Klybeckquai und Volta Ost – die zwei Leuchtturmprojekte liegen weit hinter dem Zeitplan zurück. In beiden Fällen trug Novartis mit Einsprachen wesentlich zu den Verzögerungen bei. Die Stadtplanung sieht ein Kommunikationsproblem auf eigener Seite.
Hätten sich die Vorstellungen der Stadtplaner erfüllt, sähe in Basel Nord heute einiges anders aus. Auf dem Areal Volta Ost neben dem Voltaplatz wäre ein neues Schulhaus und dringend benötigter Wohnraum für Studierende am Entstehen und im ehemaligen Hafen Klybeck würden Zwischennutzungen für stadtweite Ausstrahlung sorgen.
Doch der Kanton hatte seine Planung ohne den Nachbarn Novartis gemacht. In beiden Fällen führten Einsprachen des Unternehmens zu Verzögerungen.
Einsprachen aus ästhetischen Gründen
Der geplante Baubeginn auf dem Areal Volta Ost ist längst verstrichen. Das Areal ist eines der letzten Entwicklungsgebiete im St. Johann. Hier plante die Stadt eine Überbauung mit günstigem Wohnraum und eine Vergrösserung des Primarschulhauses Volta. Beide Projekte waren abhängig von dem Vorhaben der IWB, das bestehende Gaskraftwerk durch ein Holzkraftwerk zu ersetzen.
Dagegen wehrte sich Novartis mit seiner Einsprache. Der Widerstand des Pharmaunternehmens hatte vor allem ästhetische Gründe. Novartis störte sich an den beiden geplanten Silotürmen gegenüber des Firmen-Campus. Und auch eine vorgesehene Anlegestelle, wo Frachtschiffe ihre Holzschnitzel abladen sollten, störten das Unternehmen.
Bisher äusserten sich die involvierten Parteien nur mit grosser Zurückhaltung über die Verhandlungen. Jetzt spricht man beim Kanton offen über die Einsprache. Stadtentwickler Thomas Waltert: «Novatis hat mit den beiden Einsprachen seine Rolle wahrgenommen, die jedem Grundeigentümer zusteht.»
Der Widerstand hatte Erfolg
Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen dem Kanton, den IWB und Novartis ist vor einigen Wochen ein Entscheid gefallen. Die IWB bauen das Holzkraftwerk an einem anderen Ort, der Widerstand von Novartis hatte Erfolg. Damit ist jetzt der Weg frei für die Umgestaltung des Areals. Bis Ende 2017 sollen die ersten Bagger auffahren, mit vierjähriger Verspätung. Als Folge des gescheiterten Holzkraftwerks muss unter anderem die Schulhauserweiterung an einem anderen Ort gebaut werden, einen knappen Kilometer vom Hauptbau entfernt.
Markus Oser, Arealentwickler bei Novartis, begrüsst den Entscheid der IWB. «Durch die Neubeurteilung des Standorts für das Holzkraftwerk wird der vorgesehenen Transformation des Gebiets Volta von einem Industrieraum zum urbanen Wohngebiet und der Aufwertung für die Bevölkerung besser Rechnung getragen.»
Im Fall Klybeckquai waren die Bedenken des Unternehmens grundsätzlicher. Der Kanton habe Novartis als direkten Nachbarn nicht frühzeitig in die Planung miteinbezogen, sagt Oser. In der Folge hat Novartis gegen die Öffnung des Klybeckquais Einsprache erhoben. «Dabei», sagt Oser, «ging es um die Klärung verschiedener Fragen rund um die zukünftige Arealentwicklung des Werks Klybeck von Novartis, nicht zuletzt auch um Aspekte der Sicherheit.»
Ein Mangel an Kommunikation
Nach einigen Wochen und mehreren Gesprächen mit dem Kanton zog das Unternehmen seine Einsprache schliesslich zurück. Für die Zwischennutzer war die Ungewissheit, wann sie endlich loslegen können, offenbar einschneidend. Sie führte dazu, dass sich eine Gruppe ganz aus dem Projekt verabschiedete.
Doch es wäre zu einfach, die Verantwortung für die beiden Einsprachen aussschliesslich bei Novartis zu suchen. Den Aussagen eines involvierten Zwischennutzern zufolge gab es beim Klybeckquai ein Kommunikationsproblem. Der Kanton habe es verpasst, Novartis rechtzeitig zu informieren.
Durchaus auf Augenhöhe
Beim Kanton zeigt man sich in dieser Hinsicht selbstkritisch. «Wir müssen uns auch an der eigenen Nase nehmen», sagt Stadtplaner Thomas Waltert. «In Zukunft müssen wir die Nachbarschaft noch stärker ins Boot holen. Beim Klybeckquai und Volta Ost lief da nicht alles optimal.»
Die Entwicklung eines Stadtteil in Nachbarschaft mit einem Grossunternehmen wie Novartis bringe auch Schwierigkeiten mit sich, sagt Waltert. «Doch genauso kann es auch eine Chance sein.»
Bei Novartis spricht man von einem sehr guten und regelmässigen Kontakt mit den zuständigen Stellen des Kantons. In dem Sinne äussert sich auch Thomas Walter. Dass der Kanton Novartis alle Wünsche erfülle, sei reine Polemik. Kanton und Unternehmen suchten gemeinsam nach Lösungen, durchaus auf Augenhöhe, sagt Waltert.