Wenn bei Angehörigen der Geduldsfaden reisst

Wer Demenzkranke auf eigene Faust pflegt, ist oft am Limit. Ein neuer Ratgeber sowie Familien-Schulungen sollen praktische Tipps liefern. Im Zentrum stehen dabei Verhaltenstechniken, die den alltäglichen Umgang mit Betagten erleichtern.

Nicht immer geht es ohne Krampf: Pflege von Demenzkranken kann die Angehörigen ans Limit bringen. (Symbolbild) (Bild: Keystone/Thomas Kienzle)

Wer Demenzkranke auf eigene Faust pflegt, ist oft am Limit. Ein neuer Ratgeber sowie Familien-Schulungen sollen hier praktische Tipps liefern. Im Zentrum stehen dabei Verhaltenstechniken, die den alltäglichen Umgang mit Betagten erleichtern.

Wie gewünscht steht ein herrliches Mittagessen auf dem Tisch. Die Tochter hat sich Mühe gegeben, sie hat die Lieblingsspeise ihrer betagten Mutter angerichtet. Doch die sagt wütend, sie wolle gar nichts essen.

Szenen wie diese treten häufig im Umgang mit Personen auf, die unter Alzheimer oder einer anderen Demenzerkrankung leiden. In der Schweiz sind über 100’000 Personen davon betroffen. Nicht selten führen solche Situationen zu Frustrationen und enormen Belastungen – sowohl bei den Erkrankten wie auch bei den Angehörigen, die sie pflegen.

Ratgeber mit praktischen Tipps

Eine neue Demenz-Familienschulung von Home Instead Seniorenbetreuung soll hier Abhilfe schaffen. Parallel dazu wurde in Zusammenarbeit mit Geriatrie-Experten ein Ratgeber erstellt (auf der Rückseite des Artikels einsehbar). Das Angebot richtet sich insbesondere an Angehörige, die ihre demenzkranken Angehörigen auf eigene Faust pflegen.

Ein Video über die Arbeit von Home Instead:

Ins Leben gerufen wurde die Familienschulung von Katrin Fritz, Geschäftsleiterin der Basler Geschäftsstelle von Home Instead. Die Zentrale der Spitex-Firma in Möhlin ist vor wenigen Tagen in die Schlagzeilen geraten, als die Gewerkschaft VPOD deren Geschäftsmethoden scharf kritisierte. Die Vorwürfe richteten sich jedoch nicht an die Basler Geschäftsstelle, die hinter dem neuen Demenz-Leitfaden steht. 

«Der Ratgeber wurde im Zusammenhang mit der Schulung entwickelt, damit wir den Teilnehmenden etwas in die Hand geben können», sagt Katrin Fritz. Kurz und prägnant sollte dieser Leitfaden sein. «Es handelt sich weniger um eine umfassende Demenz-Schulung, sondern mehr um praktische Empfehlungen», sagt Fritz. Besonders schwierig ist die Situation beispielsweise für Leute, die sogar von ihren eigenen Ehepartnern nicht mehr erkannt werden. Typische Beispiele sind auch Demenzkranke, die einfach weglaufen, sich nicht pflegen lassen wollen oder stets das Gleiche erzählen. Da aufgrund solcher Situationen viele Angehörige am Limit seien, sei ihr die Idee gekommen, ein Projekt zur Familienschulung auf die Beine zu stellen, wie Fritz erklärt. Der Kurs soll auch eine Ermunterung sein, weitere Angebote in Anspruch zu nehmen. Dabei stehen Strategien für den Umgang mit Demenzkranken im Vordergrund.

Ein Wechsel des Gesprächsthemas oder eine geschickte Veränderungen der Wohnumgebung können Wunder wirken.

Wenn ein betagter Mensch stets dasselbe fragt, sollten die Angehörigen keineswegs die Fassung verlieren, sagt Fritz. Eine Antwort wie «Das habe ich dir jetzt schon fünfmal gesagt» bewirke nur eine Frustration beim Erkrankten. Daher ist es sinnvoll, als Betreuender eine Art Ablenkungsmanöver vorzunehmen: Ein Wechsel des Gesprächsthemas, der Beschäftigung oder auch eine geschickte Veränderungen der Wohnumgebung können manchmal Wunder wirken.

Alltägliches wird kompliziert

Nicht selten verhalten sich Demenzkranke ablehnend oder gar aggressiv gegenüber alltäglichen Praktiken: Ankleiden, Waschen oder Essen können sich zu komplizierten Angelegenheiten entwickeln. Wie der Ratgeber von Home Instead erklärt, geschieht dies aus dem Gefühl des Betagten heraus, keine Kontrolle mehr über das eigene Leben zu haben. Daher sollten sich die Angehörigen besser nicht auf Diskussionen einlassen.

Zudem wirkt es beruhigend für den Betroffenen, wenn man ihn selbst entscheiden lässt. Wenn man dem betagten Vater etwa die Wahl lässt, ob er lieber den roten oder den blauen Pullover anziehen möchte, sieht er sich viel ernster genommen. Zudem können Abläufe, die den Rhythmus der erkrankten Person beeinflussen, schon einiges erleichtern, sagt Fritz: «Demenzkranke Menschen brauchen eine Tagesstruktur.»

Die Schulungsdaten, jeweils von 18.00 bis 20.30 Uhr, Güterstrasse 90, Basel:

Mittwoch, 20. August 2014
Mittwoch, 9. April 2014
Donnerstag, 18. September 2014
Donnerstag, 5. Juni 2014
Donnerstag, 6. November 2014
Mittwoch, 9. Juli 2014
Donnerstag, 11. Dezember 2014

Inhalt der Schulungen:

Unterschiede zwischen Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen.
Umgang mit herausforderndem Verhalten.
Finden sinnvoller Beschäftigungen und Aktivitäten.
Vorteilhafte Rahmenbedingungen und erleichternde Kommunikation.

Kursanmeldung: Tel. 061 205 55 77 beziehungsweise empfang.basel@homeinstead.ch

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