Woher der Pelz kommt? Vielen Basler Boutiquen ist das egal

Seit 2014 gilt in der Schweiz eine Pelz-Deklarations-Pflicht. Basler Boutiquen foutieren sich darum. Viele Ladenbesitzer wissen nicht einmal, welche Tiere sie verkaufen.

Pelz ist teuer und wieder populär.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Seit 2014 gilt in der Schweiz eine Pelz-Deklarations-Pflicht. Basler Boutiquen foutieren sich darum. Viele Ladenbesitzer wissen nicht einmal, welche Tiere sie verkaufen.

Eine Mütze mit Pelz-Bommel für 180 Franken, eine Trend-Jacke mit Kojotenfell für 900. Pelz ist teuer – und wieder im Trend. Das zeigt ein Rundgang durch die Boutiquen der Basler Innenstadt.

Kürzlich berichtete die «Schweiz am Sonntag», dass die Pelzindustrie dieses Jahr seit 1992 ihr bestes Resultat erreichen könnte. Noch nie wurde so viel Pelz importiert. Das liegt auch daran, dass die tierische Kleidung bei Jungen beliebt ist.

Arlette Gorbella von der Boutique Zeronove am Spalenberg bestätigt diesen Trend. Viele Kunden würden explizit nach Pelz fragen, denn dieser sei gerade en vogue. «Die Jungen sehen Kleidungsstücke mit Pelz bei ihren Idolen und wollen deshalb auch solche.»

Sie biete nur «fair produzierte» Pelze, keine «China-Ware». Woher ihre Pelze kommen, kann Gorbella aber nicht sagen. «Das sind alles Füchse – also wahrscheinlich.»

Füchse aus Bündner Bergen

Einen Laden weiter gibt es Hüte und Halsbedeckung mit Fuchsfell. Die Verkäuferin sagt, es finde ein Umdenken statt, die Kunden kauften weniger Pelz. Aber als Geschäft müsse man solche Produkte anbieten, solange die Nachfrage da sei.

Nächste Station, das «c’est moi» an der Schnabelgasse: Hier gibt es einige Pelzkrägen und tierische Bommel-Mützen. Die Inhaberin Josette Haas-Chevroulet sagt, ihre Fuchsfelle kämen aus den Bündner Bergen. Deswegen könne sie dahinterstehen.

«Diese Füchse werden aufgrund der Regulierung der Wildtierbestände sowieso geschossen. Warum also soll ihr Fell nicht verwendet werden dürfen?», fragt Haas-Chevroulet.

Beitrag aus der «Rundschau» zum Thema Pelz-Deklaration, 8.1.2014:

Dass die Verkäuferinnen und Verkäufer wissen, woher und von welchem Tier die Felle stammen, ist eher die Ausnahme. Eigentlich müssten alle Geschäfte seit 2014 ihre Pelze deklarieren – und zwar detailliert. So muss beispielsweise auch der lateinische Name des Tieres sowie die Gewinnungsart (zum Beispiel «Wildfang» oder «Fallenjagd») auf dem Etikett stehen.

Von den zehn Geschäften, die die TagesWoche anfragte, deklariert nur eines seine tierischen Produkte korrekt nach dem Gesetz. Nämlich das Kleidergeschäft PKZ an der Freien Strasse.

Der Geschäftsführer Patrice Schneider sagt, die Jacken mit Pelzkrägen würden seit ein, zwei Jahren «sehr gut» verkauft. «Marken wie Woolrich oder Canada Goose sind gerade bei Jungen sehr beliebt.»

«Keine Billigware – also muss Gewinnung in Ordnung sein»

In einer Boutique nahe der Schifflände sucht man vergeblich nach der Deklaration der Pelze. «Made in China» steht auf dem Etikett. Mehr nicht. Die Verkäuferin sagt, es werde «vieles zu negativ bewertet», was mit Pelzen zu tun habe. «Unsere Produkte sind von namhaften Designern, das ist keine Billigware. Also wird auch die Pelz-Gewinnung in Ordnung sein.» Nachprüfen lässt sich das allerdings nicht.

Einige Geschäfte verzichten ganz oder teilweise auf tierische Felle. So zum Beispiel die Boutique Set & Sekt am Rümelinsplatz. Die Geschäftsführerin Corinne Grüter sagt: «Pelze sind nicht mehr in Mode. Es ist doch irgendwie lächerlich, einen Pelz zu tragen.» Weil sie nicht dahinterstehen könne, verzichte sie darauf. Jedoch nicht ganz: Letztes Jahr hatte das Geschäft eine Pelz-Weste im Angebot. Diese sei aber lange Zeit hängengeblieben bis sie jemand kaufte, sagt eine Verkäuferin.

Protest angekündigt

Im «Ooid Store» in der St. Johanns-Vorstadt ist Pelz ebenfalls verpönt. «Wir legen grossen Wert darauf, dass unsere Kleider nachhaltig produziert sind», sagt die Verkäuferin Derya Cukadar. Einzig ein Fellprodukt findet man im Laden: Lammfell-Handschuhe. Das seien Einzelstücke, erklärt Cukadar. Und sie seien nachhaltig hergestellt.

Dass es auch ohne Pelz geht, zeigt die Manor. Dort gibt es seit 2014 keine Echtpelz-Produkte. Das Warenhaus verpflichtete sich gerade zum dauerhaften Verzicht auf Pelze.

Das sollten auch andere Warenhäuser und Boutiquen so handhaben, findet der Aktivist Simon Aeberhard. Der Lehrer und Blogger aus Bern ruft deshalb auf Facebook dazu auf, am Mittwochabend gegen Pelze zu demonstrieren.

In der Freien Strasse will er Tier-Leichen mit Kreide auf den Boden malen. Symbolisch – so wie es in Fernsehkrimis gemacht wird. Sein «Mahnmal für die Kojoten» soll den Leuten wieder bewusst machen, was sie eigentlich kaufen.

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