Wissenschaftlich untersucht: So nennen Baslerinnen und Basler ihre WLAN-Netze

WLAN-Namen sind in Basel nicht immer originell. Das sagt jetzt auch die Wissenschaft. Grund genug, um das zu ändern.

Manche Namen privater WLAN-Netzwerke sind ganz witzig. Jetzt interessiert sich auch die Wissenschaft für sie. (Bild: Nils Fisch)

WLAN-Namen sind in Basel nicht immer originell. Das sagt jetzt auch die Wissenschaft. Grund genug, um das zu ändern.

Sie heissen «Herr Losli und Hanni», «wurstamstiel» oder auch «lick my ballzzz»: Die WLAN-Netzwerke der Baslerinnen und Basler tragen viele Namen. Wie wir in der Stadt unsere Netzwerke benennen, ist deshalb nun auch Gegenstand der Wissenschaft. Untersucht vom Sprachforscher Lorenz Hofer. Am 12. November wird er im Rahmen der öffentlichen Antritts- und Habilitationsvorlesungen der Philosophisch-Historischen Fakultät an der Uni Basel zum Thema referieren.

Lorenz Hofer

Lorenz Hofer (Bild: zVg)

Die Namensforschung ist innerhalb der Sprachwissenschaften ausgesprochen traditionsreich und daher immer dankbar um neue Forschungsgebiete. Ein solches bot sich Hofer zu Beginn des Smartphone-Zeitalters geradezu an, als man plötzlich überall in der Stadt auf seinem Display die Namen fremder Netzwerke sehen konnte. Und so begann der Wissenschaftler mit Sammeln. «WLAN-Netzwerke können im Vergleich sehr frei und ohne soziale Konsequenzen mit Namen versehen werden», sagt Hofer. Deshalb hofft er, für die Wissenschaft neue Erkenntnisse über Prozesse der Namensbildung zu gewinnen.

Viele Namen sind banal

Über 4000 Namen hat Hofer mittlerweile beisammen, zu denen sich die Netzwerk-Inhaber offensichtlich etwas überlegt haben. Nicht immer viel – und (leider) auch längst nicht immer so Originelles, wie auch während des Sammelns festzustellen gewesen sei. «Viele benennen ihr Netzwerk einfach nach ihrem Personennamen oder Wohnort», sagt Hofer, «wobei manche gleich den vollen bürgerlichen Namen der Umwelt bekannt geben.» Eher «witzlos» seien auch die durchaus beliebten Namen wie «HierkommstDunitrein» für ohnehin gesicherte Netzwerke.

Generell werde in Basel bei Namen aus der Kategorie «lustig» fleissig kopiert, was man anderswo aufgeschnappt habe, sagt Hofer. Origineller seien da zum Teil sogar Geschäfte oder Restaurants. Die setzen laut Hofer zwar auch meistens auf das «mit Briefkasten vergleichbare Prinzip», wo man ebenfalls den eigenen Namen angibt. Jedoch soll es in der Nähe des Voltaplatzes auch ein Restaurant geben, das seine Mittagsmenüs über die WLAN-Benennung anpreist.

Ausdruck der Identität

Nur bedingt bestätigen kann Hofer in Basel den Trend, den der Nachrichtensender BBC vor einiger Zeit erkannt haben wollte: Demnach würde zunehmend über WLAN-Namen mit passiv-aggressiven Botschaften Streitereien mit Nachbarn ausgetragen: So nannte etwa ein Nutzer sein WLAN «Hören Sie auf, meine Zeitung zu stehlen», worauf er auf demselben Kommunikationsweg prompt die Antwort erhielt: «Zu Ihrer Information: Ich lese sie nicht, ich werfe sie nur weg!»

Solche Namen aufgrund von Vorkommnissen seien in Basel «eher selten», sagt Hofer. Wesentlich beliebter seien dagegen Namen, die Hofer als «Ausdruck der persönlichen Identität» interpretiert. Zum Beispiel, wenn sich jemand auf diese Art zu einem Fussballclub bekennt, zu einen Film oder Computerspiel.

Warum jemand seinem Netzwerk einen entsprechenden Namen gibt, sei noch nicht abschliessend geklärt, sagt Hofer. Er sieht aber Parallelen zum Phänomen, dass viele Menschen ihrem Auto einen Kosenamen geben.

Eine im Hier und Jetzt empfundene Einsamkeit

Damit wiederum lässt er interessante Rückschlüsse auf die Personen zu, die dasselbe mit WLAN-Netzwerken tun: Frei nach einem Artikel von «Spiegel Online» sprächen WLAN-Benennungen, die jenseits des Briefkasten-Prinzips erfolgen, einerseits für eine besonders hohen Identifikation mit der digitalen Welt – andererseits, ebenfalls frei nach einem Artikel der «Welt», für eine im Hier und Jetzt empfundene Einsamkeit.

Ebensogut kann die Namenvergebung aber aus purer Freude am kreativen Sprachgebrauch erfolgen. So auch bei Lorenz Hofer: Er nannte sein altes Netzwerk «marchepas», seine neuen «marchevite» und «marchette» (Kanadisch-Französisch für «Trabpferd»).

Wie nennen Sie Ihr Netzwerk? Teilen Sie es uns im folgenden Formular mit – gerne auch mit der Geschichte dazu, was es mit dem Namen auf sich hat. Und wer bislang seinem Netzwerk noch keinen Namen verliehen hat: Vielleicht ist jetzt Ihr einsamer Moment, um das nachzuholen.

Und um gleich mit gutem Beispiel voran zu gehen: Dasjenige der TagesWoche heisst «TWAir». Kurz und pragmatisch.

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