Seit drei Jahren betreibt die Homosexuellenarbeitsgruppe Habs im Jugendhaus Neubad eine Anlaufstelle für homo-, bi- , asexuelle und transsexuelle Jugendliche. Die TagesWoche sprach mit Roman Heggli aus dem Leitungsteam und dem Jugendgruppenmitglied Aleksandra Angelova über das Projekt.
So gegen den Jahrtausendwechsel kamen die Jugendgruppen ziemlich aus der Mode. Sei es bei Parteien, Verbänden oder eben auch der Homosexuellen Arbeitsgruppe Basel (Habs). Doch seit einigen Jahren erleben die Jugendorganisationen ein regelrechtes Revival. Auch bei der Habs. Das vor zwei Jahren gegründete Projekt Anyway, der Treffpunkt für «Anderssexuelle Jugendliche» ist sogar so erfolgreich, dass er am 6. November den Chancengleichheitspreis der beiden Basel gewonnen hat (Preisverleihung findet von 18 bis 21 Uhr statt; BarLounge Sichtbar, Dornacherstrasse 192, Basel).
Herr Heggli, wie muss man sich einen homosexuellen Jugendtreff vorstellen. Ein rosa Sommercasino?
Roman Heggli: Meistens nicht. Ausserdem sind wir – von wegen Rosa – kein Treffpunkt für jugendliche Schwule, sondern eine Jugendgruppe für Schwule, Lesben, Trans- oder Asexuelle. Eben für alle «Anderssexuellen».
Das ist erstaunlich. Die Habs ist doch allgemein als reine Männerorganisation bekannt. Und das Verhältnis zwischen Lesben und Schwulen zum Beispiel war ja auch nicht immer ganz einfach.
Heggli: Das ist Schnee von gestern. Die Jungen begreifen heute nicht mehr, warum sich die die Menschen, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen, auch noch auseinanderdividieren sollen. Schliesslich haben wir über grosse Strecken die gleichen Anliegen und Probleme.
Also nicht rosa. Aber eine Queer-Teestube mit Tischtennis und Töggelikasten?
Heggli: Genau. Aber wir haben leider kein eigenes Lokal. Wir sind einfach jeden zweiten Donnerstag im Jugendhaus Neubad zu Gast. Und es gehört zum Konzept, dass wir den Jugendlichen ein Programm bieten. Das können Vorträge von spannenden Leuten, zum Beispiel aus anderen Kulturen, oder Diskussionen zu sexueller Gesundheit und Verhütung oder Coming-Out-Storys sein. Das gibt Gesprächsstoff und macht es den Jugendlichen leichter sich kennenzulernen. Nach dem Programmteil kann man sich dann in Gruppen zum Plaudern zusammensetzen, sich mit Problemen an die Leiterinnen und Leiter wenden. Es geht darum, den Jugendlichen die Hemmschwelle zu nehmen. Eine Anlaufstelle, ohne sich gleich in die Szene stürzen zu müssen.
Angelova: Bis zum Anyway wussten nur sehr wenige Freundinnen, meine Schwester und meine Cousine, dass ich auf Frauen stehe. Mein richtiges Coming-out hatte ich erst hier. Und selbst zum Anyway musste mich beim ersten Mal meine Cousine begleiten. Beim zweiten Mal Roman. Erst dann habe ich mich getraut, selbstständig zu gehen. Heute kommt es mir selber komisch vor, dass ich so viel Hilfe brauchte. Um seine ganze Persönlichkeit zu entfalten, muss man seine Sexualität als etwas Gesundes und Selbstverständliches sehen. Das war für mich schwer und brauchte viele Gespräche.
Heggli: Eben. Den Rahmen, sich selbst zu akzeptieren, wollen wir den Jugendlichen bieten, und der ist offenbar ein Bedürfnis. Wir werben nicht um Toleranz. Wir fordern Akzeptanz. Deshalb haben wir uns auch für den Chancengleichheitspreis beworben. Denn Chancengleichheit für Anderssexuelle gibt es nur, wenn man sie voll und ganz akzeptiert. Uns zu tolerieren würde ja eigentlich bedeuten, dass wir uns nicht ganz korrekt verhalten, aber die Gesellschaft ein Auge zudrückt.