Wer nach Hamburg reist, landet früher oder später am Hauptbahnhof. Es gibt Geldautomaten, Schliessfächer, Verpflegungsmöglichkeiten. Der optimale Startpunkt für den Ausflug also. Von hier aus geht es in die Shoppingmeile, wo alle Läden so viel grösser wirken als im kleinen Basel und immer wieder ein bisschen wohlige Wärme in dieser kalten Stadt bieten.
Zählt man diese Laden-Unterbrüche nicht mit, dauert es etwa 20 Minuten, bis man in der Speicherstadt angelangt ist. Das Unesco-Weltkulturerbe besticht nicht nur durch seine wunderschönen Bauten, sondern hat auch sonst einiges zu bieten. Am bekanntesten ist wohl das «Miniatur Wunderland», die grösste Modelleisenbahnanlage der Welt. Im Januar hier unvorbereitet hinzugehen, ist allerdings nicht empfehlenswert: Wartezeiten von über einer Stunde sind die Regel, und in der Zeit darf man das Gebäude nicht mehr verlassen. Zu trostlos für diese trostlose Jahreszeit.
Ganz in der Nähe ist dafür etwas, was nicht nur die Seele, sondern auch den Körper wärmt: In der Speicherstadt Kaffeerösterei gibt es den Kaffee nicht nur zum Trinken und als Bohne verpackt, das ganze Haus ist erfüllt vom Duft der hauseigenen Kaffeerösterei. Ein Traum für jeden Kaffeefan und durchgefrorenen Touristen.
Von Wind und Spinnen
Weiter geht es durch die HafenCity. Über einen Steg kann man zu beiden Seiten die modernen (und teuren) Bauten bewundern. So beeindruckend die Häuser, so deprimierend ist allerdings die Stimmung, die dieses neue Viertel verströmt. Wirkliches Leben findet hier nicht statt. Das liegt wohl auch daran, dass der Wind meist äusserst unangenehm um die Balkone pfeift und die einzigen Lebewesen, die sich hier wohlzufühlen scheinen, Spinnen sind. Kein Wunder traut sich niemand nach draussen.
Aber bereits von hier aus sieht man das eigentliche Highlight des winterlichen Hamburg-Besuchs: Elphie, wie das monumentale Gebäude von den Hamburgern liebevoll genannt wird, ist wahrlich imposant. Und auch hier bietet sich die Möglichkeit, die kalten Füsse wieder etwas aufzuwärmen. Kurz an der Kasse der Elbphilharmonie ein Gratis-Ticket abholen, schon darf man die beinahe skurril wirkende Flach-Rolltreppe in Elphies Rumpf besteigen.
Hier oben, am Ende des Backsteinbaus und unterhalb des wuchtigen Glasdaches, hat man einen unverstellten Blick auf die Hafenstadt. Auf der einen Seite reicht der Blick weit über die Elbe bis zu den Kränen, welche die Containerschiffe be- und entladen. Im Osten geht der Blick auf die HafenCity, die von hier aus klein und schmal aussieht, im Norden kann man die Passanten beobachten, und in der Ferne sieht man die Turmspitze des Michels, der St. Michaeliskirche.
Nach diesem Spaziergang an einem kalten Wintertag ist das Aussenpensum für Hamburg schon erreicht. Eigentlich. Denn das absolute Highlight, für das man auch gerne noch zehn Minuten in der Kälte verbringt, steht noch aus. Unten am Hafen, dort, wo die Hafenrundfahrten feilgeboten werden, gibt es die besten Matjes-Brötchen der Stadt. Für 3,50 Euro geht der rohe Fisch über die Theke. Dann muss man nur noch eine Treppe hinaufsteigen und auf der Plattform an die Reeling lehnen.
Mit dem Brötchen in der Hand und dem Blick auf die Elbphilharmonie ist das Ferienfeeling perfekt. Und es stört auch nicht mehr, dass die Gliedmassen kurz vor dem Erfrieren sind.
Kultur: Wer trotz allem keine Lust auf einen Spaziergang hat, sollte die Kunsthalle besuchen. Allein das Gebäude aus drei unterschiedlichen Epochen ist den Eintritt wert, und die Sammlung sowieso.
Kulinarik: Wer schnell etwas Gutes essen will, aber vom Fisch genug hat, ist bei Quan Do, ebenfalls in der Nähe des Hauptbahnhofes, gut aufgehoben. Das vietnamesische Essen kommt subito, ist preiswert und sehr, sehr lecker.
Nostalgie: Wer durch den alten Elbtunnel läuft, fühlt sich in die Zeit zurückversetzt, als Autos noch unter dem Fluss hindurchfuhren. Und auf der anderen Seite wird man mit einem tollen Ausblick auf die Stadt belohnt.