In der Schweiz werden jedes Jahr über 35’000 künstliche Gelenke eingesetzt. Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür?
Bei fortgeschrittenem Knorpelverschleiss an einem Gelenk spricht man von Arthrose. Aufgrund seiner glatten Oberfläche dient der Gelenkknorpel als Gleitschicht, um Bewegungen im Gelenk reibungslos zu ermöglichen, dank seiner Elastizität dämpft er aber auch Schläge und Erschütterungen. Ist der Knorpel abgenützt, kann es zu grossen Schmerzen und körperlichen Beeinträchtigungen kommen.
Die Abnützung der Hüft- und Kniegelenke ist ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Einerseits, weil die Leute immer älter werden. Andererseits, weil die Beanspruchung der Gelenke immer mehr zunimmt – sei es infolge übermässiger sportlicher Aktivitäten, sei es infolge des weltweit zunehmenden Problems des Übergewichts. Ausserdem steigt auch der Anspruch an die körperliche Integrität und Mobilität.
Etablieren sich die anfangs meist schleichend auftretenden Gelenksschmerzen – zunächst unter Belastung wie zum Beispiel im Rahmen einer limitierten Gehstrecke, später dann auch im Rahmen von nächtlichen und morgendlichen Anlaufschmerzen –, dann ist ein Arzttermin ratsam. Aufgrund der Leidensgeschichte, einer klinischen Untersuchung und von Röntgenaufnahmen muss nun festgestellt werden, ob und in welchem Ausmass eine Knorpelabnützung (Arthrose) vorhanden ist.
Bei den meisten Patienten hilft eine Physiotherapie. Auch Salbenverbände, entzündungshemmende respektive schmerzlindernde Medikamente sowie Spritzenanwendungen können erfolgreich sein. Sind diese Massnahmen ausgeschöpft, muss ein operatives Vorgehen diskutiert werden. Entscheidend für den Hüft- oder Kniegelenksersatz sind vor allem das Schmerzausmass sowie der Grad der Beeinträchtigung der Gelenksfunktion. Der Patient bestimmt also bei gesicherter Diagnose einer Arthrose mit, wann er «reif» ist für die entsprechende Operation und wann diese stattfinden soll.
Festzuhalten ist auch, dass man nicht «zu jung» oder «zu alt» sein kann für einen Gelenksersatz. Die Erfahrung zeigt im Gegenteil, dass gerade ältere Patienten aus Respekt vor einem chirurgischen Eingriff zu lange warten und es später bereuen, sich nicht früher für ein künstliches Gelenk entschieden und sich so von teils jahrelangen Schmerzen erlöst zu haben.
Dr. med. Christoph Holenstein,
FMH Orthopädische Chirurgie (Hüft- und Kniechirurgie), Basel