Woher das Gold an der Baselworld kommt, wollen die Aussteller nicht wissen

Menschenrechtsverletzungen beim Gold-Abbau – was tun die Schmuck- und Uhrenfirmen dagegen? Viel zu wenig, sagt Human Rights Watch. 

Die Branche bemüht sich um ein glänzendes Image und behauptet, Verantwortung zu übernehmen. 

Mit der Kampagne #Behindthebling ruft Human Rights Watch (HRW) anlässlich der Baselworld Juweliere zu mehr Transparenz auf. Für ihre aktuelle Studie «The Hidden Cost of Jewelry» untersuchte die Organisation 13 grosse Schmuck- und Uhrenfirmen. Ihr Umsatz beträgt insgesamt jährlich 30 Milliarden US-Dollar, darunter Bulgari, Chopard, Harry Winston und Rolex. Es sind alles Unternehmen, die auf der Baselworld ausstellen.

Juliane Kippenberg von HRW sagt: «Wir fanden heraus, dass die meisten Firmen nicht wissen, woher ihr Gold und ihre Diamanten kommen, und dass sie menschenrechtliche Risiken nicht ausreichend prüfen.» Die meisten, darunter Bulgari, Chopard und Harry Winston, veröffentlichten nur wenige Informationen über ihre Lieferketten und die damit verbundene Unternehmensverantwortung. Einige Unternehmen, wie zum Beispiel Rolex, geben überhaupt keine Auskunft.

Ein unpräziser, undurchsichtiger Standard

«Viele wiesen auf den Responsible ­Jewellery Council (RJC) hin und wollten damit belegen, dass sie verantwortlich handeln», so Kippenberg. Der RJC ist ein industrienaher Verband mit über 1000 Mitgliedern, der diese für die Umsetzung seines «Code of Practices»-Standards zertifiziert.

Der Standard ist allgemein gehalten, wenig präzise und er verlangt von den Firmen nicht, ihre Lieferkette zu kennen. Kommentar Kippenberg: «Die Einhaltung wird unzureichend überprüft, der Prozess der Zertifizierung ist undurchsichtig. Der Standard fällt selbst hinter die von der OECD entwickelten Richtlinien zu Lieferketten für Mineralien zurück.»

Erfreulich findet Kippenberg hingegen, dass eine wachsende Zahl von Schmuckherstellern, insbesondere kleine Juweliere, sich bemühe, Gold aus kleinen Minen zu beziehen, in denen die Menschenrechte gewahrt werden. Ein Beispiel hierfür ist das Siegel «Fairmined», das Minen zur Einhaltung klar festgelegter arbeitsrechtlicher Standards verpflichtet und diese regelmässig prüft.

Auch der Schweizer Schmuck- und Uhrenhersteller Chopard beziehe einen kleinen Teil seines Goldes aus diesen Minen. «Es ist aber enttäuschend, dass Chopard über die Lieferkette für den weitaus grösseren Teil seines Goldes gar keine Auskunft gibt», sagt Juliane Kippenberg. Die Minen seien weit weg, die Verantwortung müsse dennoch hier übernommen werden, ist sie überzeugt. «Juweliere und Uhrenhersteller sollten ihre Wertschöpfungskette kennen und Zulieferer darauf verpflichten, ihnen schriftliche Informationen über alle Schritte bis zurück zur Mine zu geben.»

https://tageswoche.ch/form/reportage/das-glaenzende-schweizer-gold-kommt-vom-dreckigsten-ort-der-welt/

Initiative für besseres Gold

Die Vereinigung Schweizer Gold- und Schmuckkhändler und das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft Seco lancierten 2013 die Better Gold Initiative (BGI). Diese will transparente und verantwortliche Lieferketten für Gold aus kleinem und mittelgrossem Goldbergbau einführen. Die BGI hat in Peru die Zertifizierung von sechs Kleinminen begleitet. Sie arbeitet mit verschiedenen Zertifizierern zusammen, darunter Fairtrade und Fairmined. Doch faires Gold ist noch ein absolutes Nischenprodukt und macht weniger als ein Prozent des aus Peru exportierten Goldes aus.

Immerhin erhöht sich der Druck auf international tätige Firmen. Auch die «Konzernverantwortungsinitiative» drängt darauf, dass eine Sorgfaltspflicht für Unternehmen rechtlich bindend wird.

Die wichtigsten Links: Zur Kampagne #Behindthebling; Zum Bericht von Human Rights Watch «The hidden cost of Jewelry»; Zur Konzernverantwortungsinitiative

Nächster Artikel