Wegen Geld aus Malaysia: Bruno Manser Fonds legt sich mit Leonardo DiCaprio an

Der Bruno Manser Fonds geht im Kampf gegen Korruption und Abholzung in Malaysia nicht nur gegen Banken vor. Der neuste Kontrahent ist Schauspieler Leonardo DiCaprio.

NEW YORK, NY - SEPTEMBER 23: Actor Leonardo DiCaprio speaks at the United Nations Climate Summit on September 23, 2014 in New York City. The summit, which is meeting one day before the UN General Assembly begins, is bringing together world leaders, scientists and activists looking to curb climate change. (Photo by Andrew Burton/Getty Images)

(Bild: Getty Images)

Der Bruno Manser Fonds geht im Kampf gegen Korruption und Abholzung in Malaysia nicht nur gegen Banken vor. Der neuste Kontrahent ist Schauspieler Leonardo DiCaprio.

Ende August sorgte der Bruno Manser Fonds (BMF) international für Schlagzeilen: Der «Hollywood-Reporter», der US-Sender CNBC, der «Guardian» – alle berichteten über die «Swiss-based Rain Forest Charity», und vor dem unscheinbaren Hauptsitz in einem Basler Altstadthaus fuhr ein Filmteam des französischen Fernsehens vor.

Zwei Tage zuvor hatten die Umweltschützer einen offenen Brief  geschrieben. Empfänger des Schreibens: Leonardo DiCaprio.

Der Bruno Manser Fonds wirft dem Schauspieler eine Verwicklung in den Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB) vor. Es geht um Milliarden, die in die Taschen von korrupten Geschäftsleuten und Politikern geflossen sein sollen. In der Schweiz laufen in diesem Zusammenhang ebenfalls zahlreiche Ermittlungen, unter anderem gegen die UBS, die Falcon Private Bank und die Tessiner Bank BSI.

Auch DiCaprio, so der Vorwurf des BMF, soll Gelder aus dem 1MDB entgegengenommen haben. Malaysische Freunde, die direkt in den Skandal involviert sind, hätten unter anderem den von ihm produzierten Film «The Wolf of Wallstreet» mit dem gestohlenen Geld mitfinanziert. Inzwischen hat die amerikanische Justiz eine Untersuchung eingeleitet.

Anzeige gegen die Finma

Es ist nicht das erste Mal, dass der Bruno Manser Fonds für Schlagzeilen sorgt: Mit einer Kampagne gegen den früheren Regierungschef von Sarawak und zahlreichen Klagen gegen in- und ausländische Finanzinstitute machen die Umweltschützer immer wieder die Öffentlichkeit auf die mit der Abholzung eng verbundene Korruption aufmerksam. «Wenn wir die Korruption nicht stoppen können», sagt Geschäftsleiter Lukas Straumann, «können wir auch den Wald nicht schützen.»

Ein Porträt zu Lukas Straumann finden Sie hier.

Den Kampf gegen die Korruption verfolgt der Bruno Manser Fonds hartnäckig: Bereits vor vier Jahren reichte er eine Anzeige gegen die UBS ein. Der Vorwurf: Die Bank soll 90 Millionen Dollar aus illegalen malaysischen Holzgewinnen gewaschen haben.

Weil die Finanzmarktaufsicht Finma entscheidende Dokumente nicht an die Staatsanwaltschaft übermitteln wollte, reichte der Bruno Manser Fonds im Juni Anzeige gegen einzelne Mitarbeiter der Finma ein, denen er eine Behinderung der Untersuchungen vorwirft. Zeitgleich hatte auch das Bundesgericht die mangelnde Kooperation der Finma gerügt und eine Herausgabe der Beweismittel erzwungen.

Schweizer Banken involviert

Dass der Bruno Manser Fonds bei seinen juristischen Schritten deutlich mehr als blinden Umweltaktivismus betreibt, zeigt exemplarisch der Fall der Tessiner Privatbank BSI. Im Frühsommer dieses Jahres hat die Finma nach zweijährigen Ermittlungen die Auflösung der Bank verfügt. Auslöser war abermals eine Strafanzeige des Bruno Manser Fonds.

Im Jahr 2014, als die Öffentlichkeit noch keine Kenntnisse vom 1MDB-Skandal hatte, reichten Mitarbeiter des BMF eine Strafanzeige gegen die Tessiner Bank ein. Von einer britischen Journalistin hatte der Bruno Manser Fonds detaillierte Unterlagen erhalten, die zeigten, wie die BSI und weitere Schweizer Banken mehrere Hundert Millionen aus dem malaysischen Staatsfonds entgegengenommen und weitertransferiert hatten.

DiCaprio reagiert nervös auf den BMF-Brief: Pressetermine wurden abgesagt, ein Auftritt mit Hillary Clinton annulliert.

Für den Bruno Manser Fonds ist die Auflösung der BSI dennoch nur ein Teilerfolg, wie Lukas Straumann sagt. Das finale Ziel müsse es sein, dass sämtliche Korruptionsgelder an die malaysische Bevölkerung zurückfliessen und der dortigen Entwicklung und dem Schutz der Wälder zugute kommen.

Im Fall der BSI hätten die Behörden 95 Millionen unrechtmässig bezogene Dollar eingezogen. Geld, das jetzt in die Kassen des Bundes übergehen soll. «Dagegen wehren wir uns», sagt Straumann. «Dieses Geld gehört der Bevölkerung Malaysias und wir werden uns dafür einsetzen, dass es auch dorthin zurückfliesst.»  

Eine Rückzahlung der erhaltenen Potentatengelder hat der Bruno Manser Fonds auch im Schreiben an Leonardo DiCaprio verlangt. Ohne Folgen blieb die Forderung nicht: Von einer Umweltorganisation in den USA hat der BMF erfahren, dass die Stimmung im Lager des Schauspielers äusserst angespannt sei. Er habe sämtliche Pressetermine abgesagt. Auch ein gemeinsamer Auftritt mit Hillary Clinton sei annulliert worden.

Für DiCaprio besonders heikel: Er setzt sich mit einer eigenen Stiftung und als Klimabotschafter der UNO aktiv gegen die Abholzung in Südostasien ein. Eine Antwort hat der Bruno Manser Fonds von ihm bis heute nicht erhalten. «Wir werden dran bleiben», sagt Lukas Straumann, «wir mögen es nicht, wenn man auf unsere Briefe nicht antwortet.»

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