Weniger Geld für Schullager

Der Landrat bezahlt künftig weniger Geld an Schullager auf Sekundarstufe. Auch die Elternbeiträge hat er limitiert. Für Schulleiter und Lehrer bedeutet das ein Umdenken in der Planung.

Sportliche Aktivitäten in freier Natur: Schullager sollen einen Ausgleich zum Schulalltag schaffen. (Bild: Keystone)

Der Landrat hat die Beiträge an Baselbieter Sekundarschullager gekürzt. Das stellt die Schulleitungen und Lehrer vor neue Herausforderungen: Sie müssen anders planen.

Sparen ist angesagt im Kanton Baselland. Das bekommen auch die Schulen zu spüren. Sie werden künftig kleinere Beiträge an Schullager auf Sekundarstufe erhalten. Grund dafür sind Budgetkürzungen, die der Landrat beschlossen hat. 2010 hatte der Kanton noch Beiträge in einer Gesamthöhe von 4 Millionen Franken bewilligt, neu sind es noch 2,5 Millionen Franken pro Jahr. «Dieser Betrag wird pro Kopf verteilt», sagt Dieter Kaufmann, Leiter der Abteilung Aufsicht Sekundarschulen.

Pro Schüler stehen jährlich noch kantonale Beiträge von durchschnittlich 225 Franken zur Verfügung. Hinzu kommen die Elternbeiträge. Auch die hat der Landrat begrenzt (siehe Kasten). «Die Eltern müssen mit einem Mindest- und mit einem Höchstbetrag pro Lager rechnen können», begründet Kaufmann den Entscheid.Das Universitätsspital Basel organisiert seine Notaufnahme neu und will kürzere Wartezeiten. 

Jonglieren mit Geld

Das bedeutet für die Schulen, dass sie anders planen müssen. Sie müssen die Gelder, die sie vom Kanton zugesprochen bekommen, unter den Lehrpersonen respektive den Schülern verteilen. In der Sekundarschule Arles­heim sieht das so aus: «Wir werden im November im Kollegium fragen, wer 2013 mit seiner Klasse ein Lager plant», sagt Schulleiter Simon Esslinger, «dann können wir das Geld verteilen.» Dabei werden auch Misch­rechnungen gemacht: Wenn eine Klasse nur einen «Zweitägigen» macht, bleibt für eine andere Klasse mehr Geld für ein Skilager übrig.

Auch die Eltern müsse man vermehrt in die Planung einbeziehen, sagt Esslinger. «Wir müssen schauen, dass die maximale Belastung der Eltern für die Dauer der Sekundarschule eingehalten wird.» Konkret: Wenn Eltern in einem Jahr etwas mehr bezahlen müssen, sollen sie im folgenden Jahr weniger stark belastet werden.

Insgesamt müssen die Schulen mit weniger Geld auskommen als bisher. Schulaufseher Dieter Kaufmann sieht darin kein Problem: «Schulen, die verwantwortungsbewusst wirtschaften, kommen mit den festgesetzten Beträgen aus», ist er überzeugt. Man könne damit keine Pensionslager mehr machen, sondern müsse halt selber kochen, «aber das ist ja auch vom sozialen Aspekt her gut».

Zukunft ungewiss

Auch der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) sieht die heutige Bedeutung von Lagern darin, «soziale Kompetenzen zu entwickeln, die es zum Zusammenleben braucht». Beat W. Zemp, Zentralpräsident des LCH, schreibt auf Anfrage per Mail: «Ein Lager bietet Lernmöglichkeiten, die es während des normalen Schulunterrichts nicht gibt.» Gut vorbereitete Exkursionen, Bildungsreisen, Schul- und Sportlager seien nach wie vor eine Bereicherung des Schulalltags. Auch das Sozialleben in einem Lager ist wichtig.

Lebenspraktische Erfahrun­gen zu ermöglichen ist einer der Gründe, warum es Schullager überhaupt gibt. Ihre Geschichte reicht bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Im Zuge der Reformpädagogik erachtete man es als wichtig, dass Schülerinnen und Schüler in die freie Natur kommen und sportliche Aktivitäten ausüben. Ein weiteres Anliegen war, dass alle Schüler die Möglichkeit auf derartige Erlebnisse haben sollten, unabhängig von ihrer Herkunft und vom sozioökonomischen Status der Eltern.

Wie sich Verteilungsstrategien wie die der Sekundarschule Arlesheim bewähren, wird sich zeigen. Dass die Aktivitäten ausserhalb des Schulzimmers im bisherigen Rahmen beibehalten werden können, ist aber alles andere als sicher. Und doch ist es wichtig, dass auch künftig alle Sekundarschüler regelmässig in den Genuss von Ausflügen und Schullagern kommen. Denn alles, was früher für Schullager sprach, gilt auch heute noch. Speziell das Argument, dass Schüler mit der Natur in Berührung kommen, hebt LCH-Präsident Zemp hervor. «Viele Kinder und Jugendliche wachsen heute in städtischen Agglomerationen auf, ohne primäre Naturerfahrungen machen zu können. Hier sollen Schullager einen Ausgleich schaffen.»

Was Eltern maximal bezahlen müssen

Der Elternbeitrag für ein Sommerlager ist auf mindestens 100 Franken festgesetzt, für ein Winterlager müssen Eltern mindestens ­150 Franken bezahlen. Die Obergrenze beträgt 150 Franken für Sommer- und 200 Franken für Winterlager. Pro Schüler stehen für ein ­Winterlager also maximal ­425 Franken zu Verfügung. Das sind bei einem fünftägigen Lager 85 Franken pro Tag. Ein wesentlicher Posten ist das Skibillett. Hinzu kommen die Kosten für An- und Abreise, Verpflegung und Unterkunft. Selbst wenn am Ende des Skilagers noch etwas übrig bleibt, reicht das kaum für einen zweiten Ausflug mit Übernachtung im gleichen Jahr.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 09.11.12

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