Weg mit dem König

Ein bisschen kämpfen, das gefällt den meisten Menschen. Wenn man es richtig anstellt, hat auch niemand etwas dagegen.

Ein bisschen kämpfen, das gefällt den meisten Menschen. Wenn man es richtig anstellt, hat auch niemand etwas dagegen.

Gewaltverherrlichende Spiele sind nichts, was man als vernunftbegabter Mensch gutheissen kann, mag man meinen. Das stimmt so aber nicht ganz: Sie müssen nur draussen stattfinden! Picklige Jugendliche mit fettigem Haar, die stunden-, tage-, jahrelang vor Computerbildschirmen in abgedunkelten, muffigen Zimmern irgendwelche Aliens oder Zombies mit Bazookas abknallen, sind einsame Nerds, die Hilfe brauchen.

Ganz anders verhält es sich aber mit kriegerischen Gruppenspielen draussen. Sportliche Betätigung ist in unserer Gesellschaft eigentlich immer anerkannt, auch wenn es meistens darum geht, eine andere Gruppe zu besiegen, indem man ihnen eins reinballert – mit Bällen, versteht sich, im Fussball zum Beispiel. Letzteres ist mit sehr viel Rennerei verbunden und deshalb für nach draussen gezerrte, verwirrt ins Licht blinzelnde Nerds weniger geeignet.

Die Alternative, gewissermassen das unsportliche Fussball, ist das sogenannte Kubbspiel, ein martialisches Boule mit Ecken und Kanten, es erfordert Treffsicherheit und Taktik. Der Legende nach wurde es von Wikingern erfunden, um sich zwischen Raubzügen die Zeit (und Energieüberschuss-bedingte Aggressionen) zu vertreiben; und das funktioniert auch heute. Hierbei werden die Holzblöcke der gegnerischen Mannschaft mit anderen Holzblöcken umgeworfen, und das macht Spass. Gewonnen hat auch in der demokratischen Schweiz jener, welcher den König, einen grossen, roten Klotz, umwirft, also stürzt. Die dramatische Geräuschkulisse, die ein Computerspiel jetzt liefern würde, muss man sich bei Bedarf im Kopf dazu denken.

Wer zu den Guten gehört, kann sich mit Sicherheit für die Kubbspiele begeistern, die in der Eingliederungsstätte Baselland ESB Reinach gefertigt werden. Am schönsten und kaum teurer als ein Computergame ist das «Kubb Deluxe» aus Schweizer Buche mit robustem Rucksack für 138 Franken, zu bestellen auf www.kubb.ch

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25.05.12

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