In Basel heisst Polizeiarbeit „Community Policing“ – das tönt imposanter.
Als ich neulich von der Swiss Railway Station via den Exhibi-tion Square zur German Railway Station fuhr (natürlich mit dem Public Transport auf der Cherry-Garden-Linie), stach mir dort ein kleiner Informationsstand unserer Kantonspolizei ins Auge. Sie präsentierte etwas, das mir in unserer im Prinzip deutschsprachigen Landesgegend doch eher absurd vorkommt: «Community Policing». Warum zum Geier behelligt man mich und die armen Police Officers – hartnäckig and for years – mit einem Fachbegriff aus der amerikanischen und britischen Polizeiarbeit? What the hell does this mean in German?
«Policing» steht im Englischen für Polizeiarbeit, mainly aber für Überwachung. Und da «Community» für Gemeinschaft steht, bedeutet «Community Policing» nichts anderes als «Überwachung der Allgemeinheit». Das kennen wir schon aus der Fichenaffäre (just to remember: Dort sammelte die Bundespolizei Daten über fast eine Million potenziell staatsgefährdende Schweizer).
Gemeint ist selbstverständlich aber etwas anderes: Polizeiarbeit in der, für die und unter Mitwirkung der Allgemeinheit. Das ist löblich, bedürfte aber keines englischen Begriffs. Früher hiess das: «Die Polizei, dein Freund und Helfer». Sechs deutsche Wörter – das verstand jede und jeder. Wenn es alle verstehen, können alle den Wahrheitsgehalt der Aussage überprüfen und die korrekte Umsetzung gegebenenfalls anmahnen.
Zur Erklärung des englischen Begriffs und der Politik brauchte es bei der Einführung eine zwanzigseitige Broschüre. Dafür tönt es auf Englisch imposanter. Und bleibt without any commitment, völlig unverbindlich.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 27.09.13