Sarawak, Borneo, für dessen Schutz er sich zeitlebens eingesetzt hatte.

Noch immer gilt Manser als verschollen. Die Filmemacher müssen annehmen, dass der unbequeme Umweltaktivist, auf den in Malaysia ein Kopfgeld ausgesetzt war, tot ist. «The Borneo Case» folgt also den Spuren eines Geistes, eines Widerstandsgeistes, der bis heute und – der Lokalpatriotismus darf sich geschmeichelt fühlen – auch in Basel wirkt.

Globale Korruption

Am Anfang der fünfjährigen Recherchearbeit steht Mutang Urud, der zu Beginn der Neunzigerjahre gemeinsam mit Bruno Manser seine Heimat verliess, um die Weltöffentlichkeit für den Raubbau in Arawak zu sensibilisieren. Doch der Erfolg stellte sich nicht ein, und zu Hause erwarteten den Aktivisten Inhaftierung und Folter.

Die Filmemacher treffen Mutang im kanadischen Exil beim Schneeschaufeln – ein traurigeres Bild für seine Entwurzelung liesse sich kaum finden. Er hat eine Familie gegründet, doch jetzt zieht es den Waldbewohner zurück: Aus dem Radio erfährt Mutang von 12 geplanten Staudämmen, die seine ehemalige Heimat unter Wasser setzen sollen.


Mutang Urud (links) kehrt nach 20 Jahren in den Sarawak zurück.

Wie das bedrohte Ökosystem des Regenwaldes wird auch der Widerstand in «The Borneo Case» als Netzwerk gezeigt, dem die Filmemacher zum Londoner Piratensender Radio Free Arawak folgen. Dieser Sender wird von einem malaysischen DJ und einer britischen Journalistin betrieben, die für ihre Aufklärungsarbeit regelmässig Morddrohungen erhalten.

Spätestens als ein US-amerikanischer Immobilienhändler Radio Free Arawak schachtelweise Beweismaterial zukommen lässt, wird «The Borneo Case» tatsächlich zum Kriminalfall: Die Papiere belegen Korruption von globalem Ausmass, in die neben verschiedenen Banken wie der UBS auch der damalige Regierungschef Malaysias, Abdul Taib, verwickelt ist. Von Amts wegen dürfte Taib sich nicht bereichern, doch er hat im Laufe seiner Amtszeit ein Vermögen von 15 Milliarden Dollar angehäuft – mit Tropenholz.

Schwacher Trost, starkes Zeichen

«Folge dem Geld», lautet das Credo von Lukas Straumann, Geschäftsleiter des Bruno Manser Fonds, der den illegalen Handel mit Tropenholz juristisch in die Zange nimmt. Mit Basel führt «The Borneo Case» seinen letzten Handlungsfaden ein und die Dokumentation zu einem – vorläufig – guten Ende: 2014 tritt Abdul Taib unter Druck der gegen ihn laufenden Untersuchungen zurück.

«The Borneo Case» ist ein engagierter Dokumentarfilm, der zu gleichen Teilen erschüttert und ermutigt. Der Raubbau der vergangenen Jahrzehnte, so zeigt der Film, lässt sich zwar nicht rückgängig machen, aber doch wenigstens bremsen. Für die Hinterbliebenen von Bruno Manser ist das ein schwacher Trost. Für eine couragierte Zivilgesellschaft aber ein starkes Zeichen.

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