Die Universität Basel setzt mit ihrer «Strategie 2014» überwiegend auf Bewährtes und Lukratives. Es sollen aber auch einige neue Studiengänge entstehen. Der Entscheid über das Budget liegt bei den beiden Regierungen.
Abstrakte Wortwolken gibt es viele in der «Strategie 2014» der Universität Basel, dazu einige handfeste Studierendenzahlen, da und dort sind noch ein paar gleichermassen zeitgemässe wie erwartbare Begriffe eingestreut: «Nachhaltigkeit», «Effizienz» und so weiter. Bei genauerem Hinsehen aber enthält das 24-seitige Papier durchaus Interessantes.
Die letzte Strategie datiert aus dem Jahr 2007 und Ueli Vischer, Präsident des Universitätsrats, blickte zu Beginn der Medienkonferenz zurück. Zwar sei es gelungen, die Uni Basel als regional verankerte Hochschule mit internationaler Ausstrahlung zu profilieren. «Hier hat sich insbesondere der konsequente Ausbau der ‹Life Sciences› ausbezahlt.» Die strikte Gliederung zwischen den zwei Schwerpunkten «Life Sciences» und Kultur habe rückblickend aber zu einer Polarisierung der beiden Wissensgebiete geführt, die sich in ihrer Forschungsmethodik stark unterscheiden, sagt Vischer. «Während in den Naturwissenschaften beispielsweise vorwiegend in Forschungsgruppen gearbeitet wird, arbeiten die Geisteswissenschaftler oft individueller.»
Viel Natur- und ein wenig Geisteswissenschaft
Der Rektor Antonio Loprieno kommt anschliessend auf die Neuerungen der «Strategie 2014» zu sprechen. Die strenge Zweigliederung von 2007 weiche einem offenen, interdisziplinären Ansatz. «Was wir jetzt haben ist zwar klar, aber gerade dadurch einengend.» Neu gibt es sechs thematische Schwerpunkte: Life Sciences, Bildwissenschaften, Nanowissenschaften, Nachhaltigkeits- und Energieforschung, European and Global Studies und Narrativität.
Eine weitere Fokussierung auf Life Sciences und Nanowissenschaften erstaunt wenig, beide Forschungsbereiche sind schon etabliert und es finden Kooperationen mit Partnern aus der Industrie und anderen Hochschulen statt. Am «Swiss Nanoscience Institute» (SNI) beispielsweise forschen Vertreter der Universität Seite an Seite mit Forschern der FHNW und Firmenpartnern. Christian Schönenberger vom SNI will eine Schnittstelle zwischen universitärer und angewandter Forschung sein. Er konkurrenziere damit jedoch nicht die Forschungsinstitute der Fachhochschulen – angewandte Forschung ist ursprünglich deren Spezialität – sondern ergänze die bestehenden Angebote. «Die Fachhochschule widmet sich eher den akuten Problemen der Firmenpartner, während wir uns den längerfristigen Fragen widmen», sagt der Physiker.
Zweisprachige Universität Basel
Ganz ähnlich ist auch die «translationale» Ausrichtung der Life Sciences zu verstehen. Diese funktioniert als Schnittstelle zwischen Grundlagen- und klinischer Forschung. Hier wird die aktuelle Zusammenarbeit mit Pharmariese Roche künftig noch intensiviert werden. Edwin Constable, Vizedirektor Forschung der Universität Basel, gibt zu, dass man sich mit solchen Partnerschaften in ein Abhängigkeitsverhältnis manövrieren kann. «Wir sind in den letzten Jahren aber zu wahren Experten in entsprechenden Rechtsfragen, beispielsweise nach den Urheberschaft von wissenschaftlichen Erkenntnissen, geworden.» Eine Randbemerkung: Constable hat sein Referat in Englisch gehalten und damit nicht nur die anwesenden Journalisten gefordert. Auch die Studenten müssen sich diesbezüglich auf etwas gefasst machen: In Zukunft wird die Uni Basel vermehrt englischsprachige Lehrveranstaltungen anbieten.
Im Rahmen des zeitgeistigen Schwerpunktes «Nachhaltigkeits- und Energieforschung» soll der bestehende Master in «Sustainable Development» zu einem eigenen Studiengang ab Bachelor-Stufe ausgebaut werden. Dieser werde den Dialog zwischen Natur- und Sozialwissenschaften fördern, ist Rektor Loprieno überzeugt. «Nachhaltigkeitsfragen haben immer auch einen kulturellen, gesellschaftlichen Aspekt.»
Budget bei den beiden Regierungen hängig
Gänzlich neu ist der Schwerpunkt «Narrativität». Dieser kommt jedoch mehr wie ein halbgares Zugeständnis zu den Geisteswissenschaften daher als wie ein entschiedenes Bekenntnis. So vage wie der entsprechende Abschnitt im Strategiepapier, so deutlich ist Loprienos Antwort auf die Frage, was sich hinter diesem Schwerpunkt verstecke. «Das ist erst angedacht, hier können wir noch nichts Konkretes sagen.»
Will eine Universität wissenschaftlich relevant und in der Lehre tonangebend bleiben, sind Investitionen unausweichlich. Die Uni Basel erhält von den Regierungen der beiden Basel jeweils im Vierjahresrhythmus ein Globalbudget zugesprochen. Der Antrag für die Finanzierung der «Strategie 2014» liege seit Anfang Oktober bei den beiden Regierungen, sagt Vischer. Über Zahlen will er jedoch nicht sprechen, «die Regierungen sollen frei von öffentlichem Druck entscheiden können». Einen Teil der Kosten will die Universität aus eigenen Kräften beisteuern, sei es mit Drittmitteln oder mit Kosteneinsparungen. Letztere könnten unter anderem in der Philosophisch-Historischen Fakultät anfallen. Im Strategiepapier ist von einer «qualitativen und quantitativen Konsolidisierung» des dortigen Studienangebotes die Rede.